Die Eingeschworenen Raubzug
nachdenklich.
Illugi Godi nickte weise. »Mit dem Blut eines Gottes daran wäre das schon ein mächtiger Zauber.«
»Und die jetzt zu einem Schwert umgeschmiedet ist«, sagte jemand. Erst jetzt merkte ich, dass die gesamte Mannschaft das Geschehen gefesselt verfolgte.
Ein Schwert also. Aus Metall, das einen Gott berührt hatte. Das war das Zeug, aus dem die Sagen waren, für uns das reinste Lebenselixier. Es gab wahrlich einige großartige Dinge in der Welt: Silberschätze, herrliche Pferde, schöne Frauen. Aber das Allergrößte war doch ein Schwert mit einem Runenzauber.
»Und die Frau? Welche Rolle spielt die in dieser Sache?«
Martin spuckte aus und holte tief Luft. »Sie stammt aus dem Geschlecht der Schmiede, die das Schwert gemacht haben. Sie … weiß, wo es ist.«
Keiner rührte sich, aber einige sahen nervös nach hinten, wo die Frau lag, denn eine Zauberin an Bord zu haben, bedeutete Unglück. Eigentlich bringen sie überall Unglück, dachte ich.
»Weiß Vigfus das?«, fragte Einar, und Martin, der sich vor Schmerzen wand, seinen verletzten Finger möglichst hoch hielt, um die Blutung zu stillen, schüttelte wimmernd den Kopf.
»Er weiß aber von dem Gottesstein«, gab Ketil Krähe zu bedenken. »Er wird danach suchen, denn er weiß ja nicht, dass der weder ihm noch uns etwas nützt. Und das wird ihn in dieselbe Richtung führen, in die wir jetzt fahren.«
»Ein Runenschwert«, brummte Einar, der diesen Einwand überhörte. »Ein Mann, der so etwas besitzt, wäre wirklich ein König und ein Held.« Er sah uns an und grinste. »Ein Mann, der ein solches Schwert hat, dazu einen Berg Silber und die Eingeschworenen, brauchte keinen König mehr zu fürchten.«
Die Männer jubelten und schlugen sich begeistert gegenseitig auf die Schulter. Als der Lärm sich gelegt hatte und alle wieder an ihre Arbeit gingen oder sich gegen den Sprühregen zu schützen suchten, wandte Einar sich um. Sein Grinsen war verschwunden, als er mein Gesicht sah, denn ich konnte mich nicht gut verstellen. Ich war wütend, und das gefiel ihm nicht.
»Was ist das für eine saure Miene«, sagte er gereizt, »wenn alle guter Dinge sind?«
»Alle außer Eyvind«, sagte ich.
Illugi Godi, der in der Nähe stand, legte mir beruhigend die Hand auf den Arm.
»Eyvind hatte seinen Schwur uns gegenüber gebrochen«, knurrte Einar. »Mit seinem Loki-Fluch, alles anzuzünden, hat er uns alle in Gefahr gebracht.«
»Ein Schwur ist ein Schwur. Als ich ihn abgelegt habe, hat niemand etwas davon erwähnt, dass er wegen einer Dummheit oder durch einen Fluch ungültig wird und einen das Leben kosten kann.«
Illugi Godi nickte unwillkürlich, und Einar sah es. Seine Miene verdüsterte sich noch mehr. »Ach, es hat dir wohl nicht gefallen, dass du mitten auf der Straße deine
Hose herunterlassen musstest«, sagte er langsam. »Ich glaube, du musst erst noch etwas reifer werden, ehe deine Gabe mir wirklich nützt. Am besten kümmerst du dich weiter um die Frau.«
Er sah mich kühl an. Er hatte mich beleidigt und ich war zu recht wütend. Aber dies war Einar der Schwarze, und ich war noch so jung und unerfahren, dass ich unter seinen harten schwarzen Augen jeden Mut verlor.
»Ich rufe dich, wenn ich dich brauche«, sagte er, dann entließ er mich mit einer Kopfbewegung.
Mit weichen Knien stolperte ich davon und warf mich neben der Frau hin. Ich hörte, wie Einar Illugi ärgerlich anschnauzte, dann war alles still, außer dem Knarren des Mastes und dem Rauschen des Kielwassers.
Später hatten mein Vater und Einar eine kurze Besprechung und Martin wurde herbeigezerrt, um daran teilzunehmen. Es war klar, dass sie den weiteren Kurs planten.
Das Segel wurde gerefft und die Riemen eingeholt, sonst hätte man das Schiff nicht in eine andere Richtung drehen können. Die Männer legten sich ins Zeug und brachten die Elk auf ihren neuen Kurs. Dann wurde sie erneut aufgetakelt wie vorher und verfiel wieder in ihren alten wilden Galopp.
Ich brauchte meinen Vater nicht zu fragen, wohin wir fuhren, denn es war klar: zu der Schmiede, von wo man die Frau verschleppt hatte. Sie fuhr nach Hause.
Es regnete wieder, die Frau fantasierte und verdrehte die Augen und die Elk preschte auf der Straße der Wale.
Vier Tage später lag die Frau noch immer in ihren Fieberfantasien und redete wirr vor sich hin. Hring hatte Leinen mit Angelhaken und kleinen Fetzen aus buntem Stoff versehen,
die er in einem erfolglosen Versuch, Fische zu fangen, hinter dem Schiff
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