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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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errötete, und zum ersten Mal war sie dankbar für diese Eigenschaft. Vielleicht würde Pater Aldon ihr Stottern und ihre Verlegenheit darauf zurückführen, dass sie eine frischvermählte, schüchterne Braut war.
    »Meine Schwester lebt im Norden, unweit von Yorkshire«, sagte der Priester, offenbar in der Absicht, Isabel in ein freundliches Gespräch zu verwickeln. »Ein schöner Flecken. Rievaulx Abbey liegt ganz in der Nähe und ist ein wunderbarer Anblick. Habt Ihr den Ort je gesehen, mein Kind?«
    Sie schüttelte den Kopf, woraufhin Pater Aldon von seinem letzten Besuch in dem Zisterzienserkloster erzählte und sie mit seinen Eindrücken über die beinahe sechshundert dort lebenden Mönche, Laienbrüder und Dienstboten unterhielt. Die vielen Bewohner widmeten sich seit Kurzem mit vereinten Kräften der lukrativen Aufzucht von Schafen. Isabel hörte geduldig zu, obwohl der Wunsch, seiner Gegenwart zu entfliehen, immer stärker wurde.
    In ihr erwachte der Verdacht, dass Pater Aldon sie mit seinem beiläufigen Gerede lediglich aufhalten wollte, um sie ein wenig länger studieren zu können. Sein Blick ruhte aufmerksam und nachdenklich auf ihr. Sie fragte sich, ob man ihr die Verlegenheit immer noch im Gesicht ansehen konnte, ob der Priester ihre Gedanken lesen konnte, ob er die Sünden und Sorgen erkannte, die sie so verzweifelt vor ihm zu verbergen suchte.
    »Ihr wart wohl lange nicht mehr zu Hause, mein Kind?«
    »Seit Ewigkeiten nicht mehr«, antwortete Isabel. Das zumindest entsprach der Wahrheit. Sie blinzelte, um die Traurigkeit zu vertreiben, und lächelte Pater Aldon an. »Ich glaube, ich bin schon zu lange in der Kapelle. Mein Gatte macht sich bestimmt Sorgen, wenn ich nicht bald in die Halle zurückkehre.«
    »Er ist wohl recht fürsorglich und bestrebt, Euch zu beschützen?«
    »Ja, schon«, antwortete Isabel.
    »Nun, unter diesen Umständen ist dies wohl allzu verständlich.«
    Isabel hob abrupt den Kopf, die Bemerkung hatte sie überrascht und sie konnte ihre verblüffte Miene nicht verbergen. Zu spät wurde ihr bewusst, dass Pater Aldons Bemerkung sich vermutlich auf ihren vorgetäuschten empfindsamen Zustand bezog. Erleichtert atmete sie auf, doch der Atemzug klang selbst in ihren eigenen Ohren ein wenig zittrig. »Würdet Ihr mich jetzt entschuldigen, Pater? Ich muss gehen.«
    Sie machte Anstalten, die Kapelle zu verlassen, doch Pater Aldon legte ihr die Hand auf den Arm. »Habt Ihr auch wirklich keine Sorgen, mein Kind? Nichts, was Ihr beichten möchtet, bevor Ihr geht?«
    Isabel wandte ihm ruckartig den Kopf zu. »Beichten?«
    Er neigte den Kopf und ein wissendes Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Ich nehme an, die Dinge zwischen Euch und … diesem Mann sind nicht so, wie es den Anschein hat, nicht wahr?«
    »W … wie bitte?«, fragte sie erschrocken. Es beunruhigte sie, dass er Griffin plötzlich als »diesen Mann« bezeichnete. Sie gab sich Mühe, verwirrt dreinzublicken. »Ich befürchte, ich verstehe nicht, was Ihr meint, Pater.«
    »Tatsächlich nicht, mein Kind?« Die Frage war in freundlichem Ton gestellt, doch sein Blick nagelte sie unerbittlich fest. »Er ist nicht Euer Gatte, nicht wahr? Ihr beide führt diese Maskerade aus bestimmten Gründen durch und gebt nur vor, verheiratet zu sein. Und Ihr täuscht noch etwas anderes vor, hab ich recht?«
    Isabel erbleichte unter Pater Aldons durchdringendem, unbeirrtem Blick. Sie wusste genau, worauf er anspielte. Unwillkürlich legte sie die Hände auf das zusammengeknüllte Kleid, das sie unter ihrem Gewand verbarg, eine Täuschung, die sich so falsch anfühlte, so sündig an diesem Ort der Wahrheit.
    »Bedroht er Euch auf irgendeine Weise?«, drängte Pater Aldon. Seine Stimme klang sanft und dennoch beharrlich. »Seid Ihr durch diesen Mann in Gefahr, Mylady?«
    »Nein«, antwortete Isabel sofort und schüttelte heftig den Kopf. Sie war entsetzt, dass der Priester in diesen wenigen Augenblicken, die sie sich in seiner Gesellschaft befand, so viel von ihrer Tarnung enthüllt hatte. »Nein, er stellt für mich keinerlei Gefahr dar. Ich weiß Eure Sorge zu schätzen, Pater, aber ich versichere Euch, es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut.«
    Aber es schien, als glaube er ihr jetzt ebenso wenig wie bei ihrem ersten Versuch, ihn davon zu überzeugen.
    »Warum erzählt Ihr mir nicht, was Euch bedrückt«, schlug er freundlich vor. »Vielleicht kann ich Euch helfen.«
    Zunächst wollte Isabel ablehnen. Sie wollte ihre Sorgen dem Priester

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