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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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richtig«, bestätigte Rapak, »und weil das so ist, wollen sie auch uns bestehlen. Dabei haben wir doch gar nichts mit ihnen zu schaffen und wollen doch weiter nichts als nur unsere Ruhe.«
     Schweigend schritten die drei Freunde nebeneinander her, jeder mit den schier unlösbaren Problemen des Nachbarvolkes beschäftigt. Sie schreckten erst aus ihren Gedanken auf, als die Arbeitsgeräusche ihres Dorfes nicht mehr zu überhören waren.
     Von der Inselschmiede her klang ein helles Ping-Ping über den See und mitten im Dorf hallten Axtschläge wider. Dazwischen das Geschrei kleiner Kinder, die mit kläffenden Hunden um die Wette liefen. Am Schilfrand legten die Fischer lautstark lachend ihre geflochtenen Fischkörbe für den nächtlichen Aal- und Krebsfang aus. Ein Bild des Fleißes und des Friedens.
    Hier waren Paddie und seine Freunde geboren, hier waren sie glücklich. Diesen Ort würden sie mit keinem anderen auf der ganzen Welt tauschen wollen.
     »Hi, hi, da kommen ja unsere tapferen Schafjäger«, spottete plötzlich eine Gruppe Mädchen. Lässig an die Palisaden gelehnt standen sie neben dem Tor und musterten herausfordernd die ankommenden Jungs. Es waren fünf an der Zahl, im Alter von zwölf bis fünfzehn, die sich offenbar vorgenommen hatten, die Heimkehrer nicht so ohne Weiteres passieren zu lassen.
     »Dieses lästige Weibervolk, das riecht mal wieder nach Ärger«, flüsterte Bikus hinter vorgehaltener Hand.
     Paddie hingegen gefror das Blut in den Adern, als er in der Wortführerin die hübsche Kosi erkannte. Er tat, als wäre er blind und taub und schritt mit steifen Schritten, starr geradeaus gerichteten Blick auf das offene Tor zu.
     »Seht mal, wie stolz der kleine Paddie von seiner gefährlichen Jagd heimkehrt, hi, hi …!«
     »Ja, und wie hoch er sein Haupt emporreckt. Unser kleiner tapferer Recke hat bestimmt viele Wölfe und Bären erlegen müssen, um die Schafe zu retten, ha, ha, ha …«
     »Oder musste er sich am Ende gar nur mit ein paar kleinen Fröschlein herumschlagen …?«
     »Und seht euch erst einmal seine bärenstarken Kampfgefährten an, wie mutig sie daherschreiten …!«
     Ein vielstimmiges Gelächter hallte über die Wiese, als die heranwachsenden, jungen Frauen sich vor Lachen schüttelten.
     Missmutig registrierte Paddie, dass die Mädchen ihn als Zielscheibe ihres Spottes auserkoren hatten. Dies war auch nicht verwunderlich, denn schließlich war es ja seine Herde gewesen, die auf und davon gelaufen war. Ob er daran nun direkt Schuld hatte oder nicht, dies war dem Mädchenvolk offensichtlich völlig egal. Sie ließen sowieso keine noch so winzige Gelegenheit verstreichen, um die Jungs des Dorfes zu foppen, und heute war eben er an der Reihe.
     »Sollen wir einen großen Wagen einspannen, damit wir die vielen erlegten Bären aus dem Wald holen können?«
     »Paddie erzähl’ doch einmal, wie es war, als du die Schafe aus den Klauen des Greifes befreit hast!«
     »Hattest du gar keine Angst vor dem scharfen Schnabel?«
     Während die Mädchen sich köstlich amüsierten, schoss dem Ziel ihrer kleinen Späße das Blut in den Kopf. Unwillkürlich beschleunigte Paddie seinen Schritt, was mit den gemächlich dahintrabenden Schafen natürlich nicht ganz so einfach war. Die Leine straffte sich, es gab einen Ruck und Paddie kam aus dem Gleichgewicht. Wild mit den Armen rudernd gelang es ihm nur knapp einem Sturz zu entgehen. Infolge seiner verzweifelten Bemühungen wurde das Gelächter der Mädchen nur noch lauter. Besonders das helle Lachen von Kosi versetzte Paddie einen schmerzhaften Stich.
    Warum nur musste sie sich immer grade über ihn lustig machen. Was hatte er ihr nur getan, dass sie ihn immer wieder zum Gespött der Leute machte? Aber sie würde sich eines Tages schon noch wundern, das schwor sich Paddie mit verkniffener Miene und zog mit aller Kraft an der Leine. Beim hässlichen Gott der Heimtücke, warum waren die Schafe nur so störrisch?
     Fast hatten die Freunde das Tor erreicht, als Paddie unerwartet von Rapak Hilfe erhielt: »He, ihr nichtsnutziges Mädchenvolk«, rief der große, schwarzhaarige Junge mit gekonnt herrischer Stimme, »haben eure Mütter euch nichts Besseres gelehrt als das sinnlose Schnattern dummer Gänse? Palavert hier herum, als hätte die Sonne euch den Verstand verdorrt!«
     Auf einen Schlag verstummte das alberne Gelächter der Mädchen. Ihre Haltung änderte sich blitzartig. Statt provozierender Herablassung glänzte plötzlich

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