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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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stürmte um die Ecke und betrat die große Halle.
    Suchend ließ er den Blick durch den Saal schweifen, hielt Ausschau nach einem Aufblitzen ihrer kupferroten Mähne in der Menge und fluchte. Er konnte sie nicht entdecken. Sie habe die Halle nach der Mittagsmahlzeit verlassen, antworteten einige Frauen auf seine Frage nach ihrem Verbleib, und seitdem hätten sie Isabel nicht mehr gesehen. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich die Sorge nicht anmerken zu lassen.
    Vielleicht war Isabel durch den Vorfall im Turm aufgewühlter, als er angenommen hatte. Das wäre nur allzu verständlich. Erneut quälten ihn Schuldgefühle ob seines rüden Verhaltens.
    Er wollte sich gerade abwenden, da tippte ihm eine der Frauen auf den Arm und deutete zum Eingang. »Dort drüben ist sie ja, mein Lieber.«
    Isabel stand neben dem Priester namens Aldon in der Tür zur großen Halle. Offenbar hatte sie kurz zuvor geweint. Zwar waren ihre Tränen inzwischen versiegt, doch die geröteten Wangen und Augen zeugten noch davon. Der alte Priester sagte etwas zu ihr – etwas, das sie offensichtlich beruhigte, denn sie nickte und schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln.
    »Es wird sich alles richten, Ihr werdet sehen, mein Kind«, sagte der Priester gerade, als Griff sich zu ihnen gesellte und das Gespräch durch seine Anwesenheit unterbrach.
    »Mylady«, sagte er mit gezwungener Beherrschtheit. »Eure Abwesenheit hat mir allmählich Sorgen bereitet.«
    Das seltsame, verächtliche Funkeln in den Augen des alten Mannes entging ihm nicht, doch er tat es als frömmlerische Arroganz ab. Er ergriff Isabels Hand und gab ihr einen keuschen Kuss auf die Innenfläche. Es war eine berechnende Geste gewesen, die es ihm ermöglichen sollte, sie in seine schützende Umarmung zu ziehen, hätte sie ihm nicht die Hand entzogen und den Blick gesenkt, als könne sie es nicht ertragen, ihm in die Augen zu blicken.
    »Ich habe nach Euch gesucht«, sagte er gelassen, obwohl es ihn bestürzte, wie sie vor ihm zurückzuscheuen schien. Ebenso wenig gefiel ihm, dass sie den Blick nicht hob, dass sie so verschlossen, so angespannt wirkte.
    Als sei sie vor ihm auf der Hut.
    Er räusperte sich und wandte sich ihr zu. »Wir müssen miteinander reden, Mylady.«
    »Ja, Griffin«, antwortete sie mit leiser, abwesend klingender Stimme. »Das müssen wir.«
    Und dann schaute sie schließlich auf.
    Griffin hatte noch nie zuvor solch großes Leid, solch großes Bedauern gesehen. Die Traurigkeit, die in ihrem Blick schimmerte, wollte ihn beinahe zerreißen. Hatte er ihr das angetan? Er biss die Zähne zusammen und hätte sich am liebsten dafür geohrfeigt, weil er ihr Kummer bereitet hatte. Er wollte sie nicht einmal einen Wimpernschlag lang leiden sehen.
    Bevor er sie indes um Vergebung bitten konnte, bevor er sie in seine Arme ziehen und schwören konnte, sie nie wieder zu verletzen, machte Isabel eine Bemerkung, die ihm alle Luft aus den Lungen zu pressen schien.
    »Ich habe Pater Aldon gebeten, mich nach Montborne zu bringen.«
    Wie betäubt – und unsicher, ob er sich nicht verhört hatte – bedachte Griff den alten Priester mit einem Blick von der Seite. »Ihr habt was?«
    »Der gütige Pater hat angeboten, mir bis zu meiner Ankunft in Montborne den Schutz der Kirche zu gewähren, und ich habe eingewilligt. Ich werde morgen früh mit ihm abreisen.«
    Griffin stieß einen derben Fluch aus und packte Isabel am Arm. »Ich glaube, Euch ist nicht klar, was Ihr da tut.«
    »Nein, Sir«, warf der Priester ein. »Ich glaube, Euch ist es nicht klar. Die Lady hat den Schutz der Kirche erbeten. Jegliche Einmischung bedeutet, sich Gottes Willen zu widersetzen.«
    »Verflucht sei die Kirche. Und Ihr auch«, knurrte Griffin und fuhr zu dem alten Mann herum, der erschrocken einen Schritt zurückwich, als er Griffs zornigen Blick gewahrte.
    Griff packte Isabel am Arm, woraufhin sie aufkeuchte, doch sie wehrte sich nicht, als er sie von dem Priester fortzog, um einen Platz zu suchen, an dem sie sich ungestört unterhalten konnten. Ein Vorzimmer neben der großen Halle schien ihm ein geeigneter Ort dafür zu sein. Er betrat es zusammen mit Isabel, wirbelte sie herum, sodass sie vor ihm stand, und versetzte der Tür einen Tritt, sodass sie krachend ins Schloss fiel.
    »Griffin«, sagte sie leise. »Es tut mir leid. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.«
    »Bist du verrückt geworden?«, fragte er. »Willst du uns beide umbringen?«
    »Nein!«, stieß sie hervor. »Dies ist der beste Weg, um

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