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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Johann herum. «Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, Graf Johann.» Den Namen spuckte er aus wie einen fauligen Bissen Fleisch. Dann winkte er seinen Männern und verließ den Saal.
    «Geht wieder hinauf in Eure Gemächer», sagte Johann kühl in Elisabeths Richtung. «Ich habe noch etwas zu erledigen.» Damit verließ auch er den Saal und ließ Elisabeth, Bruder Georg und Luzia einigermaßen verständnislos zurück.
    «Was hatte das denn zu bedeuten?», erklang von der Treppe her die Stimme von Elisabeths Mutter. Bernadette trat langsam näher. «Elisabeth? Kannst du mir das erklären?»

41.   KAPITEL
    Je länger Elisabeth auf Johanns Rückkehr wartete, desto heftiger wurde ihr Zorn. Sie hatte noch versucht, ihm nachzulaufen, doch bis sie ihre Mutter beruhigen konnte, hatte er die Küneburg bereits wieder verlassen, allerdings auf einem geliehenen Pferd. Sein Falbe stand im Pferdestall. Bruder Georg hatte ihr versichert, nichts mit dem erstaunlichen Auftritt Johanns zu tun zu haben. Auch er war vollkommen überrascht gewesen, als dieser von seinen angeblichen Heiratsabsichten gesprochen hatte.
    «Eines ist ihm damit jedenfalls geglückt», wagte Luzia anzumerken. «Er hat Euren Onkel ziemlich verunsichert. Und vielleicht war es ja genau das, was er erreichen wollte.»
    «Wozu denn, um Himmels willen?» Elisabeth schüttelte den Kopf. «Du hast doch gesehen, dass Dietrich nun vor Wut kocht. Das kann nichts Gutes bedeuten.»
    Luzia kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. «Aber er kann jetzt nicht mehr einfach verlangen, dass Ihr Albrecht heiratet. Zuerst muss geklärt werden, wer tatsächlich   … na ja, ein Anrecht auf Euch hat.»
    «Johann jedenfalls nicht!», brauste Elisabeth auf. «Er hat mich niemals gefragt, ob ich ihn heiraten will. Und er hat mir weiß Gott oft genug zu verstehen gegeben, dass er das auch nicht vorhat. Was soll dieses Gehabe also jetzt plötzlich?»
    «Vielleicht hat er es sich anders überlegt?», schlug Luzia vor.
    Doch Elisabeth schnaubte nur sarkastisch.
    «Oder ihn hat doch Eure Mitgift gereizt. Dietrich hat ihn mit Graf Johann angesprochen. Bedeutet das, dass sein Vater tot ist?»
    «Wahrscheinlich.» Elisabeth hob die Schultern. «Vielleicht ist er ebenfalls der Pest zum Opfer gefallen.» Ihr Blick verfinsterte sich noch mehr. «Glaubst du etwa, ich würde ihn unter solchen Voraussetzungen heiraten wollen?»
    Luzia schwieg eine Weile, dann seufzte sie und blickte Elisabeth in die Augen. «Herrin, ganz gleich, wie die Voraussetzungen sind oder welche Absichten ihn geleitet haben – er ist in jedem Fall das geringere Übel im Vergleich zu Albrecht. Ist es nicht so?»
    «Aber   …»
    «Und habt Ihr nicht gesagt, Ihr liebt ihn?»
    Elisabeth verstummte.
    Luzias Gesichtsausdruck wurde etwas freundlicher. «Ich weiß, es steht mir nicht zu, Euch Ratschläge zu geben, aber solltet Ihr nicht erst einmal abwarten, was er vorhat?»
    «Ganz gleich, was es auch sein mag, sobald mein Vater zurückkehrt, wird der ganze Schwindel auffliegen.» Rastlos ging Elisabeth in ihrer Kammer auf und ab.
    Luzia lächelte leicht. «Nicht, wenn Ihr Johann tatsächlich heiratet.»
    Elisabeth funkelte sie gereizt an. «Er will mich doch gar nicht heiraten!»
    «Das», befand Luzia, «klang vorhin aber ganz anders,Herrin.» Sie hielt inne und legte den Kopf auf die Seite. «Und noch etwas.»
    Elisabeth hob den Kopf. «Was?»
    Luzia deutete auf das Kästchen, in dem sie seit kurzem wieder das Kruzifix aufbewahrten. «Es summt nicht mehr, seit Herr Johann hier ist.»
    ***
    Tags darauf erhielt Bruder Georg einen Brief, der ihn in helle Aufregung versetzte. Er bat darum, sofort noch einmal ins Benediktinerkloster nach Prüm reiten zu dürfen, denn einer seiner Brüder sei dort auf einen Hinweis bezüglich des Kruzifixes gestoßen, dem er nun selbst nachgehen wolle. Elisabeth grollte ihm zwar noch immer ein wenig, aber sie brannte ebenso darauf, endlich zu erfahren, was es mit dem Silberkreuz für eine Bewandtnis hatte. Deshalb gab sie ihre Zustimmung, und auch die Gräfin hatte nichts dagegen.
    Drei Tage nach seiner Abreise traf Martin Wied in Begleitung eines weiteren Mannes auf der Küneburg ein.
    Elisabeth hatte sich in die Kemenate zurückgezogen und Luzia hinunter in den Hof geschickt, um ein paar der frischgeernteten Sommeräpfel zu holen, sodass diese dem Kaufmann auf dem Rückweg zuerst begegnete.
    Erstaunt blieb Luzia stehen, als sie ihn erkannte. «Herr Wied? Was tut Ihr hier?»

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