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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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wehren, doch sein Griff war fest wie ein Schraubstock. «Meine Herrin erwartet mich», versuchte sie es noch einmal.
    Albrecht lachte nur. «Nur ein kurzes Weilchen. Hast hübsche Löckchen, mein Schatz.» Er schob sie rückwärts bis in die Nische zwischen Treppe und Hauswand und begann an der Verschnürung ihres Kleides herumzunesteln.
    «Nicht!» Verzweifelt versuchte Luzia, seine Hände abzuwehren. «Das dürft Ihr nicht!»
    Er hielt inne und sah sie verärgert an. «Wer will es mir denn verbieten, Mädchen? Du etwa? Komm schon, ’s wird dir auch Spaß machen.» Er hatte es geschafft, die Verschnürung zu lösen, und zerrte das Kleid auseinander.
    «Nein!», sagte sie so laut sie konnte. Schreien konnte sie nicht, denn ihre Stimme zitterte zu sehr. «Hört auf, bitte! Ihr   …» Sie stockte entsetzt, als er seine Hand in ihren Ausschnitt steckte. «Ihr seid doch verlobt, Herr!», war das Einzige, was ihr noch einfiel. In dem Moment, in dem sie die Worte aussprach, schalt sie sich eine dämliche Gans, denn das war kein Argument, das einen betrunkenen Wüstling von seinem Vorhaben abbringen konnte.
    Zu ihrer Überraschung zog er jedoch seine Hand zurück und ließ sie los. «Hast ja recht, Mädchen. Wie konnte ich das vergessen?» Er umfasste grob ihr Kinn und quetschte es. «Ich hab ja eine hübsche Braut, nicht wahr? Die wird sich nicht so zieren wie du.» Er grinste. «Ist ja bald sowieso ihre Pflicht, wie?» Ohne Luzia weiter zu beachten, ließ er sie stehen und eilte mit großen Schritten die Treppe zum Wohnhaus empor.
    Luzia war für einen Augenblick wie erstarrt. Doch dann raffte sie den Ausschnitt ihres Kleides zusammen und rannte ihm hinterher.
    Wie in Kempenich bestand der untere Teil des Palas zum Hauptteil aus einem großen Saal, an dessen rückwärtiger Seite eine Treppe hinauf zu den Wohnräumen der Familie führte. Luzia wäre beinahe über eine der Bänke gestürzt, die den großen Tisch in der Mitte des Saales flankierten. Siehastete zur Treppe und hörte schon Albrechts Stimme ein halbes Geschoss weiter oben tönen. Er rief laut und fordernd nach Elisabeth.
    Luzia versuchte noch schneller zu laufen, sie musste ihre Herrin warnen! Als sie im zweiten Geschoss ankam, blieb sie auf dem Treppenabsatz stehen, denn Albrecht stand in unmittelbarer Nähe, mit dem Rücken zu ihr. Sein Vater war aus einer der Kammern getreten und blickte ihn verärgert an. «Was geht hier vor, Albrecht? Was ist das für ein Lärm?»
    Albrecht schwankte ein wenig, schien sich jedoch etwas zu beruhigen. «Nichts, Vater. Ich wollte nur   …»
    «Zu deiner Braut, was?» Dietrich lächelte schmal. «Das lässt du schön bleiben. Gibt es hier nicht genug feile Mägde, mit denen du dich vergnügen kannst?»
    Luzia zuckte erschrocken zusammen und wich leise in den Schatten des Treppenhauses zurück. Sie hörte nicht, was Albrecht darauf antwortete, denn kaum dass sie außer Sicht der Männer war, rannte sie wie gehetzt zurück nach unten, durchquerte den Saal und stieß die Tür auf. Hastig umrundete sie das Wohnhaus und steuerte auf die Hintertür zu, die in die Küche führte. Als sie sie öffnete, stieß sie fast mit der knochigen kleinen Köchin zusammen.
    «Huch! Mädchen, was rennst du denn so?» Die Köchin trat zur Seite und ließ Luzia ein, die erleichtert die Tür hinter sich zuschob. «Anne, gottlob hast du noch nicht abgeschlossen!», keuchte sie.
    Die Köchin musterte sie argwöhnisch. «Was ist denn passiert? Dein Kleid ist ja ganz unordentlich. Hat dich jemand überfallen?»
    «Herr Albrecht.» Luzia war noch immer außer Atem. «Er wollte mir Gewalt antun.»
    «Der Lump!» Anne nahm Luzia resolut am Arm und führte sie zu dem klobigen Holztisch, an dem das Gesinde zu essen pflegte. «Setz dich hin. Die Kerle springen aber auch alles an, was sich bewegt. Mädchen, du darfst um diese Zeit nicht mehr allein draußen herumlaufen!»
    «Aber ich war doch nur bei meinem Bruder», protestierte Luzia schwach.
    Anne schüttelte jedoch nur streng den Kopf. «Und wenn du die Heilige Jungfrau persönlich besucht hättest. Bleib bei Dunkelheit im Haus, verstanden?»
    Luzia nickte bedrückt.
    «Nun komm schon, ist ja nichts passiert.» Gutmütig tätschelte Anne ihre Schulter. «Ich hab dich beim Abendessen gar nicht gesehen. Hast also wohl noch nichts gegessen, was? Willst du den Rest Eintopf?»
    ***
    «Unser Plan ist gewagt», befand Graf Friedebold leise in Martins Richtung. Sie standen vor Martins Haus und warteten darauf,

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