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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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schelten.
    Nach dem Abendessen zog sie sich sofort in ihre Schlafkammer zurück. Dort war es zwar recht kalt – daran konnte auch das frischgefüllte Kohlenbecken nicht viel ändern   –, doch sie fühlte sich so abgeschlagen und unbehaglich, dass sie es vorzog, allein zu sein. Luzia erlaubte sie, noch ein wenig mit den anderen Mägden beisammenzusitzen, obwohl sie argwöhnte, dass ihre Magd sich wahrscheinlich eher mit Roland traf.
    Ihr Verdacht bestätigte sich, als sie doch noch einmal in die Küche hinunterstieg, um sich von Thea einen Krug heißen Würzwein zubereiten zu lassen. Um den großen Küchentisch saßen fast alle Knechte und Mägde, die auf der Burg arbeiteten, Luzia jedoch fehlte in der Runde.
    Elisabeth wies Thea an, den Wein in ihre Kammer hinauftragen zu lassen, und machte sich mit leise aufkeimender Sorge auf die Suche nach ihrer Magd. Ihre kleine Öllampe spendete nur wenig Licht, doch da es noch nicht allzu spät war, flackerten am Eingang des Palas und am Gemäuer des Pferdestalls und des Bergfrieds mehrere Fackeln. Unsicher, wo sie zuerst nachsehen sollte, steuerte Elisabeth zunächst auf den Wagen der Gaukler zu. Er stand im Schatten des Bergfrieds, doch hier war weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Die Gaukler hatten ihr Lager im Gesindehaus neben dem Schweinestall aufschlagen dürfen, aber Elisabeth bezweifelte, dass Roland und Luzia sich in Gesellschaft der anderen Schausteller aufhielten. Also überquerte sie den Burghof und warf einen Blick in den Pferdestall. Hier war es wegen der Tiere nicht ganz so kalt, und dasviele Stroh würde ein bequemes Lager   … Erschrocken über ihre Gedanken, schüttelte Elisabeth heftig den Kopf. An so etwas durfte sie nicht einmal denken! Luzia hatte ihr versprochen, es nicht so weit kommen zu lassen.
    Doch was, wenn Roland sie dazu überredet hatte? Elisabeth hatte bereits festgestellt, dass er nicht nur gut singen konnte, sondern auch das Talent hatte, schöne Reden zu schwingen. Elisabeth mochte sich gar nicht vorstellen, was geschehen würde, wenn Luzia sich in Schande brachte. Man würde sie mit Schimpf von der Burg jagen.
    Wieder schüttelte sie den Kopf. Was brachte sie nur auf solch schreckliche Gedanken? Seufzend lehnte sie sich gegen den Türstock des Pferdestalls und lauschte dem Atem und leisen Schnauben der Pferde. Da es empfindlich kühl war, zog sie ihren breiten Wollschal fester um die Schultern. Wenn sie ehrlich zu sich war, wusste sie, weshalb sie derart überreagierte. Seit der vergangenen Nacht hatte sie es nicht geschafft, die Erinnerung an Johann und die Art, wie er sie berührt hatte, abzuschütteln. Sie schämte sich, dass sie es überhaupt zugelassen hatte. Sofort hätte sie ihn schelten und von sich stoßen müssen, das war ihr bewusst. Doch inzwischen war ihr auch klar geworden, dass sie es nicht aus Angst unterlassen hatte, ihn in seine Schranken zu weisen, sondern weil sie seine Berührung genossen hatte. Sie schloss die Augen. Es war zutiefst unschicklich, und niemand durfte je davon erfahren, schon gar nicht Johann selbst. Nicht einmal Bruder Georg würde sie dies beichten können. Denn zum einen war sie bereits verlobt, und zum anderen würde ihr Beichtvater solch unkeusche Gedanken ganz sicher aufs heftigste verdammen.
    Sie öffnete die Augen wieder und starrte in den dunklen Stall. Ganz sicher würde sie sich nie wieder eine solche Schwäche erlauben. Sie hatte sich seit ihrer Kindheit darum bemüht, Selbstbeherrschung zu erlernen, eine Tugend, die ihr als Kind nicht selten gefehlt hatte. Sie war stolz darauf, sich inzwischen in jeder Situation unter Kontrolle zu haben, sie wurde oft dafür bewundert. Doch dieser kleine Ausrutscher, diese kurze, wenn auch im Grunde unwichtige Berührung hatte sie aufgewühlt und gab ihr eine, wenn auch nur winzige, Ahnung davon, wie das weniger beherrschte Gemüt ihrer Magd womöglich auf die Annäherungsversuche von Roland reagieren mochte. Ganz zu schweigen davon, dass der Gaukler sie ja nicht provozieren wollte, wie es wohl Johanns Absicht gewesen war. Und deshalb machte sie sich nun die größten Sorgen um Luzia.
    Ein Geräusch ließ Elisabeth aufhorchen. Irgendwo im Stall raschelte es, dann hörte sie etwas anderes. Ein Stöhnen, dann ein leises Kichern. Erschrocken kaute sie auf ihrer Unterlippe. Sie hatte recht gehabt, verflucht! Was sollte sie jetzt tun? Die beiden aufscheuchen und auseinandertreiben? Zögernd betrat sie den Stall und schlich Schritt für Schritt an

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