Die Ehre des Ritters (German Edition)
werde genug Freude im Herzen tragen.«
»Wenn du mit einem Mann verheiratet bist, den du nicht liebst?«, fragte er herausfordernd und rücksichtlos.
»Warum zwingst du mich, mein Handeln zu rechtfertigen, Griffin? Ich muss es tun.«
»Du liebst ihn nicht.«
»Ich habe einen Eid geschworen«, beharrte sie.
Griff trat noch einen Schritt näher, nahe genug, um sie zu berühren. »Du liebst ihn nicht.«
»Ich habe bei meiner Ehre geschworen!«, rief sie erstickt und ballte die Hände in ihren Röcken zu Fäusten. »Meine Ehre ist alles, was mir geblieben ist.«
Griff brach in gellendes Gelächter aus, das jedoch selbst in seinen Ohren angespannt und grausam klang. »Ehre«, meinte er schroff. »Wirst du dich daran klammern, wenn du unter deinem Gatten liegst und insgeheim an mich denkst?«
Es überraschte ihn nicht, dass sie ihm ins Gesicht schlug.
Er hatte die Ohrfeige verdient. Seine Wange brannte, doch der Schlag hatte ihn zur Vernunft gebracht. Ihm klargemacht, auf welche Torheit er zugesteuert war, wie nutzlos die Worte gewesen wären, die er, hätte er auch nur den Hauch einer Chance gehabt, beinahe geäußert hätte.
Er blickte sie an, blickte in ihre schimmernden bernsteinbraunen Augen, betrachtete die bebenden Lippen, die er so gerne geküsst hätte, und wusste, die Wahl seiner nächsten Worte würde ausschlaggebend dafür sein, dass er sie vielleicht niemals wiedersah. Vielleicht war es genau das, was sie wollte. »Na schön«, sagte er knapp und in endgültigem Ton. »Geh mit dem Priester und behalte deine ach so wertvolle Ehre. Ich habe todsicher keine Verwendung dafür.«
»Griffin«, rief sie, aber er war schon fast an der Tür. »Oh, Griffin. Warte.«
Natürlich wartete er nicht. Er riss die Tür auf und stürmte aus dem Zimmer und an dem überraschten Priester vorbei, der sich in dem unverfrorenen Versuch, ihr privates Gespräch zu belauschen, vor der Tür postiert hatte. Er hat bestimmt einiges zu hören bekommen, dachte Griff verächtlich und warf ihm einen finsteren Blick zu, ehe er den Korridor hinunterstolzierte.
Zum Glück war diese törichte Mission beendet. Zum Glück war er die Verantwortung für diese Frau los, musste nicht länger ihre aufreibende Gesellschaft ertragen. Sollte sich doch jemand anders um ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen kümmern; er musste seinen eigenen Hals retten. Sollte doch jemand anders sie in die Arme ihres zukünftigen Gatten führen, er hatte Besseres zu tun. Ja, dachte er, während seine Schritte hart und wütend im Korridor widerhallten, zum Glück habe ich jetzt nichts mehr mit Isabel de Lamere zu schaffen .
Und Gott sei Dank hatte ihn ein letzter Funken Verstand davor bewahrt, den Vorschlag zu äußern, der zu seiner Beunruhigung immer noch auf seiner Zunge lag. Den Vorschlag, Isabel darum zu bitten, Sebastian of Montborne aufzugeben, diesem ganzen Schlamassel den Rücken zu kehren und mit ihm durchzubrennen.
Pater Aldon steckte den Kopf in die Kammer, in der Isabel, um Fassung ringend, nach Griffins wütendem Davonstürmen zurückgeblieben war. »Welch ein schrecklicher, bösartiger Mann«, bemerkte er mit unchristlicher Verachtung. »Er hat Euch hoffentlich nicht verletzt, mein Kind?«
»Nein«, antwortete sie, in Wahrheit allerdings hatte sie nie zuvor solch tiefen Schmerz in ihrem Leben verspürt. Es war unvorstellbar, dass er tatsächlich gegangen war, dass sie am darauffolgenden Morgen abreisen und Griffin vermutlich niemals wiedersehen würde. Eigentlich hätte sie darüber erleichtert sein müssen, stattdessen aber war ihr zumute, als hätte man ihr ein Stück aus dem Herzen herausgerissen und als ob die innere Leere, die sie verspürte, nie vergehen würde.
Sie ließ sich von dem alten Priester aus dem Zimmer geleiten und folgte ihm die Turmstufen hinauf. Nur mit halbem Ohr hörte sie zu, als er verkündete, er habe ein Schlafgemach für sie vorbereiten lassen, in dem schon ein Bad und frische Kleidung auf sie warteten. In der privaten Kammer, so meinte er, könne sie vor ihrer Abreise erholsamen Schlaf genießen, damit sie hübsch für das Treffen mit der besonderen Eskorte aussehe, die er arrangiert habe, damit Isabel an den Ort gelange, an den sie gehöre.
Er führte sie in ihre Kammer, segnete sie mit herzlichen Worten und wünschte ihr mit freundlichem Lächeln eine gute Nacht. Isabel sank sofort auf die weiche Decke des Bettes und vergrub ihr Gesicht in den Kissen. Sie war viel zu erschöpft, um einen klaren Gedanken zu
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