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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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hinzu, der unbeabsichtigt sanfter klang, als er vorgehabt hatte.
    Elisabeth erstarrte, als sie seine Hand in ihrem Haar spürte. Diesmal setzte ihr Herzschlag für einen Moment aus, bevor er weiterraste. Sie schluckte wieder und bemühte sich vergeblich um Fassung. «Ich wollte   … nur   … frischen Saft holen.» Sie besann sich auf den Krug, den sie die ganze Zeit schon in Händen hielt, und hob ihn leicht an. «Ich war auf dem Weg in die Küche und   … Ihr steht mir im Weg.» Sie trat ein Stück zur Seite und wollte an ihm vorbeigehen, doch er bewegte sich in dieselbe Richtung und hielt sie auf. Das ängstliche Aufflackern in ihren Augen und das leichte Zittern in ihrer Stimme legten seinen Verstand für einen Augenblick lahm. Er ließ ihre Haarsträhne los und seine Hand stattdessen in ihren Nacken wandern. Sanft zog er siezu sich heran. Ein leichter Duft nach Rosenöl stieg ihm in die Nase.
    Elisabeth versuchte, sich seinem Griff zu widersetzen, fand jedoch nicht die Kraft oder den Mut, zu schreien oder ihm auszuweichen. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und starrte ihn mit großen Augen an.
    Johann fluchte innerlich. Diese Sache lief aus dem Ruder. Er hatte sie ein wenig erschrecken wollen, doch als er ihre vor Furcht geweiteten Pupillen sah und den verwirrten Ausdruck auf ihrem Gesicht wahrnahm, bekam er es selbst mit der Angst zu tun. Und sosehr er sich auch zur Ordnung rief, er konnte nicht verhindern, dass seine Finger ein Eigenleben führten und Elisabeths Nacken auf und ab wanderten. Er spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam, und das gab ihm den Rest. «Ihr habt hier unten mitten in der Nacht nichts zu suchen, edle Jungfer», presste er hervor. Er hatte das Gefühl, übermenschliche Kräfte aufbringen zu müssen, um sie wieder loszulassen. Als es ihm endlich gelang, wich er sicherheitshalber vor ihr zurück. «Geht zu Bett», knurrte er sie an, dann stürmte er mit großen Schritten an ihr vorbei und verließ das Haus. Die Palastür fiel mit einem lauten Krachen hinter ihm ins Schloss.
    Elisabeth stand wie angewurzelt beim Kamin und starrte auf die Stelle, an der Johann eben noch gestanden hatte. Was um alles in der Welt war da gerade geschehen? Er hatte es gewagt, sie zu berühren! Sie umklammerte den Saftkrug so fest, dass das Weiße an ihren Fingerknöcheln hervortrat. Er hatte sich erdreistet, sie anzufassen! Sie bemühte sich um einen klaren Kopf und um die rechtschaffene Wut darüber, die ihr zustand.
    Auf wackeligen Beinen ging sie in die Küche und füllte ihren Krug mit Apfelsaft auf, dann stieg sie langsam die Treppe wieder hinauf, betrat ihre Schlafkammer und zog mechanisch Surcot und Unterkleid aus. Dann kroch sie unter ihre Decke. Sie war wütend und aufgebracht, nicht wahr? Schließlich hatte er es einfach gewagt   …
    Sie schloss die Augen und spürte nichts als ihren rasenden Herzschlag und die Berührung seiner Hand in ihrem Nacken.
    Schlafen. Sie musste einschlafen! Doch es gelang ihr nicht.
    ***
    «Schade, dass die Kleine von Küneburg schon zu den Kronachern hin verlobt ist», sagte Notker am nächsten Morgen zu Johann. Sie standen im Stall; Notker hatte sein Pferd bereits von einem Knecht satteln lassen und schnallte gerade ein geschnürtes Bündel hinter dem Sattel fest. «Ich habe gestern Abend noch einmal darüber nachgedacht. Die Kleine wäre ein richtig guter Fang. Besser noch als die Maria Grosse. Und schön noch obendrein, nicht wahr? An so einem Weib könnte man schon ein Weilchen seine Freude haben.»
    Johann, der sich trotz seiner Übermüdung aufgerafft hatte, seinen Vater zu dessen Reise nach Böhmen zu verabschieden, starrte ihn verdrießlich an. «Lass Elisabeth aus dem Spiel, Vater. Mit ihr haben wir nichts zu schaffen.»
    «Stimmt.» Notkers Stimme bekam einen berechnenden Unterton. «Andererseits ist der Kronacher momentan nichtim Lande, oder? Und ihr Vater ist von Balduin ebenso nach Böhmen gerufen worden wie ich. Wir könnten seine Abwesenheit nutzen   … Schau nicht wie ein Mondkalb, Johann! Weißt du, wie groß ihre Mitgift ist? Und die Ländereien liegen günstig, einige grenzen sogar an unser Eifler Land. Wälder, Wiesen, einige Dörfer. Warum sollten sich die Kronacher diesen Braten einverleiben?»
    «Vater   …»
    «Du streichst ihr ein bisschen Honig ums Maul   … Ich hoffe, du weißt noch, wie so was geht! Bringst sie dazu, sich in dich zu verlieben – Frauen mögen das, weiß der Himmel. Und schwups! hast du sie im Bett.

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