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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schnellen Handbewegung über den Hals deutete er an, was sie im Lager des brutalen Steuereintreibers schlimmstenfalls erwartete. Thietmar erschauerte, nickte aber mutig. Notfalls, so überlegte er insgeheim, könnte er sich ja gegenüber dem bösen Ritter immer noch auf seine hoch adlige Abstammung berufen und somit seine neuen Freunde zu schützen versuchen. Dieser elende Ritter, ein Emporkömmling vom niederen Landadel, musste dann einfach seinen Worten gehorchen, auch wenn sie von einem kleinen Jungen ausgesprochen wurden. Hoffentlich.
     
    Trotz aller bösen Vorahnungen erreichten die drei Jungs ungeschoren die Rückwand des Töpferhauses. Kein unvorsichtiges Knacken hatte sie verraten, von niemandem wurden die drei dahinhuschenden Schatten bemerkt. Natürlich standen rings um das Lager Wachtposten verteilt. Die Soldaten waren sich ihrer Sache jedoch so sicher, dass sie sich in kleinen Grüppchen um vereinzelte Lagerfeuer zusammengefunden hatten und nun lautstark miteinander schwatzten. Das feige Heidenpack hatte sich ihrer Meinung nach hinter den Palisaden verschanzt und rühre sich auch nicht eher, als bis sie ihre hölzerne Feste berannten.
     Vor dem Eingang der Hütte wurden Stimmen laut und Thietmar erkannte an ihrem Klang, dass sich Bruder Oddar mal wieder mit dem edlen Udo stritt. Im Schatten der Hauswand schoben sich die drei Freunde noch etwas näher an die beiden Kontrahenten heran.
     »… und ich sage Euch, lasst mich erst mit dem Heidenfürsten reden, bevor Ihr die Palisaden berennt.«
     »Und wozu das alles? Meint Ihr etwa, Ihr könntet dieses lausige Pack mit ein paar frommen Worten dazu bewegen, freiwillig seine Speicher zu öffnen?«
     Udo spie angewidert aus, während Oddar weiterhin beschwörend auf ihn einredete.
     »Es gibt keine stärkere Waffe als das Wort Gottes und im Buch der Bücher steht von so manchen wundersamen Bekehrungen geschrieben. Lasst es mich also versuchen, die Liebe des Heilands in die Herzen der Ungläubigen zu pflanzen, sie zu frommen Mitbrüdern zu machen. Wenn ich sie dann gar so weit habe, dass sie ihren Glauben ändern wollen, dann werden sie auch die Notwendigkeit der Steuern einsehen und mit Freuden ihren Zehnten entrichten. Kein Blut bräuchte mehr vergossen zu werden, keine Mutter bräuchte mehr um ihren gefallenen Sohn zu weinen. Die Ehrfurcht vor der Gnade unseres Herren würde reiche Früchte tragen und Frieden und Eintracht würden dieses Land erblühen lassen.«
     »Papperlapapp! Schon seit mehr als zwei Jahrhunderten versucht ihr Pfaffen doch erfolglos, diese wilden Bastarde zu bekehren. Und da wollt ausgerechnet Ihr am morgigen Tage Erfolg haben? Dass ich nicht lache. Ich sage Euch: Dieses Heidenpack ist mehr Tier als Mensch. Von Gott geschaffen, um uns zu dienen: als Mägde, Knechte und zum Zeitvertreib. Zu nichts anderem taugt dieses Wendenpack. Oder ist es Euch schon einmal gelungen, eine Kuh oder ein Schwein zum Evangelium zu bekehren? Also hört meine Antwort nun zum letzten Male: Nein!«
     »Versündigt Euch …«
     »NEIN, habe ich gesagt und das ist endgültig! Schert Euch zu den anderen Pfaffen und betet für meinen schnellen Sieg am morgigen Tag. Damit könntet Ihr Euch wenigstens einmal nützlich machen und mir hier nicht ständig meine kostbare Zeit stehlen.«
     Schnelle klatschende Schritte, von flachen Sandalen herrührend, entfernten sich von der Hütte und ließen erahnen, wie wütend der fromme Glaubensbote war, als er grußlos davoneilte.
     Thietmar drehte sich leicht zu seinen Freunden um und raunte: »Das war eben der fromme Bruder Oddar. Er war mein Lehrer und er weiß ganz viele Geschichten über den lieben Gott …«
     »Psst!«, zischten Paddie und Rapak gleichermaßen zurück, worauf Thietmar sofort verstummte.
     Schritte näherten sich. Etwa fünf oder sechs Personen traten auf den Anführer zu, der an einem groben Tisch vor dem Töpferhaus saß und sich gerade seinem Gänsebraten zuwenden wollte. Die drei heimlichen Lauscher erkannten sofort, um wen es sich handeln musste. Es waren feste, selbstsichere Tritte, wie sie nur von schweren, eisenbeschlagenen Soldatenstiefeln herrühren konnten.
     »Gott zum Gruße, edler Udo, lasst es Euch schmecken.«
     »Hmm.«
     Erneut flüsterte Thietmar nach hinten: »Das sind die anderen Ritter, Udos Unterführer. Jetzt erfahren wir bestimmt, was sie morgen vorhaben.« Diesmal wurde er von Paddie und Rapak nicht unterbrochen. Nur ein leises Klopfen auf die Schulter bestätigte ihm,

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