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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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musterte sie aufmerksam. «Ihr seht blass aus. Lasst Euch von den Gauklern ein bisschen aufheitern. Das wird Euch von Eurem Verlust ablenken.»
    Ihre Miene verfinsterte sich. «Was wisst Ihr schon davon?», fauchte sie ihn an.
    Johann spürte Ärger in sich aufwallen, unterdrückte ihn jedoch, denn er meinte sehr wohl zu erkennen, was in ihr vorging. Achtlos ließ er die Zügel seines Reittiers los und trat auf sie zu. «Ich weiß, wie es ist, einen geliebten Menschen zu verlieren.»
    Elisabeth spürte bei seinen Worten zugleich Wut und Scham in sich aufsteigen. Sie drehte sich auf dem Absatz um und lief hastig ein Stück fort durch das Tor in den Zwinger. Dort blieb sie stehen und drehte sich wieder zu ihm um. «Wenn ich ihn wenigstens geliebt hätte», stieß sie zornig hervor und funkelte ihn an. «Das stand ihm zu. Stattdessen   …» Sie brach erschrocken ab. Was hatte sie da beinahe gesagt? Sie drehte sich um und starrte auf die hohe Zwingermauer. Hinter sich hörte sie Johanns Schritte auf sich zukommen. Sehr nahe hinter ihr blieb er stehen.
    «Gewiss hätte er sie verdient – Eure Liebe», sagte er ruhig. Nach einem Moment des Schweigens fügte er hinzu: «Und wie ich Euch kenne, hätte er sie auch erhalten.»
    Elisabeth zog nur die Schultern hoch und verschränkte ihre Arme vor dem Leib.
    Johann starrte auf ihren schmalen anmutigen Nacken und unterdrückte standhaft den Drang, sie zu berühren. «Ihr seid ihm nichts schuldig, Elisabeth. Ein Toter wird Euch nichts nachtragen. Auch ich musste das erst lernen, aber es ist eine Tatsache.»
    «Ihr versteht das nicht», sprach sie gegen die Wand. «Ich war   … ich wollte   …» Sie schüttelte den Kopf. «Ihr hättet nicht   …»
    «Was?»
    Langsam drehte sie sich zu ihm um. «Mich anfassen dürfen. Bitte geht jetzt.»
    Verblüfft blickte er in ihr verschlossenes Gesicht. «Nein», sagte er. «Noch nicht. Ihr sucht nach einem Schuldigen an Eurem schlechten Gewissen? Wie Ihr wollt, da kann ich Euch behilflich sein.»
    Ehe sie sichs versah, hatte er sie an den Schultern gepackt und an sich gezogen. Erschrocken starrte sie in seine kühlen blauen Augen. Er näherte seine Lippen ihrem Gesicht. Zunächst hatte er nur vorgehabt, ihre Wange zu streifen, doch dann traf er doch ihren Mund. War sie ihm eine Winzigkeit entgegengekommen? Er wusste es nicht.
    Als sich ihre Lippen fanden, setzte Elisabeths Herzschlag für einen Takt aus, um dann in rasendem Tempo wieder einzusetzen. Sie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen, und hatte gleichzeitig vergessen, wie man atmet. Sie begannzu zittern und lehnte sich an ihn, obwohl sie hätte zurückweichen müssen. Doch ihr Kopf war ganz leer. Sie öffnete die Lippen leicht, um wieder zu Atem zu kommen, doch im nächsten Moment spürte sie seine forschende Zungenspitze, die ihr gänzlich den Boden unter den Füßen fortriss.
    Aufhören. Er musste sofort damit aufhören. Johann spürte Elisabeths zarten, feingliedrigen Körper an seinem und ließ seine Hand über ihren Nacken in ihr Haar gleiten. Er konnte ihren heftigen Herzschlag fühlen – oder war es sein eigener? Das Blut rauschte in seinen Ohren, der Geschmack ihrer Lippen erfüllte ihn, und er wollte mehr. Mehr.
    Seine freie Hand wanderte über ihren Rücken und presste sie noch fester an sich. Als sie ihre Lippen einen Spalt weit öffnete, entrang sich ihrer Kehle ein leises Seufzen, das ihn fast um den Verstand brachte.
    Er schwankte und hätte sie beinahe mit sich gerissen. Mit letzter Kraft versuchte er seine Selbstkontrolle wiederzuerlangen und löste sich von ihr.
    Schwer atmend sahen sie einander einen langen Moment in die Augen, dann ließ er sie unvermittelt los und ging zu seinem Pferd zurück. Er griff nach den Zügeln und sah ihr erneut in die Augen. «Ihr wolltet Euch schuldig fühlen?», sagte er in einem kühlen Ton, der ihm selbst fremd vorkam, ihn jedoch glücklicherweise wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbrachte. «Nun habt Ihr etwas, das Ihr bereuen könnt.»
    Und ich auch, dachte er, saß auf und trieb sein Pferd aus dem Stand zu einem harten Galopp an. Winzige Steinchenund Matsch spritzten unter den Hufen auf, und das Klappern der Eisen hallte laut im Zwinger wider.
    Elisabeth blickte wie erstarrt auf den Fleck, wo Johann eben noch gestanden hatte. Ihr Herz pochte wild gegen ihre Rippen, und sie meinte noch immer, seine Lippen und – lieber Gott! – seine Hände zu spüren. Was war mit ihr geschehen? Und wie hatte sie zulassen können,

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