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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Bruder, der sich nicht mit ihm gegen die Große Stadt verbündet hatte, seine Leiche hierherbringen, wobei die Römer darauf bestanden, das Grab zu versiegeln, damit sein Geist nicht umgehen konnte. Nun sitzt er hier schon seit fünfhundert Jahren und mehr. Das hat meine Mutter mir erzählt.«
    Wir Männer tauschten furchtsame Blicke aus. Noch immer wirbelte der Staub umher, den der Kampf aufgewühlt hatte. An einem solchen Ort sollte man besser nicht über Geister sprechen.
    »Gibt es irgendetwas von hier, was wir brauchen?«, fragte Einar in die Stille hinein.
    »Was mich betrifft, nein«, sagte Hild leise. »Aber dies waren Attilas Söhne und diese Schwerter hier wurden von demselben Schmied gemacht, der Attilas Klinge aus der
Lanze des Christus schmiedete. Das war mein Vorfahr, der Wälsung Regin.«
    Zwei Schwerter lagen auf dem staubigen, von Spinnweben bedeckten Brokat auf Denghiziks Schoß, aber niemand dachte daran, näher heranzutreten, geschweige denn sie als Trophäen mitzunehmen.
    Wir verließen die Höhle mit Furcht in den Augen und ohne Beute, nicht einmal Vigfus’ Männer hatten wir ausgeraubt. Einer nach dem anderen überquerten wir wieder die Holzbrücke, und als der letzte Mann hinüber war, warfen wir die Baumstämme in die Schlucht mit dem Wasserfall.
    Als wir schließlich auch die Felsentreppe hinter uns gelassen hatten, war das Gewitter vorbei. Die Sonne kam heraus, der Himmel war von einem frisch gewaschenen, wolkenlosen Blau und die Erde dampfte. Die Blätter waren noch nass, aber der Regen hatte so viel Staub mit sich gebracht, dass beim Trocknen alles mit einer feinen gelben Schicht überzogen wurde.
    Am Bach füllten wir unsere Lederschläuche und Flaschen, kühlten unsere Köpfe und überlegten, wie wir jetzt vorgehen sollten. Sieben von uns hatten Verletzungen an Füßen und Beinen. Einer davon war ich, aber wir bildeten Paare mit Gesunden, die uns halfen, die steilen, dicht bewachsenen Abhänge hinaufzukommen, bis wir wieder in der Ebene waren.
    Danach folgte ein endlos langer Marsch zurück nach Känugard, bei dem jeder Schritt wie ein glühender Dolch schmerzte.
    Mein Fuß ist seitdem nie wieder ganz in Ordnung gewesen. Bei kaltem Wetter schmerzt er und manchmal gibt er nach und ich falle hin wie ein Sack Getreide. Und jedes
Mal, wenn ich die Schmerzen spüre, denke ich an Gunnar Raudi.
    Aber andere litten noch viel mehr. Am zweiten Tag bekam der Mann, der in den Speer gefallen war, hohes Fieber und sein Arm schwoll an wie ein Wasserschlauch. Als wir in Känugard, oder Kyjiw, ankamen, musste er bereits von vier Rudergefährten auf einem Umhang getragen werden.
    Er war schweißgebadet und stöhnte jämmerlich und sein Arm war bis zur Schulter schwarz geworden.
    Illugi tat, was er konnte, er machte einen Trank aus Espenrinde, Eberesche, Weide und Ulme und noch zahllosen anderen Rindenarten. Aber er half nichts, also versuchte er es mit einem Umschlag aus der Asche verbrannter Haare und jeder steuerte ein paar dazu bei, selbst Bersi, dessen hüftlanges, feuerrotes Haar noch nie geschnitten worden war, weil er überzeugt war, das bringe Unglück.
    Das Wyrd aber meinte es nicht gut mit Illugis Patienten, denn nachdem er Kyjiw erreicht hatte und wieder in Sicherheit war, starb er in der folgenden Nacht. Ich sah zu, wie er zur Bestattung in seinen Umhang gehüllt wurde und wusste nichts weiter über ihn, als dass er Hedin hieß und in Uppsala Bienen gezüchtet hatte.
    In der offenen Steppe hatten wir in der Ferne Reiter gesehen, die zwar außer Reichweite ihrer Pfeile geblieben waren, uns jedoch verfolgt hatten wie ein Rudel Wölfe. Sie waren uns nicht näher gekommen und alle waren sich einig, dass der Grund dafür war, dass wir aus dem Grab kamen. Vielleicht hielten sie uns für Gespenster und wagten sich nicht in unsere Nähe.
    Ich dachte eher, dass es an Hild lag, denn sie schien
sich als Einzige nichts aus ihnen zu machen. Furchtlos schritt sie neben uns her, in roten Halbstiefeln und einem blauen, mit Rot bestickten Kleid und einer russischen Zanaviska , einem Übergewand, das noch erstaunlich sauber war. Ihr langes dunkles Haar trug sie offen.
    Sie war das Inbild einer nordländischen Frau, bis sie einen anblickte und man bemerkte, dass ihre Augen schwarz waren. Sie schienen fast nur aus Schwärze zu bestehen, mit einem ganz schmalen weißen Rand. Sie nannte sich Regins Nachfahrin, und wenn man sie so sah, glaubte man ihr aufs Wort.
    »Derselbe Regin wie der in den Sagen?«, fragte

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