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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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undeutlich?» Gereizt runzelte Elisabeth die Stirn.
    «Nein, Herrin.»
    «Worauf wartest du dann?»
    Luzia wirkte noch immer etwas ungläubig, schlüpfte jedoch rasch aus ihrem Kleid und schob sich neben Elisabeth unter die dicke Daunendecke.
    «Na also», sagte Elisabeth zufrieden. «Es ist inzwischen sehr kalt geworden, und hier im Bett ist es zu zweit allemal wärmer, findest du nicht auch? Außerdem   …» Sie drehte sich auf die Seite und stützte ihren Kopf in die Handfläche. «Außerdem möchte ich nicht allein sein, Luzia. Ich   … komme mir so schlecht vor.»
    «Schlecht   – Ihr? Aber weshalb denn das?» Luzia drehte sich ebenfalls auf die Seite, sodass sie ihrer Herrin ins Gesicht sehen konnte. «Ihr habt doch gar nichts Schlimmes getan. Oder?»
    «Nein. Das heißt   … ich hoffe nicht.» Wieder und wieder hatte Elisabeth in den vergangenen Tagen an Johann gedacht. Sein Anblick, als er das Hurenhaus verließ, hatte ihr einen Stich versetzt, der noch immer schmerzte. Sie fühlte sich so schmutzig, so benutzt. Ja, das war es! Er hatte sie angefasst und nur wenig später seine Hände auf den Leib einer Dirne gelegt. Und vorher   … vorher sicher auch schon hundert Mal. Das war so demütigend! Niemals wieder würde sie ihm gegenübertreten können, ohne daran denken zu müssen. Und falls er es je noch einmal wagen sollte, sie anzufassen, dann würde sie   …
    Nichts, verdammt! Sie würde nichts dagegen ausrichten können. Sie wäre zu schwach, um ihn zurückzuhalten, redete sie sich ein, doch sie wusste genau, dass nicht ihr Körper es war, der ihn gewähren lassen würde, sondern ihr Wille. Und das war eine noch größere Demütigung.
    «Warum sagt Ihr nichts, Herrin? Ihr seht so wütend aus. Soll ich doch lieber in mein Bett   …?»
    «Nein, Luzia. Es tut mir leid.» Elisabeth versuchte sich zusammenzureißen. Sie musste diese Gedanken aus dem Kopf bekommen, sonst wurde sie noch verrückt. Es war einfach unglaublich – ihr Bräutigam war in der Fremde an einer scheußlichen Pestilenz verstorben, und sie dachte an die Berührung eines Mannes, der im Grunde nicht eines einzigen Gedankens wert war. Das durfte doch nicht sein!
    «Bitte lass mich jetzt schlafen, Luzia. Aber versprich mir, die Kerze erst zu löschen, wenn ich wirklich eingeschlafen bin, ja?»
    «Gut, Herrin, wie Ihr meint.»
    Elisabeth schloss die Augen und kuschelte sich in ihr Kissen. Sie bemühte sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen und an nichts zu denken. Nach einer Weile öffnete sie die Augen wieder und blickte in Luzias aufmerksames Gesicht. «Es hat uns gewarnt, nicht wahr?» Sie erkannte an Luzias veränderter Miene, dass diese genau wusste, wovon sie sprach. «Das Kruzifix hat uns ein Zeichen gegeben. Glaubst du das nicht auch?»
    «Es hat uns auch diesen Traum geschickt, Herrin. An dem Tag, als Eure Mutter hier eintraf, hatte ich ihn noch einmal. Und das Kruzifix   …» Luzia erzählte in kurzen Sätzen, was sie mit dem Kreuz an jenem Nachmittag erlebt hatte.
    Elisabeth hörte ihr schweigend zu, dachte lange darüber nach und sagte dann: «Wir müssen noch einmal mit Bruder Georg darüber sprechen. Das Kreuz scheint wirklich eine wundersame Reliquie zu sein. Wie sonst ließen sich seine Kräfte erklären? Wo hast du es übrigens hingetan?» Sie sah sich suchend um.
    Luzia wies auf eine der Kleidertruhen. «In die große Kiste dort hinten, unter Euer grünes Kleid. Es machte neulich so laute Geräusche und leuchtete wieder so stark, dass ich Angst hatte, jemand könnte darauf aufmerksam werden. Also habe ich es versteckt.»
    Elisabeth ließ sich in ihr Kissen zurücksinken und nickte Luzia zu. «Das war eine gute Idee. Gleich morgen früh gehenwir damit zu Bruder Georg.» Sie schloss erneut die Augen, und diesmal schlief sie tatsächlich bald ein.
    Luzia kuschelte sich etwas tiefer unter ihre Decke und betrachtete das ruhige Gesicht ihrer Herrin. Zu gerne hätte sie gewusst, was in ihrem Kopf vorging. Sie war sich sicher, dass etwas nicht stimmte, konnte sich aber beim besten Willen nicht vorstellen, was das sein könnte.
    Als sie ein leises Rascheln an der Tür hörte, drehte sie sich erschrocken um und erblickte Elisabeths Beichtvater, der eine Öllampe in der Hand hielt und nun leise näher kam. Wenn es ihn überraschte, Luzia in Elisabeths Bett zu sehen, so zeigte er es nicht. «Ist alles in Ordnung mit ihr?», flüsterte er. «Sie wirkte heute so blass und abwesend.»
    Luzia nickte nur und legte den Zeigefinger

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