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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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lächelte plötzlich. «Immer gesetzt den Fall, es handelt sich bei dem Summen und Leuchten um eine Warnung. Es könnte ja immerhin auch etwas Gutes zu bedeuten haben. Herr Kunibert schreibt, dass er versucht, rechtzeitig zum festgesetzten Hochzeitstermin nach Hause zu kommen. Und er verspricht Euch sogar teure Stoffe für Euer Hochzeitskleid.»
    «Ihr meint, es könnte auch etwas Gutes bedeuten?» Elisabeths Miene hellte sich auf. «Aber ja, so wird es sein! Das Kruzifix reagiert auf die guten Nachrichten.»
    «Das finde ich aber nicht weniger unheimlich», befand Luzia und beäugte das Kruzifix skeptisch. «Wie soll denn ein Kreuz wissen, was in einem Brief geschrieben steht. Es ist doch nicht lebendig.»
    Bruder Georg nickte ihr zu. «Du hast recht, mein Kind. Aber wie auch immer es sein mag – wir sollten das Kreuz genau im Auge behalten. Vielleicht erschließt sich uns der Sinn dann mit der Zeit. Ihr solltet jedoch zu niemandem auf der Burg ein Wort darüber verlieren. Manche Menschen reagieren sehr empfindlich auf derlei Phänomene. Wir sollten lieber niemandem Angst machen.»
    ***
    Energisch zog Johann den Schal fester um seinen Hals. Es hatte in der vergangenen Nacht stark gefroren, und die aufgehende Sonne enthüllte eine beinahe unwirkliche Landschaft, die vom Raureif weiß erstrahlte. Johann würdigte den märchenhaften Anblick jedoch kaum eines Blickes. Er war auf dem Weg nach Münstermaifeld, um dem dortigen Wirt Bert Mundschenk vorzuschlagen, Aleidis und ihre Tochter Enneleyn bei sich aufzunehmen – mit der Empfehlung des Grundherrn Simon, die junge Frau zu seinem Wohl und dem seiner kleinen Kinder in absehbarer Zeit zu ehelichen.
    Bert war kein Leibeigener, gleichwohl jedoch in allem vom Wohlwollen Simons abhängig. Und da Aleidis nicht unansehnlich war, würde er dem Rat sicherlich alsbald folgen.
    Obwohl Johann durchaus einsah, dass diese Lösung füralle Beteiligten das Beste war, fühlte er sich nicht wohl dabei. Aleidis würde es bestimmt nicht schlecht treffen, doch Johann hatte schon zu viele ähnliche Botschaften an junge und weniger junge Frauen überbracht. Manche waren froh darüber gewesen, viele jedoch der Verzweiflung nahe, wenn sie erfuhren, dass der Mann, der ihnen alles Mögliche versprochen hatte, um sie ihm gefügig zu machen, sie hinterher verkaufte wie ein Stück Vieh. Oder sie sich selbst überließ, was noch schlimmer war, da es ihnen zumeist eine Zukunft in der Gosse bescherte.
    Verbittert biss Johann die Zähne zusammen. Er hasste die Rolle, die er in diesem Spiel übernommen hatte. Noch mehr jedoch hasste er seine eigene Schwäche und dass er seinem Vater auch dieses Mal nicht entschiedener gegenübergetreten war. Stattdessen hatte er jetzt auch noch eine weitere lästige Aufgabe am Hals, nämlich die Maria Grosse zu freien. Er wusste, er war seinem Vater Gehorsam schuldig, und er wusste auch, dass der Alte Herr diese Tatsache gerne für seine Zwecke ausnutzte. Doch in diesem Fall hatte er ärgerlicherweise sogar recht. Maria war ein hübsches Mädchen mit einer ansehnlichen Mitgift und einer passenden Abstammung. Kein Hochadel, sondern gepflegter Landadel, mit einem Stammbaum, der ungefähr hundertfünfzig Jahre zurückreichte. Und was noch wichtiger war: Die Grosses waren nicht mit den Mantenburgern verwandt. Das würde die Blutlinie auffrischen.
    Johann wusste sehr wohl um seine Verpflichtung der Familie gegenüber, hätte sie auch nie in Frage gestellt. Er war der älteste Sohn und hatte damit für den Fortbestand seines Geschlechts zu sorgen. Und vermutlich würde ihm dasmit der hübschen Maria auch nicht schwerfallen. Wenn nicht   …
    Verbissen starrte er geradeaus. Wenn sich dieses verfluchte Weib nicht ständig in seine Gedanken stehlen würde! Seit ihrer Begegnung beim Pferdestall waren vier Tage vergangen. Er war ihr tunlichst aus dem Weg gegangen und hatte den Eindruck, dass sie ihm dafür dankbar war. Seit sie den Brief von dem Kronacher erhalten hatte, schnatterte Hedwig von nichts anderem mehr als von Hochzeit, Kindern und Eheglück, und Elisabeth schien ausgesprochen froh darüber zu sein.
    An einer Weggabelung zügelte Johann sein Pferd und ließ einen hochbeladenen Ochsenkarren passieren. In Kisten und Käfigen gackerten Hühner und blökten Schafe. Johann blickte dem Fuhrwerk hinterher und fühlte sich mit einem Mal selbst wie ein Schaf. Welches Recht hatte er gehabt, Elisabeth mit seiner Annäherung zu erschrecken? Sie war – verdammt nochmal – noch

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