Die Ehre des Ritters (German Edition)
Weinschlauch.
»Seid Ihr nur auf der Durchreise, Schätzchen?«
»Ja.«
»So ein Jammer«, meinte sie, und ihr Blick verweilte etwas zu lange auf ihm. »Heute Nacht wäre es aber nicht gut weiterzureisen. Soweit ich mitbekommen habe, treibt sich ein Verbrecher in der Gegend herum. Seht Ihr diese Männer dort?« Sie deutete auf die Soldatengruppe. »Sie behaupten, dass ein Mörder in Derbyshire umgeht, und jetzt sind auch noch zwei Ritter und ein hiesiger Priester verschwunden.«
»Ach, tatsächlich?«, fragte Griffin und setzte eine besorgte Miene auf. »Meinen Dank für die Warnung. Ich werde meine Augen offenhalten, wenn ich weiterziehe.«
»Vielleicht solltet Ihr lieber bis zum Morgen warten«, schlug sie vor. »Ich habe ein Bett im Hinterzimmer, das ich Euch überlassen könnte. Falls es Euch nichts ausmacht, es mit mir zu teilen.«
»Ein verlockendes Angebot«, log Griffin höflich. »Aber ich kann mich nicht länger hier aufhalten, ich bin in Eile.«
»Zu schade«, seufzte sie, zuckte die Schultern und zog die Mundwinkel enttäuscht nach unten. »Kann ich Euch einen Becher Ale bringen, während Ihr auf die Speisen wartet, Schätzchen?«
Griff nickte. Er hegte zwar nicht die Absicht, etwas zu trinken, aber hinter einem Becherrand würde er nicht so auffallen. Er bezahlte alles, als die Schankmagd zurückkam und den Krug vor ihm abstellte, ohne die bewaffneten Männer auf der anderen Seite der Gaststube aus den Augen zu lassen. Offensichtlich waren sie inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass er nicht von besonderem Interesse war, denn die lärmende Gruppe hatte ihr Spiel und ihre Unterhaltung wieder aufgenommen und schenkte ihm ebenso wenig Beachtung wie die anderen Gäste in dem überfüllten Raum.
Nur wenige nüchterne Köpfe hoben sich, als sich die Tür einen Augenblick später wiederum öffnete. Die kalte Nachtluft brachte die Flammen der Tischlaternen zum Erzittern und fegte die auf dem Erdboden verstreuten vertrockneten Binsen durch die Stube. Griff warf einen Blick über die Schulter und sah vier Männer eintreten: einen Edelmann, dem drei Ritter folgten. Sie trugen das Wappen und die Farben, die er nur allzu gut kannte.
Dominic of Droghallow blieb auf der Schwelle stehen, zog die Reithandschuhe aus und steckte sie in den ledernen Riemen seines Wehrgehänges. Dann drehte er langsam den dunklen Schopf und blickte sich suchend mit zusammengekniffenen Augen in der überfüllten Schenke um.
Der Wirt nickte den Neuankömmlingen zu. »Guten Abend, Mylord. Ihr Herren.«
Dom ignorierte den Gruß, ging zur Theke und stützte sich mit einem Ellbogen darauf. Während er den Blick weiter über die Gäste schweifen ließ, steckte er den Saum seines Umhangs hinter das Heft seines Schwertes und winkte einen seiner Ritter heran. »Durchsucht die Hinterzimmer.« Zwei der Ritter verschwanden im hinteren Teil der Schenke, während Dom in herablassendem, wachsamem Schweigen abwartend an der Theke blieb.
»Kann ich Euch helfen, Mylord?«, fragte der Wirt.
»Ich bin auf der Suche nach einem gesetzlosen Ritter und der Dame, die er ihrem Verlobten entführt hat. Zuletzt hat man sie unweit von Derbyshire gesehen.«
An seinem Platz in der Ecke beugte sich Griffin tief über seinen Becher Ale, dankbar, dass der dunkle Schatten seiner Kapuze sein Gesicht verbarg.
»Der Mann ist gefährlich«, fuhr Dom fort. Seine Stimme erhob sich über das laute Stimmengewirr und das Lärmen der Würfelspiele. Da der Krach jedoch nur unmerklich leiser wurde, nahm seine Stimme einen schrillen, ungeduldigen Ton an. »Der Gesuchte ist ein Mörder und Verräter der Krone. Jeder, der Hinweise auf seinen Aufenthaltsort hat, wird reich belohnt.«
»Wie reich?«, rief jemand aus dem hinteren Teil des Raumes, wo die Ritter saßen.
»Gut gefragt«, stimmte ein anderer ein. »Was seid Ihr bereit für den Brauträuber zu zahlen, M’lord?«
»Zehntausend Silbermark.«
Doms Antwort hing in der Luft wie die Rauchschwaden zwischen dem Gebälk der Schenke. Würfelspiele wurden eingestellt, Unterhaltungen mitten im Satz unterbrochen. Einer der Männer neben Griffin stieß vor Erstaunen einen Fluch aus und auch Griff lag ein Fluch auf den Lippen. Zehntausend Silbermark waren ein Vermögen, mehr Geld, als jeder dieser Männer in seinem ganzen Leben zu Gesicht bekommen würde, er selbst eingeschlossen. Die Zeit war bei diesem riskanten Unternehmen nie auf seiner Seite gewesen, doch sie entwickelte sich rasch zu seinem schlimmsten Feind. Dom und
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