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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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Miene war sanft, bedauernd, entschuldigend. Erschreckend in ihrer Zärtlichkeit.
    »Es ist der Wille des Königs, Mylady«, sagte er, »aber auch Griffins Wunsch, dass wir heiraten.«
    »W … wie bitte?«, hörte sie sich flüstern. Dann schüttelte sie heftig den Kopf, versuchte seine Worte abzustreiten. »Es ist sein Wunsch, dass wir …? Nein, das kann nicht wahr sein …«
    Sebastians Miene blieb ungerührt, unnachgiebig. Seine Stimme klang sanft, und er sprach bedächtig, dennoch schnitten ihr seine Worte wie ein Messer ins Herz. »Bevor er ging, hat Griffin mich aus Sorge um Euer Wohlergehen schwören lassen, dass ich Euch zur Gemahlin nehme … wie es unser König befohlen hat.«
    Untermalt von dem leisen Knistern der ölgetränkten Binsen, die in ihren Halterungen ihr schwaches Licht verströmten, hingen die bestürzenden Worte im Raum. Wie betäubt stand Isabel in den dunklen Schatten des Verlieses und schaute stumm zu, wie Sebastian den Blick auf seine Stiefel senkte und schließlich einfach an ihr vorbeiging. In der Tür blieb er stehen, als ob er noch etwas sagen wollte, doch dann überlegte er es sich wohl anders. Als Isabel aufsah, war er gegangen. Allein und zitternd blieb sie in der kalten, schwarzen Leere des Kerkers von Montborne zurück.

31
    »Was willst’n haben, Schätzchen?«
    Griffin hob den Kopf und begegnete dem Blick der Schankmagd. Erschrocken, den berüchtigten Gesetzlosen in Reichweite vor sich zu haben, wich die Frau einen Schritt zurück. Der Lärm der Menge, die sich an diesem Nachmittag in der Schenke in Derbyshire betrank, war nicht so laut, als dass er ihr entsetztes Aufkeuchen verschluckt hätte. Sprachlos und mit gehetztem Blick knetete sie stumm die Hände in der fleckigen Schürze und schluckte mit sichtlicher Anstrengung.
    »Guten Tag, Willa«, sagte Griffin gedehnt. »Glaubt Ihr, ein Mann kann hier einen Krug Ale bekommen?«
    »Oh, ja … natürlich, Mylord«, stammelte sie, senkte rasch den Blick und huschte davon, um ihm das Gewünschte zu bringen.
    Aufatmend lehnte sich Griff auf der Bank an dem Ecktisch, den er gewählt hatte, zurück und presste den Rücken an die gekalkte Wand. Ein anstrengender Ritt lag hinter ihm; eineinhalb Tage war er von Montborne bis zu diesem Ort, an dem er Dom und seine Soldaten zuletzt gesehen hatte, unterwegs gewesen. Er wusste aus Gesprächen mit einigen Dörflern, die er auf dem Weg getroffen und unauffällig befragt hatte, dass der Lord von Droghallow inzwischen in seine Burg zurückgekehrt war. Eine Handvoll seiner Männer suchte allerdings immer noch die Dörfer in Derbyshire nach dem Brauträuber ab, den sie jagen und festnehmen sollten.
    Griffin hegte nicht die Absicht, auf seine Festnahme zu warten. Er wollte eine Erfrischung zu sich nehmen und sich danach einige Stunden außerhalb des Dorfes ausruhen, ehe er seine Reise nach Droghallow fortsetzte. Sebastian hatte ihm, wie versprochen, sein bestes Pferd gegeben, ein robustes Tier, das die Strecke mühelos zurücklegen würde. Und noch einen weiteren Dienst hatte er Griffin erwiesen, denn unter dem Proviant, gut versteckt in einer Satteltasche, hatte er einen reich gefüllten Beutel mit Silbermünzen vorgefunden. Griff hatte die Münzen nicht gezählt, aber er spürte ihr beträchtliches Gewicht, da er die Börse inzwischen an einer Kordel befestigt an seinem Wehrgehänge trug.
    Er holte einige Sous heraus, um Willa zu bezahlen, die ihm einen Augenblick später sein Ale brachte. Während er den Becher an die Lippen führte und die bittere Flüssigkeit seine Kehle hinunterrinnen ließ, konnte er nicht umhin, an all die Ereignisse der vergangenen Tage zu denken. Die Neuigkeit, die er auf Montborne – seinem Geburtsort – erfahren hatte, raubte ihm immer noch die Fassung. Beim Allmächtigen, der Gedanke, dass er der Bruder des Earls war, dass er, wenn auch nur einen kurzen Augenblick, als Erstgeborener der rechtmäßige Erbe gewesen war, verschlug ihm immer noch den Atem.
    Er hatte Sebastian die Wahrheit gesagt: Er neidete ihm weder Montborne noch seinen Titel. Und er machte seiner Mutter auch keine Vorwürfe, dass sie ihn fortgegeben hatte. Er hatte den Schmerz in ihren Augen gesehen, die Qual in ihrer Stimme gehört, als sie ihm von den Ereignissen berichtete, die auf die Nacht seiner Geburt gefolgt waren. Und auch wenn es ihm schwerfiel, das Ausmaß des Zorns seines Vaters zu verstehen, hegte Griff auch gegen ihn keinen Groll. Eifersucht und Aberglaube hatten den alten Earl an dem

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