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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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unverbindlichen
Ja
ab. In Japan hatte es
Hai
gelautet. Es tat seltsam gut, seine Stimme zu hören.
    »Na, liegen Sie wieder mal in Langley auf der faulen Haut?«, fragte ich.
    Er antwortete nicht gleich und ich stellte mir vor, dass er lächelte. Ich überlegte, ob er immer noch diese Brille mit Drahtgestell trug. Wahrscheinlich ja. Sie ließ ihn wie den Bücherwurm erscheinen, der er einmal gewesen war. Heutzutage verbarg er dahinter die Gerissenheit, die er sich mittlerweile zugelegt hatte, und er war schlau genug, ihren Wert zu kennen.
No aru taka wa, tsume o kakusu
, wie ein japanisches Sprichwort lautet. Der kluge Falke verbirgt seine Krallen.
    »Nicht direkt auf der faulen Haut«, meinte er. »Was ist mit … alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Ich muss Sie um einen kleinen Gefallen bitten – einen sehr kleinen.«
    Man durfte sich immer darauf verlassen, dass Kanezaki umeinen Gegengefallen bitten würde, und der konnte ganz schön groß ausfallen. Es lohnte sich also, von Anfang an klarzustellen, dass es nur um eine Kleinigkeit ging.
    »Sollen wir über Skype weiterreden?«, fragte er. »Falls Sie befürchten, mein Handy wäre nicht sicher genug.«
    Das war ein Zugeständnis an meinen Sicherheitswahn und gleichzeitig der Versuch, den Gefallen aufzuwerten. »Nein«, sagte ich. »Nichts derartiges. Ich brauche nur eine aktuelle Auskunft über einen JSOC-Colonel namens Scott Horton. Sein Spitzname lautet Hort. Haben Sie schon mal von ihm gehört?«
    Eine Pause entstand und ich nahm an, dass Kanezaki überlegte, ob ich Horton töten wollte. Er war es gewohnt, mich in solchen Kategorien zu betrachten. Aber er wusste auch, dass ich ihn in dem Fall nicht angerufen hätte.
    »Ja, das habe ich. Aber seine Position ist …«
    »Geheim, ich weiß. Ich kenne seine Position. Ich will mehr über den Menschen erfahren. Könnte er einen Grund haben, nicht mein Bestes im Sinn zu haben?«
    »Schwer zu sagen. Bei Ihrer Tätigkeit kann es leicht passieren, dass man sich Feinde macht.«
    »Ehemalige Tätigkeit.«
    Er lachte. »Und trotzdem telefonieren wir jetzt miteinander.«
    Das ignorierte ich. »Er will sich mit mir treffen.«
    »Sie befürchten eine Falle?«
    »Ich denke immer, es wäre eine Falle. Manchmal stimmt es sogar.«
    »Nun, alles was ich sagen kann, ist, dass er Rückendeckung von ganz oben hat. Unter der letzten Regierung war das JSOC direkt dem Vizepräsidenten unterstellt und führte ein paar extrem schwarze Operationen durch. Seymour Hersh nannte es ein Mordkommando.«
    »Ist da was dran?«
    Er lachte. »Sie erwarten doch nicht im Ernst, dass ich einenSy-Hersh-Artikel auf seinen Wahrheitsgehalt überprüfe, oder?«
    Dann stimmte es also. »Was noch?«
    »Sagen wir mal, unter der neuen Administration ist die Mission des JSOC unverändert geblieben. Ich kenne nicht alle Details, aber ich weiß, dass eine Menge unserer ehemaligen Zuständigkeiten auf das Militär übertragen wurden.«
    »Warum?«
    »Wir stehen jetzt seit über einem Jahrzehnt in Afghanistan. Im Irak beinahe ebenso lang. Dazu an ein paar anderen Orten, die nicht so oft in den Nachrichten erwähnt werden. Eine Dekade weltweiten Krieges spült das Militär ganz nach oben. Die Leute kriegen, was sie wollen, und sie wollen eine Menge.«
    »Was ist mit einem ehemaligen ISA-Agenten mit Nachnamen Larison? Und einem derzeitigen ISA-Typen namens Treven?«
    »Die Namen sagen mir nichts, aber ich kann sie überprüfen. Und ich halte die Ohren offen, was Horton von Ihnen wollen könnte.«
    So etwas sagte Kanezaki nicht einfach so dahin. »Das weiß ich zu schätzen.«
    »Tun Sie mir denselben Gefallen. Ich möchte auch gerne wissen, was er im Schilde führt. Da Sie nicht ganz leicht zu finden sind, muss er äußerst motiviert sein.«
    Ich hörte einen Anflug von beruflichem Neid aus seiner Bemerkung heraus. Man konnte es ihm nicht verübeln, dass er seine Agenten nicht gerne mit jemandem teilte. Oder seine ehemaligen Agenten. Und es war ja wirklich nicht viel verlangt. Ich sagte, dass ich ihn auf dem Laufenden halten würde und legte auf.
    Der dritte Anruf galt Dox. »Ich bin’s«, sagte ich, als er abhob. »Ich? Wer ist ›ich‹?«, fragte er mit seinem gedehnten Südstaatenakzent.
    Das hatten wir schon mal gehabt. »Du weißt schon, wer ›ich‹ ist.«
    Er lachte, offensichtlich erfreut. »Klaro, klaro, ich wollte nur mal sehen …«
    »Ob du mich dazu bringst, meinen Namen am Telefon zu sagen, ich weiß. Da musst du dich schon ein bisschen mehr

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