Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
Vom Netzwerk:
saß da, die Hände auf den Knien, in seinen Umhang gehüllt, seine verfilzten roten Locken, die allmählich grau wurden, waren mit einem Lederband zusammengebunden. Er sah mich an, ohne ein Wort zu sagen, und seine graublauen Augen waren klar wie ein Sommersee.
    Die anderen kannte ich nicht, bis auf Geir, mit seiner mächtigen, violett geäderten Knollennase, die ihm seinen Beinamen, Großnase, eingebracht hatte und die sich noch mehr aufzublähen schien, als er jetzt erzählte, wie er mich in der Nähe der kopflosen Frauenleiche gefunden
hatte, halb erfroren und blutüberströmt. Steinthor, der dabei gewesen war, nickte bestätigend mit seinem Zottelkopf.
    Jetzt waren sie fröhlich, doch sie hatten Angst gehabt, als sie den großen weißen Bären tot vorfanden, mit einem Speer im Kopf und Bjarnis Schwert im Herzen. Und zur allgemeinen Heiterkeit gab Steinthor unumwunden zu, dass er sich vor Angst in die Hose geschissen hatte.
    Es waren noch zwei weitere Fremde da, einer davon war der größte Mensch, der mir jemals begegnet ist, ein wahrer Hüne: mit mächtigem Bart, mächtigem Bauch und mächtiger Stimme. Er trug einen blauen Mantel aus schwerem Wolltuch und die größten Wasserstiefel, die ich je gesehen hatte, in die die weitesten Hosenbeine gesteckt waren, die sich denken ließen, blau und silbern gestreift. Für diese Hose waren wahrhaftig viele Ellen Stoff nötig gewesen.
    Er trug eine Pelzmütze mit einer silbernen Spitze oben drauf, und wenn er damit versehentlich gegen die Klinge der riesigen Dänenaxt stieß, die er in der Hand hielt, dann klingelte es wie ein Glöckchen. Hin und wieder stampfte er mit dem Schaft auf den Lehmboden des Hauses und aus seiner Kehle ertönte ein tiefes, rollendes »Hrrrumm«, wenn Geirs Erzählung besonders aufregend wurde.
    Der andere war von schmächtiger Statur und wirkte müde, er lehnte an einem Pfosten und strich sich über seinen Schnurrbart, der, wie es damals der Brauch war, lang und geschwungen war wie eine Schlange. Er sah mich an, wie Gudleif ein neues Pferd anzusehen pflegte, abschätzend, abwartend, wie es sich bewegt.
    Aber Gudleif war nicht da, nur der krähendunkle Fremde auf seinem Hochsitz.

    »Ich bin Einar der Schwarze. Willkommen, Orm Ruriksson.«
    Er sagte es, als sei er hier der Herr im Haus.
    »Ich muss gestehen«, fuhr er fort, indem er sich etwas vorbeugte, wobei er das Schwert langsam auf seiner Spitze drehte, »dass sich die Sache als interessanter und günstiger herausgestellt hat als erwartet. Als Rurik zu mir kam und mich bat, hierher zu segeln, war ich zunächst abgeneigt. Ich hatte andere Pläne … Aber ein kluger Mann hört zu, wenn der Steuermann spricht.«
    Mein Vater, der neben mir stand, beugte leicht den Kopf und grinste. Einar grinste ebenfalls und lehnte sich zurück.
    »Wo ist Gudleif?«, fragte ich. Stille. Einar sah meinen Vater an. Ich bemerkte es und sah ihn ebenfalls an.
    Mein Vater zuckte unbehaglich mit den Schultern. »Es hieß, dass er dich ins Gebirge geschickt hat, damit du im Schnee umkommst. Und dann war da die Sache mit dem Bären, die ebenfalls noch offen war …«
    »Gudleif ist tot, Junge«, unterbrach Einar. »Sein Kopf steckt auf einem Speer am Strand, damit seine Söhne ihn sehen, wenn sie ankommen, und wissen, dass der Blutpreis gezahlt ist.«
    »Blutpreis wofür?«, brummte jetzt der Hüne und drehte seine Axt, dass die Klinge in der Düsternis aufblitzte. »Musste er nicht sterben, weil wir dachten, Ruriks Junge sei tot?«
    »Für den Bären, Skapti Halbtroll«, sagte Einar leise. »Der war wertvoll.«
    »Hat Gudleif ihn denn getötet?«, fragte der Dünne, wobei er langsam seinen Schnurrbart strich und gähnte. »Ich dachte, Geir Großnase hat gerade eine Geschichte
erzählt von Orm Ruriksson, dem Töter des weißen Bären.«
    »Hätte er etwa erst den Wert abschätzen sollen, als der Bär im Dunkeln auf ihn zukam?«, brummte mein Vater. »Ich kann mir vorstellen, dass du das machen würdest, Ketil Krähe – aber bis du deine Stiefel ausgezogen hättest, um an deinen Zehen weiter zu zählen, wärst du auch einen Kopf kürzer, da kannst du sicher sein.«
    Ketil Krähe schmunzelte und deutete mit einer Handbewegung an, dass er zustimmte. »Wo du recht hast, hast du recht. Ich kann nicht rechnen. Aber zwei und zwei kann ich noch zusammenzählen.«
    »Und natürlich«, sprach Einar weiter, der dies alles ignorierte, »ist da auch diese Frau Freydis, die getötet wurde. Und sie war keine Leibeigene. Sie war eine

Weitere Kostenlose Bücher