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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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zurück in ihre Schlafkammer zu gehen, trat sie wieder auf die Treppe und stieg langsam und leise hinab bis ins Erdgeschoss. In der Tür zum Saal blieb sie stehen.
    Johann lehnte am Kamin und starrte missmutig vor sich hin. In der rechten Hand hielt er einen Zinnbecher. Plötzlich und ohne Vorwarnung holte er aus und schmetterte den Becher gegen das Kaminsims.
    Elisabeth zuckte zusammen und beobachtete, wie der Becher mit einem stumpfen Klirren vom Sims abprallte, auf den Boden fiel und davonkollerte. Ein nasser Fleck blieb am Kamin zurück; Reste des Weins tropften von den Steinen. Johann blieb jedoch an derselben Stelle stehen undblickte schweigend in die Glut, die vom Kaminfeuer noch übrig geblieben war.
    Voller Abneigung und mit einer unbegreiflichen Wut im Bauch trat Elisabeth in den Saal. «Sie ist Eure Tochter, nicht wahr?»
    Johann fuhr zu ihr herum und starrte sie erschrocken an. «Was   …?»
    Elisabeth trat noch einen Schritt näher. «Enneleyn. Sie ist Eure Tochter.»
    Johann maß sie mit verärgerten Blicken. «Was geht Euch das an?»
    «Nichts.» Elisabeth zuckte mit den Schultern. «Ich hoffe bloß, Ihr verschont Eure künftige Gemahlin mit dergleichen unschicklichem Verhalten.»
    «Meine   …» Johann hob die Brauen. «Ihr habt uns belauscht. Haltet Ihr das etwa für schicklich?»
    «Keineswegs. Und ich entschuldige mich dafür. Doch da ich es nicht mehr ungeschehen machen kann, möchte ich sagen, dass Ihr sehr töricht handelt.»
    «Töricht, ich?»
    «Ihr stellt Euer lasterhaftes Vergnügen über das Glück dieser Frau   – Aleidis», fügte sie hinzu. «Wie könnt Ihr auch nur in Erwägung ziehen, ihr die Möglichkeit einer Hochzeit mit einem ehrenwerten Mann vorzuenthalten? Soll sie in der Gosse landen, wenn Ihr sie irgendwann einmal überhabt?»
    Johann knirschte mit den Zähnen. «Ihr habt nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr sprecht», fuhr er sie an und machte wütend zwei Schritte auf sie zu. Nun standen sie einander sehr nahe gegenüber.
    Elisabeth wich nicht vor ihm zurück, obwohl sie seinenZorn geradezu körperlich spüren konnte. Dazu war sie selbst viel zu aufgebracht.
    Johann musterte sie schweigend. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass sie ihr Haar nur lose geflochten hatte. Einige dunkle Strähnen hatten sich dem Zopf entwunden und umspielten ihr ebenmäßiges Gesicht, das im flackernden Zwielicht der wenigen brennenden Kerzen im Saal geheimnisvoll wirkte. Irritiert registrierte er, dass sich in seinem Inneren etwas regte. Ein Gefühl, das dem Ärger, den er über sie empfand, zuwiderwirkte.
    Elisabeths Herz begann wieder zu rasen, als sein eindringlicher Blick sie traf. «Mag sein», sie schluckte, «mag sein, ich kenne mich nicht sehr gut mit Euren sündhaften Gepflogenheiten aus», sagte sie und hatte auf einmal das Bedürfnis, vor ihm zurückzuweichen. Johann hatte sich nicht gerührt, dennoch erschien ihr seine Haltung mit einem Male bedrohlich. Dennoch zwang sie sich, ruhig stehen zu bleiben und seinem Blick nicht auszuweichen. «Doch ich weiß sehr genau, wie sich ein Ehrenmann zu verhalten hätte.» Sie schwieg einen Moment, um sich zu sammeln und sicherzugehen, dass ihre Stimme nicht schwankte. «Und Ihr müsstet es auch wissen.»
    «Ihr unterstellt mir Ehrlosigkeit?» Er schnaubte spöttisch. «Ich sagte Euch schon, dass Ihr keine Ahnung habt, wovon Ihr redet. Zerbrecht Euch gefälligst nicht meinen Kopf.»
    «Ganz sicher nicht.» Elisabeth wich und wankte nicht, obwohl sie sich langsam der Lächerlichkeit dieser Unterhaltung bewusst wurde. Was hatte sie nur dazu getrieben, Johann überhaupt anzusprechen?
    Johann spürte, dass sie unsicher wurde, und beschloss, sie noch etwas einzuschüchtern, damit sie ihn endlich in Ruhe ließ. «Was habt Ihr um diese Zeit überhaupt hier unten zu suchen?», fragte er schroff. «Seid Ihr selbst auf der Suche nach einem Stelldichein oder einfach nur strohdumm?» Um seinen Worten Gewicht zu verleihen, ließ er seinen Blick in eindeutiger Weise über ihren Körper gleiten und konnte dabei nicht umhin, ihre schlanke Gestalt in dem engen Unterkleid wahrzunehmen, die durch die raffinierten Höllenfenster des Surcots noch betont wurde. Über seine spontane Reaktion auf diesen Anblick wollte er lieber nicht nachdenken. Stattdessen hob er die Hand, nahm eine ihrer Haarsträhnen zwischen die Finger und spielte angelegentlich damit. «Ihr riskiert sehr viel in einem Haus voller Soldaten und unverheirateter Ritter», fügte er in einem Tonfall

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