Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
Vom Netzwerk:
schob die Innereien zur Seite, dann zündete er mit Holzspänen ein kleines Feuer an. Er sah, dass ich zusah. »Hol mir etwas trockenes Holz, Orm Ruriksson. «
    Das tat ich, was an diesem nassen Strand nicht ganz
einfach war. Als das Feuer groß genug war, legte er den Hasen hinein. Der Geruch nach sengendem Fell und verbranntem Fleisch zog hinunter bis zu den Händlern, von denen einige sich eilig bekreuzigten.
    Als er fertig war, ließ Illugi Godi die Reste auf dem Felsen zurück, nahm seine Habseligkeiten und zusammen stapften wir über den Kiesstrand und durch grobes Strandgras hinauf bis zu den dunklen Häusern von Birka. Auf dem Platz der Händler, der sich außerhalb der hohen Palisaden vor dem großen, zweiflügeligen Nordtor befand, standen einige Hütten aus Lehmflechtwerk. Daneben gab es zwei größere Häuser aus altersschwarzen Holzbalken. Das eine war für die Truppe, die den Borg bewachte, jene große Festung, die sich zu unserer Linken erhob. Das andere Haus war für Leute wie wir, durchziehende Gruppen bewaffneter Männer, denen die braven Bewohner von Birka zwar Gastfreundschaft gewähren mussten, die sie jedoch nicht in ihren geschützten Häusern haben wollten.
    An den Toren standen zwei gelangweilte Wächter mit runden Lederhelmen, Schilden und Speeren und sorgten dafür, dass niemand etwas Größeres als ein Tischmesser mit in die Stadt nahm. Da es keinem vernünftigen Menschen eingefallen wäre, seine Waffen am Tor abzugeben, weil er sie dann nie wieder gesehen hätte, gab es viel Gefluche, weil so mancher, der dieses Verbot nicht kannte, wieder zu seiner Unterkunft zurückkehren musste, um seine Waffen dort zu deponieren.
    Illugi Godi war auf unserem Weg zum Gästehaus gerade dabei, mir diese Dinge zu erklären, als er sich plötzlich unterbrach. Über den Strand kam einer der Eingeschworenen getorkelt, er sah aus wie erfroren.

    Ich erkannte ihn zunächst nicht, doch als Illugi Godi ihn bei der Schulter packte und herumdrehte, sah ich sein Gesicht. Er hieß Eyvind, ein merkwürdiger Mann mit schmalem Gesicht, der aus Hadaland in Norwegen stammte. Mein Vater sagte immer, er sei ein bisschen verrückt, aber er hatte es nie näher erklärt.
    Irgendetwas hatte ihn jetzt erschreckt, das war klar. Ich bekam eine Gänsehaut. Er war bleich wie ein Toter, ein Eindruck, der durch sein dunkles Haar noch verstärkt wurde, und über seinem Bart wirkten seine Augen wie die dunklen Höhlen eines Totenschädels.
    »Was ist mit dir passiert?«, fragte Illugi, während ich mich vorsichtig umsah. Der kalte Wind heulte, bald würde es dunkel sein. Eine Gruppe magerer Gestalten zog wie Schatten in der Dämmerung vorbei. Am Tor und oben in der Festung wurden Lampen angezündet, kleine gelbe Augen, die die Dunkelheit noch dunkler erscheinen ließen.
    Illugi wiederholte seine Frage, und der Mann blinzelte mit den Augen, als hätte ihm jemand Wasser ins Gesicht geschüttet.
    »Raben«, sagte er schließlich, seine Stimme klang fast verwundert, doch schwang noch etwas anderes mit. Hoffnungslosigkeit. »Ich habe einen Raben gesehen.«
    »Vielleicht war es nur eine Krähe«, sagte Illugi. »Wahrscheinlich hast du es in der Dämmerung nicht so genau gesehen.«
    Eyvind schüttelte den Kopf, dann sah er Illugi an, als nehme er ihn zum ersten Mal richtig wahr. Er fasste ihn bei den Armen, sein Bart zitterte. »Ein Rabe. Dort unten am Strand, auf einem Felsen bei einem geopferten Hasen.«

    Ich hörte, wie Illugi scharf einatmete. In Eyvinds Augen stand das blanke Entsetzen.
    »Woran hast du gedacht?«, fragte Illugi Godi. Eyvind schüttelte den Kopf und murmelte etwas. Ich verstand nur die Worte »Rabe« und »Unglück«, der Rest wurde vom Wind weggetragen. Ich fröstelte, denn der Anblick eines von Allvaters Vögeln auf einer Opfergabe bedeutete den sicheren Tod.
    Illugi packte nun seinerseits den Mann und schüttelte ihn. »Woran hast du gedacht?«, fragte er nochmals heftig.
    Eyvind sah ihn an, seine Brauen zogen sich zusammen und wieder schüttelte er verwirrt den Kopf. »Gedacht? Was meinst du …?«
    »Hast du dich gerade an etwas erinnert, oder hast du dir etwas gewünscht?«
    »Nicht direkt gewünscht«, erwiderte Eyvind.
    Illugi knurrte. »Sondern?«
    Eyvind verzog das Gesicht, dann entspannte es sich und er sah Illugi an. »Ich hatte zur Stadt hinübergesehen und dabei gedacht, wie leicht man sie niederbrennen könnte.«
    Illugi klopfte ihm beruhigend auf die Schulter, dann zeigte er auf das Bündel, das Eyvind

Weitere Kostenlose Bücher