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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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war groß, selbst im Winter, wenn es leer war, doch als ich Birka zum ersten Mal sah, erschien es mir riesig. Wie konnten so viele Menschen so dicht beieinander an einem Ort wohnen? Jetzt weiß ich es natürlich besser – Birka war nichts weiter als ein Dorf aus rau behauenen Holzhäusern, das in ein paar Straßen von Miklagard, der großen Stadt der Römer, gepasst hätte.
    Wir kamen an, in strömendem Regen und in einem Sturm, der sich anfühlte, als wolle er uns die Kleider vom Leib reißen. Die Taue dröhnten und das klatschnasse Segel blähte sich gewaltig.
    Da es so nass war, ließ mein Vater es nicht einholen, folglich rauschte die Fjord Elk nur so dahin. Sie schnitt wie eine Klinge durchs schwarze Wasser, ließ schneeweiße Gischt sprühen, schlängelte sich durch die Wogen, und man spürte, wie die Planken sich bogen und bis zum Bersten spannten – so wie das mächtige Tier, nach dem
sie benannt war, wenn es irgendwo in einem rötlichen Herbstwald seine Brunftschreie ausstößt.
    Hier verloren wir Kalf. Als Storchenbein brüllte, dass der Borg, der große Festungsfelsen von Birka, in Sicht war, entschied mein Vater, dass das Segel heruntergenommen werden musste. Wenn nicht, würden wir am Hafen vorbeifliegen, bis nach Helgö mit seinem Gewirr von kleinen Inseln, die noch immer im schmutzig-blauen Eis gefangen waren, an dem unsere schnelle Elk unweigerlich zerschellen würde.
    Also begaben wir uns eilig an die Taue aus Walrosshaut und fingen an zu ziehen, während die Elk ächzte und sich aufbäumte und das Wasser unter ihr zischte und schäumte.
    Das Segel leistete ziemlichen Widerstand, doch dann riss sich eine Ecke los und flatterte wild herum. Kalf lehnte sich über die Bordwand, um sie festzuhalten. Ein Fehler. Das Segel war nass und er erwischte es nicht. Es schlug ihm nur wie ein Hammer ins Gesicht und ich sah gerade noch aus dem Augenwinkel, wie er im hohen Bogen ins Wasser fiel und im nächsten Moment verschwand.
    Und weg war er, einfach so.
    Diejenigen von uns, die es bemerkt hatten und gerade nicht an einem Tau zogen, stürzten an die Bordwand, aber man sah nichts mehr von ihm. Und selbst wenn er hochgekommen wäre, hätte es keine Hoffnung für ihn gegeben, denn wir flogen vor dem Wind dahin wie ein ungezügeltes Pferd. Bis wir das Segel geborgen und die Riemen eingelegt hätten, um zurückzurudern, wäre er steif gefroren gewesen und gesunken.
    Ich sah, dass mein Vater etwas zu Einar sagte, doch der Wind riss ihm die Worte aus dem Mund und schleuderte
sie gegen das nasse Segel. Einar schüttelte nur den Kopf und deutete nach vorn. Illugi Godi machte das Zeichen gegen den bösen Blick und Valgard brüllte uns etwas Unverständliches zu, dann trat er in die Mitte des Schiffs, klopfte uns beruhigend auf die Schultern und drängte uns, das Segel vollends einzuholen.
    Keuchend und schwitzend vor Anstrengung wickelten wir die riesigen, triefenden Stoffmassen um die Rah und zurrten alles zusammen auf den Ständern fest. Die Rudermannschaft setzte sich auf ihre Seekisten, die gleichzeitig als Ruderbänke dienten, und wie ein Pferd mit angezogenem Zügel wurde die Fjord Elk allmählich ruhiger und wandte sich dem großen, vor Nässe schwarz glänzenden Felsen zu, der das Wahrzeichen von Birka war.
    Auf dem Felsen war eine Festung mit einem Schutzwall aus Erde und Steinen, der sich über die Siedlung erhob, und als wir uns dem Hafen näherten, gebot Einar uns, die hölzernen Stevenköpfe abzunehmen, um anzuzeigen, dass wir in friedlicher Absicht kämen und die Götter des Landes durch unsere Ankunft nicht beleidigen wollten.
    Wir ruderten, bis wir praktisch auf gleicher Höhe mit dem Felsen waren, als der schwache Klang eines Horns über das Wasser schallte, worauf Rurik Anweisung gab, sofort die Riemen einzuholen. Wir warteten. Die Elk tanzte auf den Wellen und die Gischt sprühte über die Bordwand.
    »Was kommt jetzt?«, fragte ich Steinthor. »Wollen wir vielleicht hier angeln?«
    Er lachte nur und klopfte mir auf die Schulter, dass die Tropfen aus meinen nassen Kleidern spritzten. »Wir warten auf Ebbe«, sagte er. »Der Weg in den Hafen ist gefährlich, weil es hier viele Felsen gibt, und nur die Leute
von Birka wissen genau, wo sie sind. Der einzig sichere Weg, in die Häfen zu kommen, ist, auf Ebbe zu warten, dann kann man die Felsen sehen, es sei denn, der Wasserstand ist wirklich hoch, wie bei einer Sturmflut, dann muss man den Göttern vertrauen.«
    »Die Häfen?«, fragte ich.
    »Es gibt

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