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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bleiben, nicht ein einziges mageres Hühnchen würde er ihnen noch lassen.
     Auch wenn seine Streitmacht zurzeit etwas angeschlagen war, er war immer noch stark genug, um es mit einem viel größeren Haufen dieser verfluchten Bastarde aufzunehmen. Einen ganzen Tag würde er rasten, nicht länger. Dies musste genügen, um neue Kräfte zu sammeln und nach diesem widerlichen Grafenspross suchen zu lassen.
     Aber dann gnade ihnen Gott, diesem verfluchten Wendenpack!
     
    *
     
     
    Kapitel 10
     
     
    Die Nachmittagssonne schien schräg durch die Wipfel der Bäume. Vereinzelt huschten grelle Lichtstrahlen spielend durch das Laub und erzeugten leuchtende Lichtspeere im aufsteigenden Dunst. Eine dumpfe Schwüle lag in der Luft und machte jede kleine Bewegung zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Schwärme von Mücken tanzten über dem Waldboden und warteten ungeduldig auf ein vorbeiziehendes Opfer. Irgendwo in der Ferne hämmerte ein Specht an einem morschen Baumstamm. Aus einer anderen Richtung klangen die Rufe eines Kuckucks.
     Missmutig trottete Paddie den ausgetretenen Waldpfad entlang. An einer langen Leine folgten ihm willig drei Schafe, so, als sei er der Leithammel. Er hatte sie friedlich grasend auf einer nahen Lichtung gefunden.
     Rapak und Bikus waren ein paar Schritte vorausgelaufen und amüsierten sich gerade köstlich über die nächtliche, unfreiwillige Dusche auf der Burgwallinsel. Obwohl Bikus der Leidtragende war und den gutmütigen Spott Rapaks über sich ergehen lassen musste, wollte er kein Spaßverderber sein. Jetzt im Nachhinein konnte er ebenfalls über sein Missgeschick lauthals lachen.
     Nur Paddie beteiligte sich nicht an den Späßen seiner Freunde. Ihm geisterten ganz andere Gedanken durch den Kopf.
     Da war einerseits die böse Geschichte seines Vaters, in die ihr Cholp Stephan auf unglaubliche Art und Weise verwickelt war, und andererseits war da sein großer Bruder Witka, der für eben dieselben verlogenen Deutschen in den Kampf ziehen wollte. Wenn Paddie es sich so recht überlegte, durfte man doch niemandem mehr trauen, der schon einmal zu solch schmählichen Lügen bereit war. Ja mehr noch als das! Diese mächtigen Eindringlinge jenseits von Havel und Elbe logen und betrogen nicht nur, sie scheuten auch vor den schlimmsten Gräueltaten nicht zurück. Ob denn dieser viel gelobte Christengott gar ein böser Dämon der Finsternis war, etwa wie der Schwarze Gott der Unterwelt für das Volk der Slawen? Ein abscheulicher Gedanke. Aber wenn es stimmte, dann musste man sich vor allen Christenmenschen sehr, sehr in Acht nehmen.
     Vaters grausige Erzählung hatte Paddies Ansichten über das Nachbarreich gründlich geändert. Wenn er die mächtigen Deutschen bisher immer nur bewundert hatte, so war in seinem Herzen nun die bittere Saat des Zweifels gelegt worden. Wie konnte ein so mächtiges Volk, das seine Burgen und Tempel, ja sogar ganze Städte aus harten Steinen errichtete, nur so hinterhältig und falsch sein? Wurde nicht oftmals erzählt, dass ihre Priester gebildet waren und sogar lesen und schreiben konnten?
    Paddie kannte niemanden in seinem Dorf, der diese Kunst völlig beherrschte. Ja, er hatte noch niemals in seinem Leben einen beschriebenen Pergamentbogen gesehen, geschweige denn ein ganzes Buch. Für ihn waren Buchstaben etwas Mystisches, Geheimnisvolles. Verdarben diese eigenartigen Zeichen etwa am Ende den Charakter oder verliehen sie gar übernatürliche Kräfte?
     Paddies Grübeleien waren in einer Sackgasse angelangt, aus der er weder vor- noch zurückwusste. Aber wie dem auch sei, endlich kannte er nun die wahre Geschichte, warum er keinen Großvater mehr hatte. Irgendwann zöge er dafür die Schuldigen zur Rechenschaft. Irgendwo würde er Antworten auf seine vielen Fragen erhalten. Dies nahm er sich ganz fest vor, so wahr ihm der mächtige Swarozyc dabei helfen möge!
     »He, Paddie! Du ziehst ja ein Gesicht wie ein Krug voll saurer Ziegenmilch.«
     Bikus hielt sich den Bauch vor Lachen über sein gelungenes Gleichnis.
     »Oder hast du letzte Nacht auch etwas vom köstlichen Metgepinkel abbekommen?«, fiel Rapak fröhlich ein. Abrupt blieben beide Jungen stehen und krümmten sich vor Lachen.
     »Ha, ha«, entfuhr es Paddie, der die Lebensfreude seiner Freunde nicht teilen konnte.
     Nachdem sich Rapak und Bikus beruhigt hatten, merkten sie sehr schnell, dass mit ihrem Freund etwas nicht stimmte. Übergangslos wurden sie ernst. Sie warteten, bis Paddie

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