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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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betatscht und erst damit aufgehört, als sie in Tränen ausgebrochen war. In ihrer Nähe schien er jegliche Kontrolle über sich zu verlieren. Sie beherrschte seine Gedanken, seine Stimmung, sein Handeln. Beunruhigender jedoch war die Tatsache, dass sie allmählich auch sein Herz beherrschte, etwas, das keiner anderen Frau vor ihr gelungen war. Aber Isabel war auch anders als andere Frauen.
    Die Tatsache, dass sie einem anderen gehörte, hatte er rasch vergessen. Noch schneller hatte er vergessen, dass sie noch Jungfrau war, unberührt und unschuldig.
    Niemals aber würde er vergessen, wie sie im Turmzimmer vor ihm gestanden hatte, in diesem paradiesgleichen Raum, umrahmt von gemalten Blumen und eingehüllt in eine Wolke aus Schmetterlingen. Einen Augenblick lang hatte er wirklich fast geglaubt, sie sei seine Gemahlin, und die Röte, die bei seinem Anblick in ihre Wangen schoss, zeuge von Zuneigung, nicht von Überraschung. Zu gern hatte er sich glauben machen wollen, dass sich unter der Wölbung ihres Kleides tatsächlich sein Kind verbarg – ihr Kind –, das friedlich unter dem Herzen seiner Mutter schlummerte.
    Selbst jetzt noch überflutete ihn bei dieser Erinnerung das Verlangen, sie zu der Seinen zu machen.
    Indes hatte er dazu kein Recht. Entgegen dem atemlosen Geständnis, das er ihr durch Küsse und dreiste Gesten entlockt hatte, würde Isabel – falls sie überhaupt Gefühle für ihn hegte – nichts weiter als Verachtung für ihn übrig haben. Nun, da er über sein Handeln nachdachte, schien es ihm wahrscheinlicher denn je, dass Isabel ihn verachten musste. Vielleicht wäre es für sie beide besser, wenn sie es täte. Es würde es ihm leichter machen, sich von ihr fernzuhalten, und danach sollte er streben, wenn er auch nur einen Funken Ehre in seinem schwarzen Herzen besaß.
    Er nahm eine Bürste von einem Regal in der Box und begann sein Pferd zu striegeln. Über das rhythmische Schaben der Bürste vernahm er die Unterhaltung der beiden Knappen. Sie plauderten über Nebensächlichkeiten: Turniere und Pferde, Spiele und Feste. Griff konnte sich kaum noch daran erinnern, wie es war, so jung zu sein, so reinen Herzens.
    Wie lange wird es dauern, bis diese Jungen die Freude an ihrer Arbeit verloren haben?, fragte er sich. Wie viele Jahre im Ritterdienst mussten sie erleben, bis sie lernten, was es wirklich bedeutete, sich den Lebensunterhalt mit dem Schwert zu verdienen, auf ewig den Launen eines anderen Mannes zu gehorchen, zu kämpfen, nicht, weil sie an die Sache glaubten, sondern weil es ihre Pflicht war?
    Wie viele Nächte würden sie sich in einen besinnungslosen Rausch saufen, um den schmutzigen Geschmack nach Rauch und Asche und Schande wegzuspülen und zu versuchen, den Mann darin zu ertränken, zu dem sie geworden waren?
    Leise schnaubend blendete Griff das Geplapper der Jungen aus. Er lenkte seine Gedanken auf Dinge, die er in gewisser Weise noch selbst bestimmen konnte, wie zum Beispiel das Schmieden eines Planes, wie er Isabel sicher nach Montborne bringen konnte. Seltsamerweise fiel es ihm immer schwerer, sich den Tag ihres Abschieds vorzustellen. Am Anfang ihrer Reise hatten seine Absichten klar und offen auf der Hand gelegen: die Frau abliefern, die Belohnung einfordern und gehen, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Er war sich nicht sicher, wann sich dies geändert hatte, inzwischen jedoch schien sich dieses Vorhaben nicht mehr so einfach ausführen zu lassen. Nichts schien mehr einfach zu sein. Er lernte Isabel immer besser kennen, und das veränderte ihn auf irgendeine Weise. Sie übte nicht nur eine gewisse Anziehung auf ihn aus, sondern berührte ihn tief in seinem Inneren. Es war wider jegliche Vernunft. Nein, dieses starke Gefühl, das er für sie verspürte, hatte er noch nie zuvor erlebt, und das ängstigte ihn ebenso sehr, wie es ihn verlockte.
    »Jesus«, seufzte er verwundert, als ihm allmählich das Ausmaß der überraschenden Tatsache bewusst wurde, die er sich eingestehen musste …
    Hatte er sich wahrhaftig in sie verliebt?
    Bevor er jedoch über diese verblüffende Erkenntnis weiter nachdenken konnte, wurde er durch sich nähernde Schritte aus seinen Gedanken gerissen. Sie platschten eilig durch die Pfützen im Hof und hallten dumpf auf dem Stallboden wider. »Habt Ihr schon gehört?«, rief eine atemlose jugendliche Stimme. »In der Gegend soll sich ein gefährlicher Gesetzloser herumtreiben!«
    Griffs Nackenhaare stellten sich auf. Er verharrte, die Bürste auf die

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