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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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an die Lippen. Da lächelte der Benediktiner freundlich, nickte ebenfalls und zog sich auf Zehenspitzen zurück. Die Tür fiel mit einem leisen Klacken hinter ihm ins Schloss.
    Luzia zog die Bettvorhänge ringsum gegen die Zugluft zu, blies die Kerze aus und schloss dann ebenfalls die Augen. Sie war schon beinahe eingeschlafen, als sie erneut Geräusche vernahm, diesmal jedoch nicht in der Kammer, sondern von ferne. Es schien ihr, als höre sie die Stimmen zweier Männer und das Hallen von harten Stiefelsohlen auf der Wendeltreppe. Irgendwo fiel eine Tür zu. Ob Simon einen späten Gast beherbergte? Den Geräuschen nach musste es sich um jemanden handeln, der im Stockwerk unter ihnen einquartiert worden war. Dort gab es außer dem Schlafraum der Knappen noch mehrere leere Kammern und den Raum, den Johann von Manten bezog, wenner sich hier aufhielt. Ob er es war, der zu dieser nächtlichen Stunde angekommen war?
    In der ersten Zeit auf der Burg hatte Luzia sich vor dem hochgewachsenen Ritter gefürchtet. Seine durch die lange Narbe entstellte Wange und sein meist finsterer Blick waren ihr unheimlich gewesen. Doch inzwischen hatte sie viel Gelegenheit gehabt, ihn zu beobachten. Wenn sie auch nicht begriff, weshalb er Elisabeth nicht leiden konnte, Elisabeths Ärger über sein unhöfliches Benehmen aber wiederum sehr gut verstand, ging sie doch mittlerweile davon aus, dass er ein guter Mensch war. Und seit sie ihn auf dem Fest mit Elisabeth hatte tanzen sehen, verstand sie auch die zweideutigen Anspielungen, die die anderen Mägde so gerne über ihn machten. Offensichtlich wusste er sich sehr wohl zu benehmen und einer Frau schönzutun. Luzia fand es jedoch eher angenehm, dass er – zumindest hier in Kempenich – nicht jedem Weiberrock nachstieg.
    Thea und Trudi hatten ihr von seiner hübschen und liebenswerten Ehefrau erzählt, die leider im Kindbett gestorben war und den neugeborenen Sohn mit sich genommen hatte. Seither, so hatte Thea gesagt, sei Johann von Manten ziemlich heruntergekommen und werde damit leider seinem Vater immer ähnlicher. Der, so wusste sie weiter zu berichten, vergnüge sich mit Vorliebe bei Dirnen, mit Mägden und Bauernmädchen. Viele habe er bereits in Schande gebracht und es gäbe mittlerweile unzählige Bastarde auf seinen Ländereien, die er aber alle nicht anerkannte.
    Luzia schauderte ob eines solch ruchlosen Verhaltens, konnte sich jedoch kaum vorstellen, dass Johann es ebenso halten sollte. Aber wer kannte schon die Mannsbilder? Siegähnte. Man warnte die jungen Mädchen nicht umsonst vor ihnen, nicht wahr? Ihre Gedanken wanderten zu Roland, und ein verträumtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie endlich einschlief.

20.   KAPITEL
    «Und wie steht es nun in Münstermaifeld?», fragte Simon während der Frühmahlzeit.
    Johann lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und streckte die Beine unter dem Tisch aus. Da betrat Hedwig den Raum, und sofort zog er sie wieder zurück und setzte sich aufrecht hin. Die Hausherrin setzte sich nach einem freundlichen Gruß. «Mundschenk wird Aleidis und ihre Tochter bei sich aufnehmen», antwortete er. «Ob er sie auch heiraten wird, müssen wir abwarten.»
    «Nun gut, wir wollen ihn ja nicht drängen, wie?» Simon grinste und biss in ein gekochtes Ei. «Wie ist es, bleibst du noch bis zum ersten Advent?»
    Johann schüttelte den Kopf. «Ich muss mich um unsere Ländereien kümmern. Vater meinte vor seiner Abreise, dass einige Pächter mit den Abgaben im Rückstand sind. Also muss ich vor Weihnachten noch nach Saffig, Daun, Cochem und Rheinbach reiten.»
    «Das ist aber schade», wandte Hedwig ein. «Wann reist du ab?»
    Da in diesem Augenblick die Tür erneut aufging und Elisabeth eintrat, antwortete Johann nicht sofort, sondern nickte ihr freundlich zu, als sie sich neben ihn setzte. Sie wirkte blass und niedergeschlagen, was ihm ein Gefühl des Unwohlseins bescherte. Auf seinen Gruß reagierte sie nurmit einem leichten Nicken; ihr Gesicht blieb verschlossen. Nur an den fahrigen Bewegungen, mit denen sie nach dem Krug mit Apfelsaft griff, erkannte er, dass sie einen inneren Aufruhr zu unterdrücken schien. Kein Wunder nach der schrecklichen Botschaft, die sie vor wenigen Tagen erhalten hatte.
    «Noch vor dem Mittag reite ich los», sagte er zu Hedwig, dann, an Elisabeth gewandt: «Erlaubt mir, Euch mein Beileid zu Eurem Verlust auszusprechen.»
    Elisabeth nickte nur. «Danke», sagte sie gepresst. Sie hatte nicht damit gerechnet, Johann heute

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