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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Mönch traurig, die verletzte Hand unter der Achselhöhle. »Ich fürchte, er hat sie auch missbraucht. «
    Sie lag da, fiebrig, mit weit geöffneten Augen, doch sie
sah nichts. Ich wusch sie, so gut ich konnte. Ich betrachtete die Rundung ihrer Wangenknochen und ihre vollen Lippen, und ich stellte fest, dass sie sehr schön war.
    »Vielleicht eine Prinzessin«, pflichtete Martin mir bei, der den Lappen auswrang. Von draußen hörten wir Gemurmel, Unterhaltung, lautes Gelächter, den Lärm von Männern, die sich am Feuer ausruhten. Ich wäre auch gern dabei gewesen, und es gab mir einen Stich, dass ich nicht zu ihnen gehörte. Vielleicht würde ich niemals zu ihnen gehören.
    »Ich habe Hunger«, sagte ich. »Hol du etwas für uns, ich wache bei der Frau.«
    Martin stand auf und zuckte zusammen. Ich konnte mir gut vorstellen, wie sein verletzter Finger pochte und schmerzte. Man hätte ihn ausbrennen müssen, damit er nicht anfing zu eitern und die Fäulnis sich ausbreitete, wodurch er am Ende die Hand oder gar den Arm verlieren konnte. Ich hatte es ihm gesagt und er war blass geworden, ich weiß nicht, ob bei dem Gedanken, eine Hand zu verlieren oder mit einem heißen Eisen versengt zu werden.
    Die Frau auf ihrem Lager aus weichem Schilf und Decken regte sich und sagte wieder etwas in dieser irritierenden Sprache, die so vertraut klang, dass ich sie fast zu verstehen glaubte, und deren Worte trotzdem keinen Sinn ergaben. Sie öffnete die Augen, sah mich an, sagte aber nichts.
    »Wie geht es dir?«, fragte ich.
    Keine Antwort.
    »Ich heiße Orm«, sagte ich langsam, wie zu einem Kind. »Orm«, wiederholte ich und klopfte auf meine Brust. »Und du?« Damit zeigte ich auf sie. Doch wieder zeigte sie keine Reaktion.

    Martin tauchte mit zwei Schalen Eintopf auf. Es gab auch Brot – sie hatten es am Feuer getrocknet und die schlimmsten Schimmelstellen abgeschnitten – und unter dem Arm trug er lederne Becher und eine Flasche.
    Als die Frau ihn sah, fing sie an, um sich zu schlagen und sich unter den Decken zu verkriechen. Ich hielt sie fest und sprach beruhigend auf sie ein, aber sie ließ ihn nicht aus den verschreckten Augen und tobte, bis sie erschöpft zurücksank.
    »Lass das Essen hier und geh raus«, sagte ich, »sonst beruhigt sie sich nicht.«
    Martin zögerte. Dann stellte er die Schale und den Becher ab und ging.
    Ich fütterte sie mit kleinen Happen, die sie hungrig schluckte, aber sie war zu schwach, um viel zu essen. Immerhin, als ich mir die Reste ansah, hatte sie doch eine ganz annehmbare Mahlzeit gehabt.
    »Hild«, sagte sie plötzlich, als ich ihr den Mund so vorsichtig wie möglich abwischte, denn ihre Lippen waren noch immer geschwollen und aufgesprungen.
    »Hild«, wiederholte ich und grinste, hocherfreut über diesen Fortschritt. Sie wollte ebenfalls lächeln, aber die Lippen schmerzten zu sehr. Sie wurde wieder ernst.
    »Dunkel«, sagte sie und blickte mich an. Aber sie schien durch mich hindurchzusehen. »Dunkel. Allein. Dunkel …«
    Ihre Augen verdrehten sich wieder, bis das Weiße zu sehen war, und schon war sie mir wieder entglitten und murmelte nur noch undeutlich. Aber ich hatte sie verstanden.
    Ich stellte fest, dass sie einen Dialekt sprach, von dem ich ungefähr jedes dritte Wort verstand. Es war Finnisch,
das ich einmal verstanden hatte, weil Sigurd, Gudleifs anderer Pflegesohn, aus diesem Land stammte.
    Eine Träne rollte ihr über die Wange und an ihrem Hals herunter. Als Illugi Godi mit den Salben kam, die er für ihre Blutergüsse und Striemen gemischt hatte, erzählte ich ihm, was geschehen war. Er hockte sich hin, spitzte den Mund und dachte nach. Eine Laus schien ihn zu zwicken, denn er griff in seinen Bart und zerdrückte sie.
    »Nun, damit wäre Einar wieder ein Stück weiter mit seinem Rätsel. Doch ob es je ganz gelöst werden wird, ist eine andere Frage«, sagte er. »Vielleicht wird er jetzt wenigstens etwas netter zu dir sein, Junge.«
    »Aber ich nicht zu ihm«, entgegnete ich und er nickte traurig.
    »Ja, er ist im Unrecht. Eyvind hatte das nicht verdient, und einen Schwur zu brechen, ist ein schlimmes Vergehen. Ich glaube auch, das weiß er.«
    »Dann war vielleicht die Botschaft von Odins Raben für ihn bestimmt«, brach es aus mir hervor und Illugi sah mich an, als wagte er nicht einmal, an so etwas zu denken.
    »Du hast einen alten Kopf auf deinen jungen Schultern«, sagte er. Dann ging er und ließ mir die Salben da.
    In dieser Nacht träumte ich von einem weißen

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