Die Eifelgraefin
gewissenhaften Pflege seidigglatt und dicht. Sie nahm ein paar Strähnen zwischen die Finger und betrachtete sie prüfend. Es wurde Zeit, wieder einmal diese hässlichen gespaltenen Spitzen abzuschneiden. Dann tauchte sie ganz in das warme Wasser ein, verharrte einige Augenblicke und kam dann prustend wieder hoch.
Vor dem Vorhang raschelte es. «Herrin, ist alles in Ordnung mit Euch?», erklang Luzias besorgte Stimme. Elisabeth wischte sich das Wasser aus den Augen und streckte dann eine Hand durch den Spalt zwischen den Vorhängen. «Gib mir bitte die Seife, Luzia.»
Sie seifte erst ihr Haar, dann ihren Oberkörper ein, dann tauchte sie erneut unter. «Und jetzt», sagte sie, «bist du dran.»
Luzia, die sich auf eine der Bänke am großen Tisch gesetzt hatte, blickte sie entsetzt an. «Ich?»
Elisabeth winkte sie ungeduldig zu sich. «Komm schon, oder hast du etwa Angst vor dem Wasser?»
Zögernd kam Luzia näher. «Nein, Herrin, natürlich nicht. Aber … aber das ziemt sich nicht. Ich kann doch nicht einfach …»
«Ich bin fertig», erklärte Elisabeth. «Und wenn ich dich so ansehe, finde ich, dass du ein Bad bitter nötig hast. Also zier dich nicht lange, sonst wird das Wasser kalt. Zieh dein Kleid aus und komm herein!»
Nun sah Luzia wirklich entsetzt aus. «Ich soll zu Euch in den Zuber kommen? Aber Ihr seid meine Herrin. Da kann ich doch nicht …»
«Nun hör schon auf!», schnitt Elisabeth ihr das Wort ab. «In diesem Zuber ist leicht Platz für zwei Personen, und ich möchte, dass du mir jetzt Gesellschaft leistest.»
Ihre Stimme ließ keinerlei Widerspruch zu, deshalb entkleidete sich Luzia hastig. Doch es war offensichtlich, dass sie sich dabei alles andere als wohlfühlte. Vorsichtig kletterte sie in den Zuber und erschauerte, als das warme Wasser sie umfing. Sie kauerte sich an die Wand des Zubers und umschlang ihre Knie mit den Armen.
Elisabeth lächelte zufrieden und zog die Vorhänge wieder ganz zusammen. «Na also, so schlimm ist das doch nicht. Und nun entspanne dich. Ich beiße nicht; du kannst deine Beine ruhig ausstrecken.»
Luzia nahm die Arme von den Knien, und Elisabeth musterte sie aufmerksam. «Eine hübsche reine Haut hast du.» Sie lächelte wieder. «Und ich wünschte, mein Teint wäre ebenso hell wie der deine.»
«Aber Ihr seid doch wunderschön», widersprach Luzia überrascht. «Das sagen alle.»
«So, das sagen alle?» Elisabeth zuckte mit den Schultern. «Mag sein, dann ist es der Ausgleich für meinen hohen Wuchs.» Sie hob die Schultern. «Sogar der Mann, mit dem ich verlobt bin, ist kleiner als ich.»
Luzia sah sie neugierig an. «Ihr seid verlobt, Herrin? Wie schön für Euch.»
«Ja, nicht wahr? Aber Kunibert geht mir leider nur bis hier.» Sie hielt ihre Hand in Höhe ihrer Augen. «Dafür ist er aber ein ehrenwerter Edelmann. Und ein ausgezeichneter Reiter und …» Sie lehnte sich entspannt zurück. «Na ja, so gut kenne ich ihn nun auch wieder nicht. Aber bei unserem letzten Treffen fand ich ihn sehr angenehm.»
«Dann kennt Ihr ihn gar nicht gut?» Luzias Frage klang überrascht.
Elisabeth nickte. «Ich habe ihn erst zwei Mal getroffen. Mein Vater hat diese Heirat arrangiert. Kunibert ist ein Gesandter des Königs und deshalb sehr viel unterwegs. Aber wenn wir erst einmal verheiratet sind, werde ich noch genug Gelegenheit haben, ihn kennenzulernen.» Elisabeth griff an ihren Hals und hielt Luzia ein kleines rundes Medaillon hin. «Dies hier hat er mir zur Verlobung geschenkt. Hübsch, nicht? Ich glaube, er kann mich gut leiden.»
«Ich wollte auch heiraten, aber ich durfte nicht», platzte es aus Luzia heraus. Verlegen rieb sie sich über die nassen Knie. Sofort löste sich der Schmutz, der sich in den Poren festgesetzt hatte.
Elisabeth hob den Kopf. «Warum nicht?»
Luzia zuckte mit den Achseln. «Na, weil ich doch eine Freigeborene bin. Und Karl ist ein Leibeigener, deshalb hat mein Vater die Heirat verboten. Er will mich nur einem frei geborenen Bauern geben, aber …»
«Aber?»
Luzia seufzte. «In unserer Gegend gibt es nicht so viele freie Bauern. Und die wenigen, die da sind, haben keine heiratsfähigen Söhne. Entweder sind sie schon verheiratet oder noch viel zu jung.»
«Das ist in der Tat ärgerlich», stimmte Elisabeth zu. «Doch solltest du dir keine Sorgen machen. Du stehst ja jetzt erst einmal in meinen Diensten, und wenn du gut arbeitest, nehme ich dich vielleicht sogar mit zu mir nach Hause.»
Luzia sah sie
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