Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
Vom Netzwerk:
Ein bedauerlicher Ausrutscher   … aber selbstverständlich stehst du dafür gerade, zeigst Reue vor ihrem Vater und erklärst dich bereit, sie zu heiraten, bevor bekannt wird   …»
    «Nein, Vater!» Johanns Stimme zitterte vor unterdrücktem Zorn. «Nichts dergleichen werde ich tun. Bist du von allen guten Geistern verlassen?»
    Notker lachte heiter. «Junge, so wird Politik gemacht. Hast du denn gar nichts von mir gelernt?»
    «Ich werde sie nicht ins Unglück stürzen.»
    «Unglück, ach wo. Weißt du was, Johann? Du bist tatsächlich ein Waschlappen. Ich an deiner Stelle würde die Gelegenheit ergreifen.»
    «Du bist aber nicht an meiner Stelle.» Johann knirschte mit den Zähnen und versuchte, Elisabeths Bild vor seinem inneren Auge zu vertreiben.
    «Leider nicht», knurrte Notker zurück. «Und irgendwas muss ich bei deiner Erziehung trotz aller Sorgfalt falsch gemacht haben. Bist du wirklich so ein Feigling, dass du dichnicht traust, die Kleine dem Kronacher abspenstig zu machen? Soll ich dir vielleicht noch zeigen, wie das geht?»
    «Wage es ja nicht!» Nun klang aus Johanns Stimme eine deutliche Drohung heraus.
    Diese reizte seinen Vater jedoch nur zum erneuten Lachen. «Und warum nicht?» Er schwieg einen Moment. «Sag mir einen Grund, warum du dich nicht an die Kleine heranmachen solltest.»
    Johann erwiderte den Blick seines Vaters voller Verachtung. «Es wäre ehrlos.»
    «Wie bitte?» Nun brach Notker erst recht in Gelächter aus. «Junge, Ehre erwirbt man sich auf dem Schlachtfeld oder indem man sich einem Gegner gegenüber klug verhält. Aber in diesem Fall   … abgesehen davon würdest du ja die Gelegenheit bekommen, dich ehrenhaft zu verhalten und sie zu deiner Frau   …»
    «Ich will nichts mehr davon hören, Vater!» Johann ballte die Fäuste und machte einen Schritt auf Notker zu.
    Der musterte ihn spöttisch. «Was denn, willst du auf mich losgehen? Hältst du das vielleicht für ehrenhaft? Besinne dich lieber darauf, was in der Bibel über den Gehorsam gegenüber Vater und Mutter geschrieben steht.» Er schüttelte den Kopf. «Ich sehe schon, das ist vergebene Mühe. Dann sieh wenigstens zu, dass du die Maria freist, ehe dir da auch noch jemand zuvorkommt.» Er wandte sich ab und führte sein Reittier aus dem Stall. Der Himmel begann langsam heller zu werden, war jedoch nach wie vor von Wolken verhangen. Als das Pferd ein Schnauben ausstieß, standen ihm kleine weiße Wölkchen vor den Nüstern. Durch den Zwinger schallte das Knirschen und Rasselnvon Eisenketten. Die Zugbrücke wurde gerade heruntergelassen.
    Mit einem eleganten Schwung saß Notker auf und blickte spöttisch und zugleich streng auf Johann herab. «Sieh zu, dass alle Angelegenheiten in meinem Sinne geregelt werden. Auch die wegen Aleidis.» Er lächelte sarkastisch. «Und werd endlich ein richtiger Mann. Wenn ich zurückkehre, will ich dich mit deiner Braut vor dem Kirchenportal sehen. Ist das klar?»
    Ohne auf Johanns Antwort zu warten, gab Notker seinem Pferd die Sporen und trabte durch das Burgtor.
    Johann blickte ihm mit geballten Fäusten und wenig freundlichen Gedanken nach.

15.   KAPITEL
    Am liebsten wäre Elisabeth an diesem Morgen in ihrem Bett liegen geblieben. Wie sollte sie nach der gestrigen Nacht Johann gegenübertreten? Schon allein der Gedanke, ihm zu begegnen, versetzte sie innerlich in Aufruhr. Darüber ärgerte sie sich und wurde nervös.
    Luzia konnte sich nicht erklären, warum ihre Herrin so schlechter Laune war, und ging ihr lieber aus dem Weg. Sie half Leni, die schmutzige Wäsche für die Wäscherinnen zusammenzusuchen.
    Elisabeth spürte eine maßlose Erleichterung, als sie feststellte, dass Johann an diesem Morgen dem Frühstück fernblieb. Simon erklärte ihr, er habe seinen Freund gebeten, für ihn nach Mayen zu reiten, und dass dieser frühestens am späten Abend zurück sein würde.
    Da es wieder regnete, widmete sich Elisabeth den gesamten Vormittag dem Besticken und Verzieren ihrer Aussteuerwäsche, fest entschlossen, nicht mehr über Johann und den vergangenen Abend nachzudenken. Wie immer halfen ihr Herzelindes und Gertruds belangloses Geschnatter und Hedwigs fröhliches Plaudern mit der Amme ihres Sohnes dabei, sich abzulenken. Am Nachmittag gab sie den Mädchen auf Hedwigs Bitte hin weiteren Unterricht in Gesang und Tanz. Da ihre Stimmung sich jedoch nicht besserte, musste sie sich sehr zusammenreißen, um die beiden Edeljungfernnicht zu streng zu behandeln oder sie ohne Grund zu

Weitere Kostenlose Bücher