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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Ritter wortreich bedankten und Platz nahmen, standen bereits die ersten Krüge, bis zum Rande mit Met gefüllt, und eine Anzahl irdener Schüsseln und Teller auf dem Tisch. Brot, kaltes Bratenfleisch vom gestrigen Abend und einiges Gemüse folgten augenblicklich.
     »Kommt, lasst uns auf den heutigen Tage anstoßen, damit es ein guter Tag für uns werde! Ein guter Tag, reich an Lohn und Beute, und auch ein Tag, an deren Abend es eine Anzahl gottloser Heiden weniger gibt auf dieser Welt.«
     »Zum Wohle!«
     »Auf Euch!«
     Kaum hatten die Ritter der eingeschworenen Runde ihre Becher an die Lippen gesetzt und die ersten Schlucke ihre Kehlen passiert, blieb ihnen der süße Honigwein auch schon buchstäblich im Halse stecken. Ein unerwarteter Alarm, der durch Mark und Bein ging, verstopfte ihre Mägen. Prustend und hustend spien sie den Met im hohen Bogen wieder aus. Vom Wasser her röhrten wendische Kampfhörner über den Dorfplatz, dass ihnen das Blut in den Adern gefror. Einen kleinen Augenblick später antwortete die am Waldesrand lagernden Wenden ebenso. Der Geräuschorkan, der sich mit vielfachem Echo brach, steigerte sich auf ein Nerven zerrüttendes Maß. Aus allen Richtungen drang das Röhren der Stierhörner, in die Ohren der abergläubischsten Männer, dass einige sogar sogar die Posaunen des Jüngsten Gerichts zu erkennen meinten. Rittersleut und Blutknechte griffen gleichermaßen reflexhaft nach ihren Schwertern und blickten sich gehetzt nach allen Seiten um. Jedoch, noch stand kein greifbarer Feind vor ihnen. Aber er war im Anmarsch begriffen. Dies war so gewiss wie das Amen in der Kirche. Und wenn alle Schätzungen richtig waren, musste das Bauernpack sich zu mehreren Hunderten zusammengerauft haben. Mindestens zwei bis drei Mal so viele dürften es wohl sein, als wie sie selbst an Mannen zählten.
     Mit vor Zorn gerötetem Gesicht sprang der Heerführer auf die Beine und stieß dabei seine kleine Bank um, dass sie etliche Schritte weit nach hinten flog.
     »Diese gottlose Teufelsbrut!«, brüllte er.
     »Hat nicht den kleinsten Funken Anstand im Leibe und verwehrt einer ehrbaren Ritterrunde sein gesegnetes Morgenmahl. Das sollen sie uns doppelt und dreifach büßen, diese, diese …«, indes, es wollten ihm momentan keine neuen Schimpfwörter mehr einfallen, die eine weitere Steigerung seiner bisherigen Schmähungen zum Ausdruck bringen konnten.
     Seine fünf Rittergefährten hatten sich als Erste gefasst. Mit Schild und Schwert gewappnet nahmen sie im Halbkreis vor ihrem Anführer Aufstellung.
     »Wie lauten die Befehle, edler Udo?«
     Nur langsam fand der Ritter seine Fassung wieder. Er richtete seine Blicke auf den rötlich verfärbten Morgenhimmel, stemmte seine Fäuste in die Hüften und atmete drei Mal tief ein und aus.
     »Also gut, dann eben ohne Frühstück«, fluchte er zornig.
     »Arnulf und Joachim, Ihr besetzt mit je dreißig Mann die Palisaden, die sind am leichtesten zu halten. Der Rest kommt mit mir zum See. Wenn wir das Pack von der Insel ersäuft haben, treffen wir uns am Tore wieder, um dann, wieder geeint, den Rest der Bastarde auf der Wiese zu erledigen.«
     In kürzester Zeit war die Streitmacht planmäßig aufgeteilt und eilte in die vorbezeichneten Richtungen davon.
     An der Spitze seiner Abteilung verfiel Udo in einen leichten Laufschritt und stürmte mit erhobenem Schwert durch das Dorf. Zwischen vereinzelt stehenden Hütten konnte er erkennen, wie sich eine größere Anzahl voll besetzter Boote rasend schnell dem Ufer näherten. Höchste Eile war also geboten, wenn seine tapferen Mannen noch eine halbwegs sinnvolle Verteidigungsposition einnehmen wollten.
     Knapp drei bis vier Dutzend Schritte trennten sie noch von dem Uferstreifen, an dem voraussichtlich die ersten Boote landeten, als sich ihnen die dreimal verfluchten Mönche und ein kleiner Junge in den Weg stellten.
     »Halt!«, schrie eine helle Kinderstimme über den Platz.
     Fast wäre der Ritter gestolpert, als er den kleinen Jungen erkannte, der sich ihm da mutig in den Weg stellte. In der ersten Überraschung verlangsamte der Anführer seine Schritte abrupt, sodass die nachfolgenden Männer nun ebenfalls ins Stolpern kamen. Ein heilloses Durcheinander mit Schieben und Stoßen war die Folge.
     »Haltet ein! Das befehle ich Euch!«, schrie der Knabe erneut.
     Für einen Moment war Udo sprachlos. War es ein Geist, der da vor ihm stand? Oder war der längst tot geglaubte Thietmar wirklich noch am

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