Die Eingeschworenen Raubzug
kann Lüge und Wahrheit unterscheiden, und jedes Mal, wenn es eine Lüge hört, schneidet es einen Finger ab, bis sie alle weg sind. Dann macht es bei den Zehen weiter, bis auch die alle weg sind. Danach kommen dein Schwanz und deine Eier dran …«
»Bis die auch weg sind«, kam der Chor derer, die den Spruch kannten, begleitet von brüllendem Gelächter.
»Ganz recht«, sagte Einar, ohne eine Miene zu verziehen.
»Lasst mich runter, lasst mich runter …«
Plötzlich wurde unser Mönch sehr gesprächig. Er bettelte, versprach uns alle Schätze dieser Welt, und da er seinen Gott persönlich kannte, auch noch die in der nächsten.
Und er gab alles preis. Dass Attilas Schatz wirklich existierte. Dass dieser Gottesstein gar nicht wichtig war, die
Frau dafür umso wichtiger. Es schien, dass Vigfus dorthin geschickt worden war, wo der Gottesstein ursprünglich gestanden hatte, nachdem Martin entdeckt hatte, dass die Christus-Reliquie, die er gesucht hatte, dorthin gebracht worden war, um Attilas Schatz hinzugefügt zu werden. Anscheinend handelte es sich um ein Schwert.
Es war ein Teil der Geschenke, die die Wälsungen Attila gemacht hatten, als ihnen klar geworden war, dass es nur mit List und Opfern möglich sein würde, diese schlitzäugige Schlange von einem Steppenfürsten zu besiegen. Also machten sie ihm ein letztes großes Geschenk, Schwerter, Silber und eine Braut, eine der Ihren, eine Zauberin namens Ildiko, die ihn in der Hochzeitsnacht umbrachte.
Martin, der diesem Geschehen nachspüren wollte, hatte Vigfus losgeschickt, um die Schmiede ausfindig zu machen oder zumindest entsprechende Hinweise auf das Schwert oder einen Speer zu sammeln. Vigfus, der nicht einmal imstande wäre, seinen eigenen Arsch zu finden, selbst wenn er beleuchtet wäre, fand natürlich nichts. Dafür hatte er die Frau entführt, die jetzt zitternd und fiebernd neben mir lag. Die heidnische Bevölkerung ihres Landes schien sie sehr zu verehren, und auf diese Weise hatte er gehofft, Informationen von ihnen zu erpressen.
Sie hatten Vigfus angegriffen, viele seiner Männer umgebracht und ihn in die Flucht geschlagen, worauf er mit nichts als der Frau wieder in Birka ankam.
Martin jedoch hatte die Bedeutung der gesuchten Reliquie erkannt. Dann hatte er sich an St. Otmund und seine Mission erinnert, und weil er gehofft hatte, dass es in den Schriften dort vielleicht einen Hinweis über die Schmiede geben könnte, hatte er uns nach Strathclyde
geschickt. Doch von dort hatten wir lediglich einen Hinweis auf den Gottesstein mitgebracht.
»Schön, schön«, sagte Einar, während das Blut des Mönchs unaufhaltsam aufs Deck tropfte, »aber warum hast du jetzt Angst vor Lambisson, den du wegen dieser ganzen Geschichte ausgeplündert hast? Wenn du wirklich dem großen Schatz auf der Spur bist, müsste er sich doch eigentlich freuen?«
Zum ersten Mal zögerte der Mönch. »Ich … er … wir konnten uns nicht einigen. Es ging ums Prinzip … lasst mich runter, ich glaube, ich muss kotzen.«
»Ums Prinzip?«, knurrte Einar und kniff die Augen zusammen. Er griff nach der verletzten Hand des Mönchs und dieser heulte auf.
»Nein, nein … warte, warte … die Reliquie. Es ging um die Reliquie …«
»Hinter der ist Blauzahn her«, sagte ich, weil mir plötzlich alles klar wurde. »Dieser Christus-Zauber. Damit will er die Dänen bekehren. Für diesen Bischof mit dem rot glühenden Handschuh.«
Martin kotzte, grün und schleimig lief es ihm in die Nase und ins Haar, und Einar, der wohl dachte, er könnte ersticken, nickte Snorri zu, der ihn aufs Deck herunterließ. Er wurde mit Seewasser begossen, bis er elendig zitternd wieder zu Atem kam.
»Stimmt das, was Orm sagt?«, wollte Einar wissen.
Martin, der zu nichts anderem mehr fähig war, nickte und würgte noch immer.
»Also«, fuhr Einar fort, »Blauzahn weiß nichts von Attilas Schatz, außer dass es da ein heiliges Amulett gibt, das die Christus-Anhänger verehren. Davon hast du Lambisson nichts gesagt, statt dessen hast du sein Geld dazu benutzt,
es für dich selbst zu suchen …« Er strich sich über den Schnauzbart und dachte lange nach. »Was für ein Christenamulett ist das denn, hinter dem alle her sind?«, fragte er schließlich und gab Martin einen Fußtritt.
Der Mönch hustete, hielt seinen blutenden Finger umklammert und brachte schließlich die Antwort heraus. »Eine Lanze. Die damals … in die Seite unseres Herrn gestoßen wurde. Von den Römern.«
»Aha«, sagte Einar
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