Die Ehre des Ritters (German Edition)
Unterton in der Stimme.
Tief Luft holend bereitete Griff sich auf den blutigen Kampf vor, der gewiss gleich folgen würde. Die Hand um sein Schwert geklammert, drehte er sich langsam um und hob den Kopf, um seinen Stiefbruder anzublicken – den Mann, der ihn tot sehen wollte und dessen Wunsch bald Wirklichkeit werden könnte.
Dom bekam allerdings keine Gelegenheit, ins Dunkel der Kapuze zu schauen, die Griffins Gesicht vor Blicken schützte. Bevor der Earl noch einmal seinen Befehl aussprechen konnte, kam Willa mit einem überschwappenden Krug Ale angelaufen. Unvermittelt stolperte sie, als hätte man sie von hinten gestoßen. Ihr Aufschrei lenkte Doms Aufmerksamkeit einen entscheidenden Wimpernschlag lang von Griffin ab. Halt suchend versuchte sich die Schankmagd im Fallen an einem von Doms Rittern festzuklammern, dabei flog ihr der Krug aus der Hand und sein Inhalt ergoss sich in einem bernsteinfarbenen Bogen über den erschrockenen Dominic.
»Du tollpatschige Gans!«, schrie er und strich mit den Händen über seine Seidentunika, bemüht, das klebrige Nass fortzuwischen, das sein Gewand durchtränkte und auf seine feinen Lederstiefel tropfte.
In dem Durcheinander, das auf diesen Vorfall folgte, gelangte Griff unbemerkt zur Tür. Er verweilte gerade lange genug, um zu sehen, wie Willa sich aufrappelte und mit ihrer Schürze über die vornehme Kleidung des Earls wischte. Wortreiche Entschuldigungen vor sich hinplappernd sah sie über Doms Schulter, begegnete Griffins Blick und zwinkerte ihm vielsagend zu, ehe die Wachen von Droghallow sie packten und von ihrem geifernden, wutschäumenden Lord fortzogen.
Griffin hastete, das Bündel mit Wein und Proviant fest unter den Arm geklemmt, aus der rauchigen Schenke in die kühle dunkle Nachtluft. Rasch band er sein Pferd los und stieg in den Sattel. In schnellem Galopp ritt er davon, stumm einer außergewöhnlichen Verbündeten namens Willa dankend, die ihn gerade vor der sicheren Bekanntschaft mit Gevatter Tod bewahrt hatte.
Dominic of Droghallow war so außer sich vor Zorn, dass er kaum noch klar denken konnte. Seinen Wachen war es schließlich gelungen, diese einfältige Frau von ihm fortzuziehen, die sein Gewand in Ale gebadet und hernach noch mehr beschmutzt hatte, als sie versuchte, es mit ihrer fleckigen Schürze trocken zu reiben. Am liebsten hätte er die dumme Gans für ihre Tollpatschigkeit erwürgt, doch er musste sich um dringendere Angelegenheiten kümmern. Der Wirt eilte ihm zu Hilfe, aber Dom schickte ihn mit einer ungeduldigen wegscheuchenden Handbewegung fort und wandte sich wieder dem Mann mit der Kapuze zu, dem er den Weg versperrt hatte.
Der Mann war jedoch verschwunden.
»Wo ist er?«, fragte er seine Wachen. »Der Mann im Kapuzenmantel. Wer von Euch hat ihn gehen lassen?«
Die Ritter schwiegen und hatten zu ihrer Entschuldigung nichts vorzubringen außer belämmerten Blicken, die Doms Wut nur noch weiter anfachten. Derb fluchend schob er sie aus dem Weg und stürzte zur offenen Tür hinaus. Unter dem schmalen Vordach der Schenke kam er schlitternd zum Stehen. Da traf ihn eine kalte Bö aus dem schwarzen Nachthimmel, umtoste ihn und ließ die Zipfel seines Mantels um seine Beine peitschen.
Angestrengt spähte Dom in die Finsternis – er konnte den Geruch von Verrat beinahe in der Luft riechen –, doch er entdeckte nichts, was sein Misstrauen bestätigte. Nichts außer einem schmalen Streifen silbernen Mondlichts, der plötzlich durch die dichten schwarzen Wolken fiel, und das Band der einsam daliegenden Straße, das sich in beide Richtungen erstreckte.
Die beiden Soldaten kamen mit gezückter Klinge aus der Wirtsstube heraus.
»Wo wart Ihr beiden, als ich Eure Hilfe gebrauchen konnte?«, fragte er sarkastisch, ehe er ein verächtliches Schnauben von sich gab und dabei über seinen feuchten Ärmel rieb. »Holt mein Pferd. Ich habe genug von Derbyshire; ich reite zurück nach Droghallow. Ihr bleibt so lange hier, bis Griffin und Montbornes Braut gefangen genommen wurden. Ich will keinen von Euch auch nur einen Augenblick früher sehen, verstanden?«
Die Ritter nickten gehorsam und beeilten sich, das Pferd ihres Lords herbeizuschaffen. Bemüht, den Kopfschmerz zu vertreiben, der hinter seinen Lidern zu pochen begann, presste Dominic die Finger an die Schläfen. Seine Händel mit Prinz John ermüdeten ihn unsäglich, der ständige Ärger machte ihn reizbar und ließ ihn Phantomen nachlaufen. Er war es gründlich leid, sich Gedanken über
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