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Die Ehre des Ritters (German Edition)

Die Ehre des Ritters (German Edition)

Titel: Die Ehre des Ritters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian Schreibt als Tina St. John
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seinem wartenden Pferd zurück.
    Mit Isabel auf den Armen und den Zügeln seines Rosses in der Hand betrat er die Höhle erneut. Eine flache, trockene Felsplatte musste für ihre Pflege genügen. Behutsam bettete er sie so darauf, dass er das Licht am besten nutzen konnte. In diesen hintersten Winkel der Höhle drang kaum Sonnenschein. Wie ein Hexenfinger streckte sich der schwache, dünne Strahl durch den engen Schlund, ein milchiger Schleier, der in spätestens einer Stunde verschwunden sein würde.
    Eilig, um die ihm verbleibende Zeit nicht zu vergeuden, holte Griff die wenigen Sachen aus seinen Satteltaschen, die ihm zur Wundversorgung zur Verfügung standen, und kniete neben Isabel nieder.
    Selbst im Dämmerlicht der Höhle konnte er das schreckliche Ausmaß der Verletzung erkennen, die der Pfeil angerichtet hatte. Der zerrissene, blutige Stoff ihres Mantels klebte an Isabels verletztem Arm, und ein Übelkeit erregend großer Fleck feuchter Schwärze, dessen Anblick Griffins Kehle vor Sorge eng werden ließ, hatte sich über die dunkelblaue Wolle ausgebreitet. Behutsam hob er den Mantel an und riss vorsichtig den Ärmel an der Schulter ab.
    Zischend stieß er den Atem aus, als er die verheerende Verletzung gewahrte.
    Die hässliche Wunde verunstaltete die blasse Vollkommenheit ihrer nackten Haut – ein grausiges Verbrechen, das ihm gleichermaßen sinnlos und schrecklich erschien. Glücklicherweise hatte der Bolzen sie nur gestreift. Ein kleines Stück hatte nur gefehlt, und der Pfeil hätte ihren Oberarm durchbohrt. Darüber aber wollte Griff jetzt lieber nicht nachdenken. Er wappnete sich vielmehr für das, was er tun musste, und holte den Weinschlauch aus seiner Satteltasche heraus.
    Fluchend stellte er fest, dass er bis auf einen kläglichen Rest leer war. Besser als nichts, dachte er. Allerdings benötigte er auch einen Stoffstreifen, um den Arm nach der Wundreinigung zu verbinden. Er griff nach dem Saum ihres zerknitterten Mantels und ließ ihn gleich darauf wieder los. Er befürchtete, dass die Wolle ein Wundfieber nur begünstigen würde. Die Bandage musste aus einem Stoff sein, durch den Luft dringen konnte.
    Griffs Blick glitt zu Isabels Seidenrobe. Die üppigen Röcke waren durch ihren Sturz verschmutzt und zerrissen, doch das Mieder unter dem Mantel war schneeweiß geblieben. Es würde als Verband herhalten müssen. Er beugte sich über sie und öffnete die Bänder am Ausschnitt des Kleides. Unvermittelt hielt er inne. Es würde nicht einfach werden, ihr das Kleid auszuziehen. Er würde sie bewegen müssen, ihr womöglich mehr Schmerzen bereiten als nötig – eine Vorstellung, die ihm verhasst war. Da ihm keine andere Wahl blieb, zog er entschlossen den Dolch aus der Scheide an seinem Gürtel, steckte die Klinge unter den dünnen Stoff und schnitt den Bliaut vom Hals bis zum Saum auf.
    Wie anders es doch ist, unter diesen Umständen ihre Blöße zu betrachten, dachte er. Der Anblick ihres nackten Körpers weckte einen Schmerz in ihm, der tiefer ging als Lust oder Begehren. Als er sie in diesem Moment ansah, quälten ihn brennende Gewissensbisse, die ihm das Herz zu zerreißen drohten. Er fühlte eine tiefe Demut. Ungestüme Gefühle, die ihm so fremd waren, dass es ihm schwerfiel, sich von ihr abzuwenden. Mühsam riss er sich zusammen und legte entschlossen ihren Arm zur Seite, um ihre Wunde besser versorgen zu können.
    Er entkorkte den Weinschlauch und goss etwas Rotwein über die üble, klaffende Wunde. Isabel zuckte zusammen, sobald der Wein ihre Haut berührte. Ihre Lider flatterten, und ein unverständliches Wimmern entrang sich ihrer Kehle. Griff war der Schmerz, den er ihr zufügte, wohlbekannt; oft genug hatte er seine eigenen Kampfwunden versorgt und wusste, wie feurig der Kuss des Weines in einer offenen Wunde brannte. Die Prozedur war indes notwendig, und er konnte nur hoffen, dass Isabels Sinne so lange betäubt blieben, bis er seine Aufgabe vollbracht hatte.
    Er wartete, bis ihr Wimmern verklungen war, dann ergriff er ihr Handgelenk, um ihre Arm ruhigzustellen, und goss noch etwas Wein auf die Verletzung. Dieses Mal schrie Isabel gepeinigt auf.
    Ihre Lider flogen auf, ihre Augen waren vor Furcht aufgerissen, und ein benommener, fiebriger Glanz lag darin. »Bitte … neeein«, stöhnte sie. Griff spürte, wie sie den verletzten Arm anspannte, sah, wie sie die Hand zur Faust ballte. Tief gruben sich ihre Fingernägel in ihre rosa Handfläche. Die Sehnen ihres Armes spannten sich unter

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