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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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Griffin zu machen und über die düstere Zukunft, die ihm bevorstand, wenn er dieses Intrigenspiel nicht den Wünschen des Prinzen gemäß beenden konnte.
    Es blieb ihm allerdings noch genug Zeit, sich wegen seines lästigen Stiefbruders den Kopf zu zerbrechen, wenn der Bastard erst einmal festgenommen war, überlegte er. Sollten seine Männer und die Glücksritter von Derbyshire sich doch damit abmühen, Jagd auf ihn zu machen und ihn gefangen zu nehmen. Auf Dom wartete eine angenehmere Beschäftigung, und er konnte es gar nicht erwarten, sich dieser zusammen mit Felice in seinem Bett in Droghallow zu widmen.

21
    Selbst als Isabel die Augen offen hatte, war sie von seltsamer, tiefschwarzer Dunkelheit umgeben. Wie aus weiter Ferne hatte sie das stete Tropfen von Wasser vernommen; das unaufhörliche Geräusch holte sie schließlich unerbittlich aus dem Schlaf. Sie wusste nicht, wo sie sich befand. Es war kühl, und ein modriger Geruch nach Moos und feuchten Felsen hing in der Luft.
    Bin ich in einem Verlies?, fragte sie sich benommen. Hatte Pater Aldon sie doch noch nach Derbyshire gebracht und Prinz John ausgeliefert?
    Zu geschwächt, um in Panik über ihr mögliches Schicksal zu geraten, versuchte Isabel, die nebelhafte Schwärze wegzublinzeln und herauszufinden, wo sie war, was geschehen war. Ihr Kopf fühlte sich merkwürdig leicht an, wie benebelt, die Zunge in ihrem ausgedörrten Mund hingegen dick und ungefüge. Ihre schweren Glieder konnte sie unter dem erdrückenden Gewicht ihres Umhangs kaum bewegen. Der harte, kalte Untergrund verursachte ihr Schmerzen im Rücken, doch diese verblassten im Vergleich zu dem höllischen Brennen in ihrer Schulter.
    Plötzlich kam die Erinnerung zurück, fast so schnell wie der Pfeil, der auf Pater Aldons Befehl hin über den Nachmittagshimmel gesurrt war. Sie erinnerte sich daran, wie der Mann mit der Armbrust gerufen hatte, dass Griffin nahe genug sei. Sie erinnerte sich an ihre Angst, ihr verzweifeltes Bemühen, Griffin vor dem Schlimmsten zu bewahren. Sie entsann sich, dass sie, als sie das Zischen des fliegenden Pfeils vernommen hatte, ihr Pferd in dessen Weg gelenkt hatte und von hinten getroffen worden war, so heftig, als hätte ein Blitz in sie eingeschlagen. Sie erinnerte sich an Griffins entsetzten Aufschrei, an ihren Sturz …
    Himmel, hatte sie versagt?
    Ihr Herz zog sich furchtvoll zusammen, und sie blickte in die unendliche Schwärze um sich herum. Sie musste Griffin sehen, musste wissen, ob er noch lebte.
    »Gri…«, rief sie, doch sie bekam nicht genug Luft, um seinen Namen zu rufen. Nur ein leises Krächzen brachte sie hervor. Sie versuchte sich aufzusetzen, es gelang ihr jedoch nicht, den Kopf zu heben. »Griffin?«
    Eine starke Hand umfing ihren Hinterkopf, warme Finger strichen ihr durchs Haar. Ein sanfter Arm half ihr, sich wieder hinzulegen. »Ich bin hier, Isabel. Sei ganz ruhig. Es ist alles in Ordnung.«
    »Oh, Griffin«, stieß sie hervor, erleichtert, seine Stimme zu hören. Sie war so froh, dass er an ihrer Seite war.
    Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit, und sein Gesicht trat schemenhaft aus der Finsternis hervor – undeutlich zeichneten sich die Konturen seiner scharf geschnittenen Wangen, sein markantes Kinn und der sorgenvoll zu einer schmalen Linie zusammengepresste Mund vor ihr ab. Seine restliche Gestalt wurde fast gänzlich von Schwärze verhüllt, doch er war hier.
    Gesund und unverletzt.
    Er war bei ihr.
    Beruhigt stieß sie die Luft aus. Glieder und Herz wurden ihr leicht, und ihre Angst schwand allmählich, weil Griffin an ihrer Seite war. »Wo sind …«, fing sie an, schluckte und versuchte es erneut. »Wo sind wir? Wurden wir gefangen genommen?«
    »Nein«, raunte Griffin und strich mit der Rückseite seiner Hand über ihre Stirn, eine zärtliche Geste, die viel zu schnell vorüberging. »Wir sind in Sicherheit«, verkündete er. Er zog die Hand zurück und ging neben ihr in die Hocke. Ein seltsam abwesender Ton schlich sich in seine Stimme, als er fortfuhr: »Wir sind in einer Höhle im Wald, am Rande von Derbyshire. Niemand wird uns hier finden.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Wie es den Anschein hat, wird die Höhle seit Jahrhunderten nicht mehr bewohnt. Mir wäre sie wahrscheinlich auch nicht aufgefallen, hätte mein Pferd nicht direkt davor wegen eines davonlaufenden Hasen gescheut.« Sie spürte eine Bewegung neben sich. Er hob etwas hoch und hielt es ihr vor das Gesicht. »Öffne den Mund«, wies er sie an.

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