Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
Vom Netzwerk:
Bersi während einer Rast, als wir uns alle schwer atmend hingesetzt hatten und uns den Schweiß von der Stirn wischten. »Sigurds Rudergefährte?«
    »Ich glaube, das hat sie jedenfalls gesagt«, brummte Skarti und sah beklommen dorthin, wo Hild in ihrem hübschen Kleid saß und in die Ferne starrte.
    »Kein Rudergefährte«, sagte Großnase, der gerade einen Finger an die Nase hielt und zur Seite rotzte.
    »Was?«
    »Kein Rudergefährte«, wiederholte Großnase. »Regin war Sigurds Pflegevater. Er war der Bruder von Fafner, der so goldgierig war, dass er durch einen Fluch in einen Drachen verwandelt wurde. Aber Regin war ein geschickter Schmied und machte Sigurd ein Schwert. Der tötete damit Fafner, dann aß er sein Herz. Das verschaffte ihm Weisheit und er erkannte, dass Regin seinen Mord plante, also tötete er Regin ebenfalls.«
    »Das sind ziemlich viele Morde«, sagte Steinthor, »selbst für eine Sage.«

    »Und alles nur für einen Schatz«, bemerkte Bersi und wir verstummten und grübelten darüber nach, bis wir wieder aufbrechen mussten.
    »Das sind doch alles nur Ammenmärchen«, murrte Krummnacken. »Ich verstehe nicht, warum wir uns immer noch die Köpfe darüber zerbrechen.«
    Zwei weitere Männer starben in Kyjiw, nachdem sich ihre Wunden ebenfalls schwarz verfärbt hatten. Ein griechischer Arzt, den Illugi verzweifelt hinzugezogen hatte, schüttelte den Kopf und sagte, den Männern müsse etwas in die Wunden gedrungen sein, eine Art Fäulnis vielleicht. Eine Rettung sei aussichtslos.
    Wir erzählten ihm nicht, wo wir gewesen waren, aber wir sahen uns an und verstanden. Denghizik hatte einen langen Arm, so schien es, und alle waren sich einig, dass es klug gewesen war, seine Schwerter nicht mitzunehmen, selbst wenn Regin sie geschmiedet hatte.
    Wir hüllten unsere Toten ein und begruben sie in Kyjiw und ich hörte Illugis leisem Klagegesang zu, über das Wyrd der Menschen, den Mütter oft sangen, wenn sie um ein Kind trauerten.
    Illugis Klage zog sich hin bis in die Nacht, in der wir zur Festung Sarkel aufbrachen. Sie galt Gunnar Raudi und allen anderen, die gestorben waren. Und ich saß da, das Kinn auf den Knien und die Arme darumgeschlungen und dachte mir, dass Illugi wohl auch über sich selbst und seine verlorenen Götter klagte.
    Hunger verschlingt den einen, der Mast des anderen bricht im Sturm,
    Einer wird vom Speer getroffen, der andre fällt in der Schlacht.

    Einer stürzt, flügellos, vom hohen Baum,
    Der andere wird am Galgen schwingen.
    Der Lebensfaden des einen wird zerschnitten durchs Schwert,
    Und ein wütender Säufer auf der Bierbank streckt den andern nieder im Streit und besiegelt sein Wyrd.
    Tausend Fässer Bier, fünfzigtausend Schafe, ebenso viele Scheffel Gerste, Hirse und Weizen. Sechzigtausend Pferde, dazu Seile, Planen, Zelte, Schaufeln, Hacken aller Art … diese Angaben hörte ich Jahre später, als Gelehrte in der Großen Stadt die Chronik der Belagerung aufschrieben.
    Ich erinnere mich an den bärtigen Alten, wie er mich mit gespitzter Feder erwartungsvoll ansah, während wir bei Brot, Oliven und Wein auf meinem hübschen Altan im Ausländerviertel der Großen Stadt saßen, vor uns lag das Goldene Horn und am jenseitigen Ufer Galata.
    »Und wie viele Käsemacher?«, fragte er und runzelte die Stirn, weil ich lachte.
    Ich erfand eine Zahl, aber ich bezweifle, dass überhaupt welche dabei waren. Ich hatte weder während der Zeit, die wir mit Swjatoslaw den Don hinunterfuhren, guten Käse gesehen, noch während unserer Zeit in Sarkel, wo wir schwitzten und Pläne machten und genug damit zu tun hatten, zu überleben, bevor wir endlich reich werden würden.
    Doch wenn wir Käse verlangt hätten, hätte Swjatoslaw uns bestimmt welchen beschafft. Denn für einen Mann, der dafür berühmt war, dass er seine Kriege im Reiten führte – ohne Wagen, ohne Kochgeschirr, nur mit Streifen von ledrigem Fleisch unter dem schweißgetränkten
Sattel –, waren seine Methoden der Kriegsführung doch ziemlich ausgeklügelt.
    Ich erlebte ihn ein Mal. Ich war gerade damit beschäftigt, Tonnen mit gepökeltem Hammelfleisch auf ein Schiff zu laden, denn etwa die Hälfte von Swjatoslaws Leuten aß aus verschiedenen Gründen kein Schweinefleisch. Das Schiff war bereits mit den Bestandteilen mehrerer Belagerungsmaschinen schwer beladen, dazu kamen die vielen griechischen Zimmerleute, die sie später zusammenbauen würden. Plötzlich gab es einen großen Aufruhr am Flussufer. Die Leute ließen

Weitere Kostenlose Bücher