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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Hakon das Leben gekostet, und sein Thron gehörte jetzt denen, die seine nächsten Verwandten, aber auch seine bittersten Feinde waren. Fortan war Harald Blauzahn der unbestrittene Herrscher über Norwegen und Dänemark.
    Illugi Godi stieß begeistert mit seinem Stab auf die Herdsteine, als die Männer erzählten, wie man Hakon nach Saeheim in Nordhordaland gebracht und mit den Riten Odins begraben hatte. Also war der König, der bis zu seinem Tod Christus gefolgt war, jetzt in Walhall bei seinen acht Brüdern, den Söhnen von Harald Schönhaar, und wurde von den alten Göttern geehrt.
    Jetzt waren die fünf Söhne von Eirik Blutaxt und seiner Frau Gunhild, die man mit Fug und Recht Mutter der Könige nennen konnte, nach Norwegen zurückgekehrt und die Truppen waren aufgelöst worden. Die meisten waren Bauern, gute, rechtschaffene Männer, die vernünftig waren und nach Hause gingen. Doch ein paar – zu viele, wie manche sagten – lungerten noch herum, suchten neue Arbeit oder leichte Gelegenheiten zu Raubzügen.
    Ich saß da und hörte zu, ich beobachtete die Gesichter dieser erfahrenen, weit gereisten Männer im roten Feuerschein und lernte viel. Ich sah, wer Anhänger des weißen Christus war und wer nicht, wer Handel treiben wollte und wer nur auf eine Gelegenheit für einen Überfall wartete.

    Vor allem beobachtete ich Einar, der beim Zuhören seinen Schnurrbart strich. Wenn er innehielt, wusste ich, dass er etwas gehört hatte, was ihm wichtig war. Dann setzte er sein Streichen fort und dachte darüber nach.
    Die Nachricht von neuen Kriegern machte ihm offenbar Sorge. Sie waren gefährliche Konkurrenten für ihn. Die Festung von Birka hingegen bestand aus entwurzelten Männern, die einen Ort suchten, an dem sie heimisch werden konnten, wo sie ein Haus, eine Frau und ein Herdfeuer hatten. Einar sah, wie der Wert eines guten Schwertkämpfers von Tag zu Tag mehr abnahm.
    »Wenn er mich nicht bald rufen lässt«, hörte ich ihn leise zu Ketil Krähe sagen, »muss ich mich bei ihm bemerkbar machen.«
    Ich wusste sofort, wer dieser Er war, von dem Einar sprach: Brondolf Lambisson, der Anführer der Händler von Birka. Am Tag nach unserer Ankunft hatte Einar den Kasten mit den Reliquien von Illugi und Großnase zur Burg hinaufbringen lassen. Sie hatten ihn dem Mönch Martin eigenhändig übergeben und bekamen das Versprechen, dass Brondolf Lambisson sie bald zu einer Unterredung bitten würde. Seitdem – nichts.
    Ich erfuhr nie, was Einar getan hätte, um Brondolfs Aufmerksamkeit zu erregen, denn am nächsten Abend tauchte einer der mit Leder gepanzerten Wächter im Gästehaus auf und richtete Einar aus, er würde im Borg erwartet.
    Also rief Einar Illugi und zu meiner Überraschung auch mich, um ihn zu begleiten. Als ich meinen Umhang holte, nahm er mich beim Arm und sagte dicht an meinem Ohr, und sein Atem roch stark nach Hering: »Kein Wort davon, dass du lesen kannst, und schon gar nicht Latein.«
    Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Ich war in der
Stadt, am Himmel funkelten die Sterne, Wolken jagten dahin, und ich hatte Mühe, der Laterne zu folgen, mit der der Wächter uns über die glitschigen Holzstege führte, wobei ich aufpassen musste, dass ich nicht ausrutschte oder gegen Regentonnen lief.
    So aufgeregt war ich, dass Illugi mir einen sachten Klaps hinter die Ohren geben musste und murmelte: »Junge, pass auf, wo du gehst, oder du landest im Dreck.«
    Er unterbrach sich, weil ein Betrunkener angetorkelt kam, der versuchte, uns auszuweichen und dabei ausrutschte und vom Steg in den stinkenden Schlamm fiel. »So wie der«, fügte Illugi hinzu, wobei er vergeblich versuchte, die Spritzer von seinem Umhang zu wischen.
    Der Betrunkene spuckte und gurgelte hinter uns, dann stand er mühsam auf, kletterte auf die Planken zurück und wankte unsicher davon.
    Ich habe seitdem viele Städte gesehen. Hedeby war größer, Känugard war reicher und die große Stadt Miklagard hätte sie beide verschlucken können, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Doch Birka, jetzt im ersten Anflug von Frühling, kam mir vor wie eine exotische bunte Blume.
    Aus jedem Haus strömte Licht und man hörte Lärm: Lachen, Rufen, Singen. Und auf all diesen tückischen Holzstegen gingen Leute – so viele Leute –, durch Straßen, die nach Kochdünsten, verschüttetem Bier und Kot rochen. Es hieß, dass Birka zehnhundert Einwohner habe. Ich hatte noch nie auch nur einen Ort mit einhundert Menschen gesehen.
    Ich merkte kaum, dass es

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