Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
Vom Netzwerk:
alles stehen und liegen, um an den Straßenrand zu eilen, wo ein Reiterzug näher kam.
    Es war Swjatoslaw, der in einer riesigen Staubwolke an der Spitze seiner Druschina angaloppiert kam, hinter ihm Männer in Rüstung, auf herrlichen Pferden, in eleganten blauen Umhängen mit Pelzbesatz und mit Helmen, von denen Pferdeschwänze wehten. Sie mussten umkommen vor Hitze, aber der Wald ihrer Lanzen schwankte nicht.
    Swjatoslaw besuchte seine Söhne und jetzt war Jaropolk an der Reihe, aber für uns war es zu spät, um uns noch herauszuputzen. Einar ärgerte sich, denn die Eingeschworenen wirkten wie gaffende Bauerntölpel. Mit nacktem Oberkörper, schwitzend und dreckig arbeiteten wir wie Sklaven, was hauptsächlich daran lag, dass wir uns nicht darauf verlassen konnten, dass die Sklaven es ordentlich machten.
    Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte. Dies also war der große Herrscher der Rus von Kyjiw und Nowgorod, der das Land regierte von der Ostsee bis an die Grenzen des Römerreichs. Ein stämmiger, kleiner Mann mit Stupsnase und einem blonden Bart.

    Wie alle Rus trug er einen einfachen weißen Kittel und eine weiße weite Hose unter seiner Rüstung, aber das Weiß war immerhin makellos. Sein Kopf war kahl, bis auf den Zopf mit dem Silberband, der über einem Ohr hing. In dem anderen Ohr trug er einen großen Goldring.
    »Macht nicht viel her, was?«, brummte Bersi, der seine Arbeit ebenfalls unterbrochen hatte. Er wischte sich die Stirn ab, seine lange rote Haarmähne klebte an seinem schweißnassen Rücken.
    »Das kannst du ihm sagen, wenn er dir einen Pfahl in den Arsch rammt und aus dir eine Vogelscheuche macht«, entgegnete Krummnacken, der verdünntes Bier aus seinem Wasserschlauch trank. Er wischte sich den weißen Bart ab und warf mir den Schlauch zu.
    »Machen die das hier so? Und wofür?«, fragte Bersi ungläubig.
    »Zum Beispiel für Leute, die sagen, der große Fürst von Känugard mache nicht viel her«, sagte eine Stimme hinter uns, und wir fuhren herum. Hinter uns stand einer der prachtvollen Reiter, er hatte den Helm unterm Arm und sein kahler Kopf glänzte vor Schweiß.
    Er lächelte, genau wie der kleine Junge neben ihm, der etwa um die sechs Jahre alt sein mochte, und die Panik, die uns befallen hatte, legte sich wieder. Mit zusammengekniffenen Augen sah ich zu ihm hoch, während die anderen still wurden und das Pferd des Jungen mit seinem Zaumzeug bewunderten, ebenso wie den schön gearbeiteten Lamellenpanzer des Mannes mit seinen großen, übereinanderliegenden Fischschuppen.
    Wir konnten nur staunen und hatten viele Fragen. Die Ausbildung eines Reiters der fürstlichen Druschina , so erfuhren wir, dauerte drei Jahre, die der Pferde sechs Jahre.
Der Reiter sprach gut Nordisch – Ostnordisch natürlich, aber die meisten konnten ihn verstehen. Wir bewunderten seine beiden Säbel, seine Lanze, die Keule, die an seinem Handgelenk hing, den Bogen in seiner Hülle.
    »Sind die Chasaren auch so wie ihr?«, fragte ich und er grinste.
    »Nicht so mutig, und natürlich längst nicht so gut aussehend«, erwiderte er. »Aber sonst sind sie uns recht ähnlich. Es sind alles Reiter. Sie werden genauso lange ausgebildet wie wir. Das halbe Heer hat sowieso Chasarenblut in den Adern. Am Ende läuft es meist darauf hinaus, dass wir gegen unsere eigenen Brüder kämpfen.«
    Wir lachten und versicherten ihm, dass es bei uns im Norden genauso sei. Ich warf ihm den Wasserschlauch zu und er nahm einen guten Schluck, wischte sich den Schnurrbart und gab ihn mir zurück.
    Plötzlich erschien Jaropolk mit Einar neben seinem Steigbügel, beide mit gerunzelter Stirn.
    »Vater bricht auf, Bruder«, sagte der pickelige Jaropolk zu dem Jungen, dann wurde er rot und verbeugte sich höflich vor dem Mann auf dem Pferd. »Onkel«, sagte er und mit Schrecken wurde uns klar, dass der Junge dort der kleine Prinz Wladimir war und der Mann Dobrynja, sein Onkel mütterlicherseits. Dobrynja setzte jetzt seinen Helm wieder auf und hob die Hand zum Gruß.
    »Prinz Wladimir«, sagte Einar respektvoll und der Junge blieb noch einen Moment bei uns, während Jaropolk vorausritt.
    »Deine Männer gefallen mir, Einar der Schwarze«, sagte der Prinz mit seiner kindlich hohen Stimme. »Wenn ihr Biela Viezha überlebt, sprechen wir uns wieder.«
    Damit ritt er davon und ließ uns in einer Staubwolke
zurück. Nachdenklich strich Einar sich den Schnauzbart.
    »Was war das denn?«, wollte Bersi wissen. »War das wirklich ein Prinz der

Weitere Kostenlose Bücher