Die Ehre des Ritters (German Edition)
gelassen hatte. Das hat jetzt ein Ende, schwor er sich. Sie hatte ihm einst vertraut, hatte an ihn geglaubt. Er wollte ihr beweisen, dass er ihres Vertrauens wieder würdig war. Sie sollte sich nicht umsonst geopfert haben.
Griffin untersuchte ihren Arm mit geübtem Auge. In einigen Stunden würde er den Verband wechseln müssen, aber er hatte keinen Wein mehr, um die Wunde zu säubern. Wenigstens frisches Wasser war vorhanden. Irgendwo vor der Höhle rauschte ein Bach. Indes benötigten sie auch Wein und etwas zu essen; frühestens in ein paar Tagen würde Isabel so weit genesen sein, dass sie ihre Reise fortsetzen konnten. Er wollte verdammt sein, wenn sie außer ihrem Schmerz auch noch Hunger leiden musste. Bei Einbruch der Nacht wollte er sich auf die Suche nach einem Dorf machen, in dem er Vorräte beschaffen konnte.
Isabel schlief immer noch, als Griffin wenige Stunden später vorsichtig aus der Höhle trat. Er zog die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht und stieg in den Sattel. Die kalte, herbstliche Nachtluft füllte bei jedem Atemzug seine Lungen. Leicht stieß er das Pferd mit den Fersen in die Flanken und lenkte es auf den Saum des nachtschwarzen Waldes zu. Kurz darauf hatte er eine feste Straße erreicht.
Der Rhythmus des gleichmäßigen Hufschlags seines galoppierenden Pferdes stand in einem merkwürdigen Verhältnis zu dem schwach vernehmbaren Gesang, der aus der Ferne zu ihm herüberdrang. Die leichte spätabendliche Brise wehte Rauchfetzen von den Herdfeuern verstreut liegender Katen zu ihm hinüber, während er sein Pferd einen Hügel hinauftrieb. Vom Gipfel aus entdeckte er ein Dorf, das sich auf der anderen Seite des Hügels in das Tal hineinschmiegte. Fackellicht drang aus einer Handvoll einfacher Hütten, und auf einer kleinen Anhöhe, dort, wo die Hauptstraße einen Bogen machte, befand sich eine große, ebenfalls von Fackeln erhellte, strohgedeckte Schenke.
Griff schnalzte mit der Zunge und ritt ins Tal hinunter.
Mindestens ein Dutzend Pferde stand angebunden vor dem Gasthaus. Einige gehörten eindeutig Rittern, andere, mit breitem Rücken und grober Statur, wohl Händlern und nicht ganz so wohlhabenden Männern, die in der Schenke trinken oder übernachten wollten. Der Lärm in ihrem Inneren schallte bis nach draußen. Griff schwang sich aus dem Sattel, band sein Pferd neben den anderen an und ging zum Eingang der Schenke. Im selben Moment flog die Tür auf und ein betrunkener Bauer stolperte in die Nacht hinaus, murmelte einen Gruß und ging weiter zur Ecke des Gebäudes, wo er erst sein Pferd losband und sich dann anschließend erleichterte. Mit gesenktem Kopf betrat Griff den Gasthof. Es stank nach Rauch und Talg, Schweiß und Ale. Der üble Geruch stieg ihm unerbittlich in die Nase, als die windschiefe Eichentür sich ächzend hinter ihm schloss.
Der Wirt nickte Griffin zu, und eine Schankmagd, die mit sechs gefüllten Krügen an ihm vorbeikam, warf ihm einen bewundernden Blick von der Seite zu. »Ich bin gleich bei dir, Süßer«, schnurrte sie mit einem zahnlückenreichen Lächeln.
Einen prüfenden Blick um sich werfend musterte Griff mit geübtem Kämpferauge wachsam seine Umgebung, ehe er sich an einen freien Platz am Ende der Theke stellte. Die Bauern, an denen er vorüberging, schenkten ihm kaum Beachtung. Sie waren alle zu sehr in ihre Gespräche und den Inhalt ihrer Krüge vertieft, um zu bemerken, dass er sich uneingeladen ihrer kleinen Gruppe angeschlossen hatte. Auch Griff kümmerte sich nicht um seine Tischgesellen; sein Blick war vielmehr auf eine Gruppe Soldaten gerichtet, eine kunterbunte Mischung aus Rittern und heimatlosen Söldnern, die im hinteren Teil der Schenke saßen. Die lärmende Gesellschaft hatte offenbar schon tief in die Becher geschaut, tauschte Kriegsgeschichten aus und vertrieb sich die Zeit mit Würfelspielen. Allen merkte man die rastlose, ungezähmte Aggressivität an, die oft von Kriegern ausströmte, denen zu viel Ale und Zeit zur Verfügung standen.
Griffin entging nicht, dass mehr als ein Augenpaar durch die Rauchschwaden hindurch in seine Richtung spähte. Den Blick auf sie gerichtet ließ er die Hand unauffällig unter den Umhang gleiten und umfasste den Knauf seines Schwertes. Einen Augenblick später stand die Schankmagd vor ihm, beugte ihren Busen über die zerkratzte Theke und erkundigte sich nach seinen Wünschen.
»Ich könnte etwas Proviant und Wein für unterwegs gebrauchen«, sagte Griffin und reichte ihr den leeren
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