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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Leben?
     »Was …?«, rang der völlig überraschte Heerführer nach Worten.
     »Im Namen meiner hochedlen Familie befehle ich Euch, lasst ab von diesem unseligen Kampfe. Es ist ja so herzlos und so furchtbar gemein, wenn Ihr gegen einfache Bauern kämpfen wollt. Das kann niemals Gottes Wille sein!«
     Verwirrung und Unglaube spiegelten sich für einen Lidschlag in den Augen des Ritters wider. Jedoch, dieser Moment war nur von kurzer Dauer, dann hatte sich der Edle wieder völlig unter Kontrolle.
     »Geht mir aus dem Wege, unmündiger Grafenspross! Ich habe das verbriefte Siegel des Markgrafen. Ich erteile hier die Befehle und niemand anders!«
     Oddar stellte sich nun schützend vor den kleinen Jungen und wollte ebenfalls das Wort ergreifen. Jedoch, er kam nicht mehr dazu.
     Mit laut knirschendem Schaben liefen die ersten Boote auf das seichte Ufer auf. Die jeweils am Bug stehenden Männer bliesen mit vollen Lungen in ihre großen Hörner und leiteten damit die nächste Phase des Angriffs ein.
     Udos Geduld war nun endgültig erschöpft. Er erhob seinen Schild und stieß ihn mit aller wütender Kraft, die sich bereits seit Tagen in ihm aufgestaut hatte, gegen den Priester. Es gab einen kurzen dumpfen Schlag, als Oddar an Brust und Kopf getroffen wurde. Von der Wucht des Aufpralls getrieben, wurde er sofort ein paar Schritte weit nach hinten geschleudert, riss den kleinen Jungen, der hinter ihm stand und seine Glaubensbrüder mit sich zu Boden und blieb benommen liegen. Aus einer großen Platzwunde an seiner Stirn sickerte ein breiter Blutstrom, der ihm über Gesicht und Augen lief.
     »Da habt Ihr meine Antwort«, brüllte der Ritter vor Wut völlig außer sich.
     Er warf dem am Boden Liegenden noch einen letzten verächtlichen Blick zu, spie zu Boden und erhob sein Schwert.
     »Vorwärts Männer! Zeigt es den gottlosen Heiden!«
     Gleichzeitig stürmte er auf die gut zweihundert bewaffneten Bauern los, von denen bereits die Ersten zu einem todesmutigen Kampf Aufstellung genommen hatten.
     Während Oddar nun in aller Eile von seinen Glaubensbrüdern vom Kampfplatz getragen und der kleine Thietmar kurzerhand mitgezerrt wurde, prallten die ersten Kontrahenten mit voller Wucht aufeinander. Mit Schwertern, Äxten, wuchtigen Hämmern oder auch nur mit an langen Knüppeln befestigten Sicheln drangen die Slawen auf die bestens gewappneten Soldaten ein. Ihre Wut verlieh ihnen ein derartiges Maß an Kraft und Mut, dass es ihnen gleich im ersten Ansturm gelang, die um ein Vielfaches kampferprobteren Soldaten vom unmittelbaren Ufer abzudrängen. Der kurze Zeitgewinn, den ihnen Thietmar und die Priester verschafft hatten, reichte völlig aus, um eine wirkungsvolle Formation des Feindes zu verhindern.
     Der Kampfeslärm, der von einer Sekunde zur anderen aufbrandete, war ohrenbetäubend. Vergleichbar mit dem Arbeitslärm im Inneren einer riesigen Schmiede schlug Stahl auf Stahl. Runde Buckelschilde, mit Leder und Metallbändern beschlagen, trafen auf die hohen Dreieckschilde der Angreifer und fingen mit lautem Knallen und Dröhnen die kraftvollen Stöße auf. Vor blindem Zorn aufgepeitschte Kampfschreie rieben die Kehlen heiser. Das laute Splittern, wenn sich ein deutsches Schwert in einen wendischen Holzschild fraß und nicht zuletzt das vielhundertfache Stampfen von schweren Männerfüßen, all das machte die Ohren der Kämpfenden taub und stumpfte die Sinne auf reine reflexhafte Bewegungen ab. Mit einer kaum nennenswerten Verzögerung landeten die letzten Boote am Ufer und ihre aufgebrachten Besatzungen griffen augenblicklich in das Kampfgeschehen ein.
     Der Fürst der Feisnecksiedler, Milosc von Morcze, hatte es sich zum Ziel gesetzt, den ehrlosen Ritter persönlich zu stellen. An der Spitze seiner Streitmacht kämpfte er sich wie ein Besessener durch die Reihen der Blutknechte, um Genugtuung für die erfahrenen Beleidigungen und den verletzten Stolz zu fordern. Kraftvolle Schwertschläge nach links und rechts austeilend, aber auch mindestens ebenso viele Angriffe mit seinem, durch Stierleder verstärkten Eichenschild parierend, gelangte er immer weiter in die Nähe des verabscheuten Ritters. Milosc achtete kaum darauf, dass die Anzahl seiner Begleiter ständig kleiner wurde, je weiter er sich dem Anführer der Feinde näherte. Er konnte und wollte auch nicht helfend eingreifen, als immer mehr seiner Männer in erbitterte Zweikämpfe verwickelt wurden. Milosc war blind vor Wut und Verachtung und hatte nur

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