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Die Ehre der Slawen

Die Ehre der Slawen

Titel: Die Ehre der Slawen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fleisch und schnürten ihnen das Blut ab. Unter ihren Fingernägeln klebte angetrocknetes Blut und auch etliche Blessuren zeugten davon, dass sie diese Fahrt nicht freiwillig mitmachten.
     Dem letzten der Planwagen folgte die kleine Schar Glaubensverkünder, die vom mutigen Bruder Oddar angeführt wurde. Seit dem nächtlichen Überfall in der Nähe von Vilim 16 fehlte einer von ihnen, sodass sie jetzt nur noch zu sechst waren. Mit müden Schritten schlurften sie dem Tross hinterher und dankten Gott für das in Aussicht gestellte Nachtlager.
     Den Abschluss des Wagenzuges bildeten die zwei Dutzend Reiter, die Udo zu dessen Schutz zurückgelassen hatte. Lachend und grölend warfen sie sich dumme Bemerkungen zu und machten sich über den verrückten Waldschrat lustig, der allein mit einem langen Knüppel bewaffnet den herrlichen Schimmel verteidigen wollte. Eigentlich war es purer Zufall gewesen, dass sie inmitten des Waldes auf den hölzernen Tempel stießen. Ein klappriger Greis, zwei kleine Kinder und ein Mädchen im jugendlichen Alter wollten sich ihnen entgegenstellen. Lächerlich! Mit dem Alten machten sie kurzen Prozess, der hölzerne Götze ging gleich dem Tempelhaus in Flammen auf und die drei jungen Gefangenen, nun ja, man würde daheim auf dem Markt schon einen guten Preis für sie erzielen.
     Die Handvoll Häuser, die sie nun erreichten, waren von ihren Bewohnern fluchtartig verlassen worden. Weiße Rauchfähnchen kräuselten sich aus dem rußgeschwärzten Brennofen eines Töpfers. Unter einem kleinen windschiefen Schleppdach standen rohe Krüge und Töpfe für den nächsten Brand aufgereiht. Ein Teil des Geschirrs war umgestürzt und zerbrochen.
     Auch vor dem Haus eines Fischers sah es nicht besser aus. Mehrere Körbe mit Fischen standen vor einem Räucherofen, davon erst knapp die Hälfte für den Rauch aufgespießt. Einige Fische lagen achtlos am Boden und wurden nun von einer großen Schar schwarzer Waldameisen zerlegt. Alles deutete darauf hin, dass die Bewohner ihre Siedlung panikartig verlassen hatten, um sich vor der anrückenden fremden Armee in Sicherheit zu bringen.
     Der edle Steuereintreiber hatte faktisch ein leeres Dorf erobert, das nur noch von ein paar Hühnern und Gänsen bewohnt wurde. Da die Hauptsiedlung dieses anmaßenden Heidenpacks jedoch nicht einmal eine halbe Meile weit entfernt lag, war der Anführer mit dem Nachtlager durchaus zufrieden.
     Stolz wie der Feldherr nach einer ruhmreichen Schlacht stolzierte Udo durch das Gelände und gab lautstark seine Anweisungen. Die ankommenden Planwagen mussten sich sogleich zu einem Halbkreis aufstellen und somit einen Verteidigungswall gegen eventuelle Angriffe bilden. Schnell und routiniert war die Wagenburg aufgestellt und die ersten Nachtwachen eingeteilt. Während die Zugtiere von den Knechten an den See geführt wurden, ließ Udo seine Blicke abschätzend über die schilfgedeckten Lehmkaten wandern.
     »Das nehme ich!«, bestimmte er schließlich und wies mit der rechten Hand auf die größte der Behausungen. Indes, es war das Heim des Töpfers und Udo sollte nicht viel Freude daran haben.
     »He, du«, rief er einen Knecht herbei, »schaff meine Sachen in das Haus dort und bereite mein Nachtlager vor, aber hurtig, sonst mache ich dir Beine!«
     »Ja Herr, sofort Herr, ich eile!«
     Nach mehreren unterwürfigen Verbeugungen rannte der Unfreie davon, um seinen Herrn zufriedenzustellen. Einige herumstehende Krieger lachten.
     »Man muss diesem faulen Pack immer wieder sagen, was es tun und lassen soll. Von allein macht es keinen Finger krumm und drückt sich vor der Arbeit, wo es nur kann.«
     »Ja, was verlangst du denn von jemandem, der nur ausgedroschenes Stroh im Kopf hat?«
     Erneut schallte heiseres Gelächter durch die kleine Siedlung.
     Zufrieden mit sich selbst und seinen tapferen Mannen winkte Udo die Knechte herbei, die grade vom Ufer zurückkamen.
     »He, ihr! Ich habe Hunger. Macht ein Feuer und bratet mir eine von den fetten Gänsen, die hier herumlaufen. Du, du und du …«, er wies auf die ihm am nächsten Stehenden. »Ihr durchsucht die armseligen Hütten nach etwas Trinkbarem für mich und meine edlen Gefolgsleute, damit uns die Zeit nicht zu lang wird. Schafft alles Essbare herbei, was ihr finden könnt, so brauchen wir wenigstens die Vorräte auf den Wagen nicht anzugreifen. Schaut auch nach, ob die Fische dort hinten noch nicht stinken, und hängt sie sogleich in den Rauch. Aber ich warne euch:

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