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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Singen des Windes in den Tauen, das klang, als zupfe jemand an einer tiefen Harfensaite.
    Es muss gegen Mittag gewesen sein, als eine wässrigblasse Sonne sich zeigte und alle in Jubel ausbrachen. Es war das erste Mal seit Langem, dass wir überhaupt die Sonne wiedersahen. Mit einem Gesicht so finster wie das
Wasser unter dem Kiel sah Martin der Mönch, wie Illugi den Göttern dankte. Einar beobachtete Martin und strich sich nachdenklich den Bart.
    Später verteilte Gunnar Sauermilch, Gerstenbrei und aufgeweichtes Brot, zusammen mit einem halben Becher Wasser für jeden. Die Frau unterbrach ihr undeutliches Murmeln nur, wenn sie aß, aber auch das tat sie nur lustlos. Sie schien noch immer Fieber zu haben.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Illugi, der zu mir kam. Ich berichtete ihm und er fühlte ihre Stirn und brummte etwas, dann ging er zu Einar und sprach mit ihm. Er nickte, sah sich den Himmel an und rief dann Rurik zu sich. Mein Vater fuhr sich mit der Hand über das wirre, schüttere Haar – ein Zeichen, das ich als großes Unbehagen zu deuten gelernt hatte – und trat an die Bordwand.
    Er sah lange aufs Wasser zu beiden Seiten des Schiffes und blinzelte in die schwache Sonne, die langsam hinter einem milchigen Dunst verschwand. Er sagte etwas zu Einar, der nickte, und wickelte sich fester in Gudleifs Pelz, der inzwischen ziemlich mitgenommen aussah.
    Mir tropfte das Wasser von der Nase, aber wir flogen weiter in den Abend hinein, ohne auch nur einen Gedanken an Land, Schären oder Untiefen zu verschwenden. Wir segelten auf der Straße der Wale.
    Als das Tageslicht nachließ, winkte Einar mich zu sich und flüsterte Ketil Krähe etwas zu, der den Mönch holte. Mit Illugi Godi kauerten wir unter dem kleinen umgedrehten Faering, das als einziger Unterschlupf an Bord natürlich von Einar beansprucht wurde.
    »Wie du siehst, Mönch, sind wir entkommen, aber der Preis dafür war nicht gerade klein. Thor verlangt ein Opfer, und ich wüsste nicht, warum ich dazu nicht einen
gewissen Christus-Anbeter nehmen sollte«, knurrte Einar ihn an.
    Ich verkniff es mir, etwas zu sagen, denn das Ganze schmeckte mir zu bitter. Der Preis war natürlich von Eyvind gezahlt worden, und der hatte ihn voll bezahlt, verraten von dem Mann, dem Treueschwüre angeblich so wichtig waren. Außerdem hätten wir den Mönch auf dem Höhepunkt des Sturmes opfern müssen, da hätte es Sinn gehabt.
    Martin, nass, verzweifelt, kalt und mit einem großen Bluterguss im Gesicht, zog den Rotz hoch. Er war längst nicht mehr der aalglatte, weltgewandte Gelehrte, der uns zum Essen eingeladen hatte. Doch auch wenn er jetzt nicht viel mehr als eine nasse Ratte war, so hatte sie doch noch ein paar Zähne, die beißen konnten. Dachte er.
    »Du wärst gut beraten, mich etwas besser zu behandeln, Einar der Schwarze«, erwiderte der Mönch bitter. »Schließlich bewahre ich das Geheimnis dessen, was du suchst.«
    »Der Gottesstein bewahrt das Geheimnis«, sagte Einar kalt. »Ich denke, zusammen mit Illugi, der Runen lesen kann, und Orm, der Latein liest, werden wir dem Geheimnis schon auf die Spur kommen. Nenne mir einen guten Grund, warum du nicht über Bord gehen solltest.«
    Martin sah mich misstrauisch an und nickte langsam. »Ich hatte mich schon gefragt, wie ihr von dem Gottesstein etwas wissen konntet, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Junge hier so gescheit ist.«
    Ganz klar, ich war ihm nicht geheuer, und dieser Gedanke ließ mich frösteln. Er schien mir angesichts dieser ganzen Situation viel zu kühl und ruhig. Und ich merkte, dass Einar das auch fand.

    »So ist es«, sagte Einar und nickte Ketil Krähe und einem weiteren stämmigen Mann zu, Snorri, der ein Muttermal auf der Wange hatte, an der gleichen Stelle und von fast der gleichen Größe wie Martins Bluterguss. Sie packten den Mönch. Er schrie und wehrte sich, aber sie banden ein kräftiges Seil um seine Fußgelenke und zogen ihn ein kleines Stück am Mast hoch, wo er wild schaukelnd und gestikulierend hing.
    Einar stand auf. Er reckte sich, gähnte und furzte. Dann zog er ein kleines Messer hervor, das ich noch nie gesehen hatte, zu klein für einen Sax, doch sein Tischmesser war es auch nicht. Er ergriff die linke Hand des kleinen Mönchs und schnitt ihm das erste Glied eines Fingers ab. Das Blut floss. Der Mönch heulte und schrie. Einar betrachtete das Fingerglied eingehend, dann warf er es lässig über Bord.
    »Dies ist ein Zaubermesser«, sagte er an den Mönch gewandt. »Es

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