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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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winkte Luzia, ihr zu folgen.
    Es stellte sich heraus, dass Elisabeth nicht nur französische, sondern auch einige deutsche Lieder dem Gesangsunterricht beisteuern konnte. Hedwig hatte ihren beiden Edeljungfern überwiegend fromme Marienlieder und nur einige bekannte Lieder mit weltlichem Inhalt beigebracht. Die Liebeslieder, die Elisabeth ihnen nun vorsang, und vor allem die Übersetzung der französischen Texte trieben den beiden jungen Mädchen mehrfach eine verlegene Röte ins Gesicht.
    «Sire, par sainte Marie,
    Vos en parlés por noient.
    Mainte darne avront trichie
    Cil chevalier soudoiant   …
    Elisabeth lächelte fein. «Die Schäferin weist den Ritter ab», erklärte sie den begierig lauschenden Mädchen. «Sie ruft später sogar ihren Freund Perrin zur Hilfe, und der Ritter ergreift die Flucht. Das Lied wird normalerweise von Mann und Frau im Wechsel gesungen. Leider haben wir keinen männlichen Part.»
    «Ein recht schlüpfriger Text», befand Hedwig und kräuselte die Lippen.
    Doch Elisabeth schüttelte den Kopf. «Keineswegs, liebe Frau Hedwig. Die Schäferin in diesem Lied handelt doch sehr keusch und tugendsam. Und sie wird den Ritter ja los, als er ihr zu nahe treten will. Im Wechselgesang ist dieses Lied sehr vergnüglich.»
    «Nun, dann solltet Ihr es einmal mit Johann zusammen singen.»
    «Mit Johann von Manten?» Überrascht hob Elisabeth die Brauen.
    «Aber ja!» Hedwig nickte nachdrücklich. «Er singt sehr gut. Und Lieder wie dieses kennt er ganz bestimmt.»
    «Ich hatte nicht den Eindruck, dass er sich viel mit Gesang befasst», zweifelte Elisabeth.
    «In letzter Zeit vermutlich nicht», gab Hedwig zu, und ihre Miene nahm einen leicht bekümmerten Zug an. «Doch früher war das ganz anders. Als Mariana noch lebte, war er ein lebensfroher Mann. Er hatte ein wirklich einnehmendes Wesen, sage ich Euch. Und das, obwohl er es nicht leicht hatte. Er   …» Verlegen schwieg sie. «Ich sollte nicht über seine persönlichen Angelegenheiten sprechen, wenn er nicht hier ist. Aber ich versichere Euch, dass er, wenn er in guter Stimmung ist, auch heute noch ein sehr angenehmer Gesellschafter sein kann.»
    Und wann bitte soll das sein?, hätte Elisabeth beinahe gefragt, verkniff es sich jedoch. Sie hatte Johann bisher bestenfalls in der Stimmung erlebt, dass er sie zumindest nicht brüskiert hatte. Gemeinsam mit ihm ein Lied vorzutragen, konnte sie sich wirklich nicht vorstellen. Und warum auch?Hedwig selbst hatte angedeutet, dass Johann vermutlich vor Weihnachten nicht mehr nach Kempenich zurückkommen würde. Das geplante Fest sollte jedoch schon in zwei Wochen stattfinden.
    Entschlossen richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Gertrud und Herzelinde, die gerade versuchten, die richtigen Töne der Melodie zu treffen und dabei auch die Wörter der fremden Sprache richtig auszusprechen.
    ***
    Prustend tauchte Johann ein letztes Mal unter, dann schüttelte er sich wie ein nasser Hund und stieg aus dem Badezuber. Er wickelte sich in das bereitliegende Leinentuch. Sogleich kam eine junge Bademagd herbeigelaufen. «Seid Ihr fertig, Herr Johann? Soll ich noch ein wenig Eure Muskeln kneten?»
    Er zögerte nur den Bruchteil eines Augenblicks. Die Bademagd war hübsch, zierlich und doch mit Rundungen an den richtigen Stellen. Ihr hellblondes Haar kräuselte sich in der feuchten Luft des Badehauses unter ihrem Kopftuch. Unter anderen Umständen wäre er vielleicht auf ihr Angebot eingegangen, das auch auf Wunsch weitergehende Dienste gegen bare Münze beinhaltete. Doch momentan konnte ihn die Versuchung nicht locken. «Heute nicht, Bettine», lehnte er deshalb mit einem freundlichen Lächeln ab. «Ich habe noch etwas zu erledigen.»
    Bettine zwinkerte ihm zu. «Habt wohl eine Dame, die Euch kostenlos zu Gefallen ist, wie?»
    Johanns Miene verfinsterte sich flüchtig. «Nein.»
    «Dann eine Herzallerliebste?»
    Er schüttelte den Kopf und lächelte leicht. «Sollte das der Fall sein, würde ich dieses Haus wohl gar nicht erst aufsuchen, meinst du nicht?»
    «Ach, wer weiß.» Bettine grinste breit. «Manche Männer kommen dann erst recht hierher.»
    Das Lächeln auf Johanns Lippen verschwand. «Sei versichert, sollte ich eine Heirat auch nur in Erwägung ziehen, wirst du mich hier nicht wieder sehen.»
    «Wie schade», zwitscherte Bettine fröhlich weiter. «Ein stattliches Mannsbild wie Ihr es seid, haben wir nicht oft hier.» Sie blinzelte ihm erneut zu. «Aber ich versteh schon. Welche liebende Frau würde

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