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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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würdigte ihren scharfen Verstand mit einem leichten Kräuseln der Lippe.
    »Ihr wurdet angeheuert, um uns irgendwohin zu bringen«, fuhr sie scharfsinnig fort. »Jemand hat Euch bezahlt, um uns zu entführen. Aber wer und warum? War es das Leben unserer Eskorte wert? Ist es Euer Leben wert?«
    »Ihr stellt eine Menge Fragen, Mylady. Vielleicht solltet Ihr zunächst überlegen, ob Ihr auf die Antworten gefasst seid.«
    Sie betrachtete ihn mit herablassender Verachtung, aber Griff konnte sehen, wie Unsicherheit in ihren bernsteinbraunen Augen aufblitzte. Eine ledige Jungfrau, die abgeschieden in einem Kloster gelebt hatte und älter war als die meisten Mädchen im heiratsfähigen Alter, so hatte Dom sie beschrieben. Doch Montbornes Braut entsprach keineswegs dem reizlosen, leicht vertrockneten Mauerblümchen, das Griffin erwartet hatte. Nein, die Dame war eher wie eine seltene Rose, jugendlich frisch und scharfsinnig, mit zu ihrem Temperament passender feuriger Haarfarbe.
    Unter ihrem hellgrünen Schleier konnte Griff die seidig dicken, kupfernen Locken erkennen, die sich nur widerwillig von den eingeflochtenen Bändern und ihrer Kopfbedeckung zähmen ließen. Die Dame war von adeligem Geblüt und wohlerzogen, so viel stand fest. Das konnte er an ihrer edlen Stirn und der milchig weißen Haut, der aristokratisch geschwungenen Nase und dem schmalen, leicht aufmüpfig wirkenden Kinn ablesen. Ihre feinen Züge strahlten eine kühle Reserviertheit aus, die in starkem Kontrast zu dem feurigen Funkeln ihrer Augen und ihren üppig geschwungenen, vollen, sinnlichen Lippen zu stehen schien. Er ertappte sich dabei, wie er länger, als es sich ziemte, auf ihren rosigen Mund starrte und sich fragte, welch andere köstliche Gegensätze er bedauernswerterweise nicht erkunden durfte.
    »Ich bin auf jede Antwort gefasst, vorausgesetzt es ist die Wahrheit.«
    Ihre ruhige Feststellung riss ihn aus seinen verruchten Gedanken. Er schaute auf und begegnete ihrem festen Blick. »Meint Ihr das wirklich so, Mylady?«
    »Ja.«
    Ihre Antwort war kaum mehr als ein Flüstern und verriet ihre Beklommenheit, obgleich sie versuchte, sich tapfer zu geben. Griff sah keinen Sinn darin, sie noch mehr zu verängstigen, indem er Einzelheiten über die Entführung preisgab oder seine Vermutungen äußerte, was Dom mit ihr zu tun gedachte, sobald sie seinen Händen übergeben war. Diese Antworten würde sie bald genug bekommen.
    »Es ist spät«, sagte er, ohne weiter auf ihre Frage einzugehen, und stand auf. Er winkte Odo an seine Seite. »Bring mir die Zügel der Ersatzpferde. Ich denke, sie eignen sich gut als Fesseln für diese hübschen Damen. Wir können sie an dem Baum dort drüben anbinden.«
    »Oh, Gott! Nein!«, heulte die Blonde hysterisch. »Oh, bitte, so hilf mir doch jemand. Hilfe! Hilfe!«
    Ihr schrilles Geschrei war so durchdringend und stechend wie der Schmerz eines wunden Nervs. Das dümmliche Gezeter war laut genug, um Tote aufzuwecken, ganz zu schweigen von den Gesetzlosen, die sich im Umkreis von einer Wegstunde befanden. Griff hegte nicht die Absicht, ihre Stimme noch einen Moment länger zu ertragen. Er zog den Dolch aus der Scheide an seinem Gürtel, ging zu ihr und kniete vor ihr wieder. Die Klinge der Waffe blitzte neben ihrem Gesicht auf.
    »Nein, bitte! Ich will nicht sterben!«, schluchzte sie, doch verstummte sie sofort, als Griff ihren durchsichtigen Schleier packte und ihn mit einem schwungvollen Hieb seines Dolches von ihrem Kopf schnitt. Er knüllte den Stoff zu einem Ball zusammen und stopfte ihn ihr in den Mund.
    »Seid still«, sagte er gefährlich sanft.
    Sie gehorchte. In wenigen Augenblicken hatte er sie mit Odos Hilfe an den Stamm einer dicken Eiche gebunden. Dann wandte sich Griffin Montbornes Braut zu. Sie musterte ihn mit herablassender und auch störrischer Entschlossenheit, als wolle sie ihn herausfordern, ihr die gleiche Demütigung anzutun. Freilich hegte er diese Absicht keineswegs. Er hielt es nicht für klug, ihr auch nur eine Handbreit Abstand von ihm zu gewähren, während er versuchte, einige Stunden auszuruhen. Sie würde einen Weg finden, ihm zu entkommen, das konnte er in ihren Augen lesen.
    Er band ein Ende der ledernen Zügel um ihr Handgelenk und zog den Knoten so fest, dass man ihn ihr bei der Ankunft in Droghallow vermutlich vom Arm schneiden musste. Dann nahm er das andere Ende und band es um sein eigenes Handgelenk.
    »Was tut Ihr da?«, fragte sie erschrocken und blickte verwirrt auf das

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