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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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unschuldig und überdies verlobt. Und zwar mit einem Ehrenmann. Das sollte er ihr doch gönnen, ganz gleich, ob sie ihm auf die Nerven ging oder nicht. Und was hatte es ihm auch eingebracht, außer mehreren schlaflosen Nächten, in denen er die Erinnerung an ihren Gesichtsausdruck, ihren Duft und ihren Körper an seinem nicht loswurde?
    Entschlossen, diese Gedanken wenigstens jetzt aus seinem Kopf zu vertreiben, trieb er seinen Falben zu einem scharfen Galopp an.

17.   KAPITEL
    «Was würdet Ihr von einem Ausflug nach Koblenz halten?», fragte Hedwig, während sie mit Elisabeth zusammen den Saum des neuen Altartuchs bestickte. «Wir fahren mehrmals im Jahr dorthin, und Simon meinte, solange das Wetter noch so ruhig und trocken ist, könnten wir es ruhig wagen. Bald beginnt die vorweihnachtliche Fastenzeit, also könnten wir uns vorher noch ein bisschen amüsieren. Und bei der Gelegenheit wäre es sinnvoll, noch ein paar Einkäufe zu tätigen. In Koblenz kann man sehr viele Dinge kaufen, die es hier in der Nähe nicht gibt. Durch den Rheinhafen halten dort ja auch die großen Frachtschiffe. Wir wären zwar mindestens zwei volle Tage mit dem Wagen unterwegs, aber bis zum Frühling dürfte das die letzte Gelegenheit für uns sein, aus den Mauern der Burg herauszukommen.»
    «Ein Ausflug wäre mir sehr willkommen, Frau Hedwig.» Bei dem Gedanken, endlich einmal wieder unter fremde Menschen zu kommen, lächelte Elisabeth erfreut. «Aber wird Euch die Reise nicht zu beschwerlich in Eurem Zustand?»
    «Ach woher denn!» Hedwig winkte lachend ab. «Sicher, reiten kann ich jetzt nicht mehr. Das wäre einfacher gewesen, weil man zu Pferde schneller reist. Aber bis das Kind zur Welt kommt, ist es doch noch eine Weile hin. Ichkönnte Simon auch fragen, ob wir mit dem Wagen nur bis Sinzig fahren können und dort dann mit einem der Treidelkähne oder Frachtschiffe bis Koblenz reisen. Das wäre bequemer und würde viel Zeit sparen. Wir könnten natürlich auch nach Köln fahren, doch mir ist diese Stadt ein wenig zu groß. Wir müssen einmal im Jahr dorthin, meist im Sommer. Das reicht mir.»
    «Nein, nein, Koblenz ist vollkommen in Ordnung. Ich kenne die Stadt nur von zwei kurzen Aufenthalten», antwortete Elisabeth rasch. «Da unsere Burg so nahe bei Trier liegt, sind wir meistens dorthingefahren.»
    «Dann ist es also abgemacht!» Hedwig strahlte über das ganze Gesicht. «Wir fahren so bald wie möglich nach Koblenz.»
    ***
    Hedwigs Plan wurde schon am folgenden Morgen in aller Frühe in die Tat umgesetzt. Der Regen, der die erste Hälfte des Novembers trist und grau gemacht hatte, war trockenem Frostwetter gewichen. Der Reisewagen für die Frauen sowie die gesattelten Pferde für Simon und einige weitere Begleiter standen schon vor Tagesanbruch bereit, sodass die kleine Reisegesellschaft bereits um die Mittagsstunde Sinzig erreichte, von wo aus sie mit einem Handelsschiff weiterreisen konnten.
    Auf diese Weise erreichten sie ihr Ziel noch am selben Abend, mussten jedoch in einer Herberge vor der Stadt nächtigen, da die Stadttore zu der späten Stunde bereits geschlossen waren.
    Am folgenden Morgen quartierten sie sich in einem von Simons Gutshöfen in der Stadt ein, und Hedwig führte Elisabeth und die beiden jüngeren Edeljungfern zum Markt. Zwei kräftige Knechte folgten ihnen mit einem Holzkarren, und Elisabeth begriff, dass Hedwig nicht nur ein paar Kleinigkeiten einzukaufen gedachte. Sie erstand etliche Ballen Stoff, Borten, Spitzen, Stick- und Nähgarn, neue Nadeln und noch einiges mehr an Utensilien für die Handarbeit. Auf Elisabeths fragenden Blick erklärte sie: «Wir müssen für den langen Winter vorsorgen, meine Liebe. Ihr kommt aus dem Moseltal, dort ist es viel milder als bei uns. Wenn es in Kempenich erst einmal zu schneien begonnen hat, werdet Ihr über Beschäftigung froh sein.»
    Elisabeth, die von ihrem Vater etwas Geld erhalten hatte, kaufte sich daraufhin ebenfalls etwas Stoff – zartes Leinen und eine hübsche, aber sündhaft teure Borte. Daraus wollte sie sich eine Haube nähen – die erste Haube, die sie als verheiratete Frau tragen würde.
    An einem Stand mit Schmuckwaren fiel ihr eine schmale lange Silberkette mit Hakenverschluss auf, die jedoch keinen Anhänger hatte. Aus einem Impuls heraus kaufte sie auch diese, denn ihr war der Gedanke gekommen, das merkwürdige Kruzifix daran aufzuhängen. Immerhin besaß der Rahmen des Kreuzes ja eine Öse für eine Schnur oder Kette. Beim Gedanken an das

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