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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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auch das erschwerte die Dinge, falls jemand Ungehöriges plante. Als Sahnehäubchen zu all den taktischen Vorzügen schadete es auch nichts, dass mir das Essen schmeckte.
    Kanezaki hatte Informationen über Larison und Treven geliefert. Bei Daniel Larison handelte es sich tatsächlich um einen ehemaligen ISA-Agenten, aber er war tot, in die Luft gesprengt bei dem Anschlag auf die pakistanische Premierministerin Bhutto in Karatschi am 18. Oktober 2007. Entweder ein vorgetäuschterTod oder ein anderer war in die Schuhe des toten Larison geschlüpft. Treven schien tatsächlich Ben Treven von der ISA zu sein, obwohl auch das nicht hundertprozentig sicher war, denn Kanezaki war es nicht gelungen, Fotos aufzutreiben, nach denen ich die beiden Männer hätte identifizieren können. Aber Namen waren Schall und Rauch. Entscheidend war, dass sie für Horton arbeiteten.
    Ich hatte Horton früher am Morgen angerufen und ihn wissen lassen, wo ich zu finden war. Anschließend hatte ich mir sofort einen Tisch mit Blick über das Restaurant und die Straßeneingänge gesichert. Dox saß ein paar Tische weiter mir gegenüber, vor den Eingängen durch eine der riesigen, holzgetäfelten Säulen verborgen.
    Wir hatten uns am Abend zuvor beim Essen im
XIV
, einem Restaurant am Sunset Boulevard, getroffen. Nach so langer Zeit gab es viel zu erzählen. Bei einem hervorragenden Menü mit Tomaten-Pfirsich-Salat, Taschenkrebs-Ravioli und weiteren Köstlichkeiten hatte Dox mir anvertraut, dass ihn das kleine Stückchen Paradies, das er sich in Bali aufgebaut hatte, langsam zu langweilen begann.
    »Es ist wunderschön, du kennst es ja«, sagte er, während er sich den sandfarbenen Spitzbart strich. »Ich dachte immer, es wäre genau das, was ich wollte, ein Zuhause auf der anderen Seite der Welt. Du weißt schon, weit weg von dem nervenden Trubel und so, aber … ich weiß nicht, vielleicht liegt es nicht an Bali, sondern an mir.«
    »Wie das?«
    »Ach, Scheiße. Ich kann so viel Arbeit kriegen wie ich will … es gibt derart viele Aufträge von der CIA und vom Pentagon, dass ich von ausländischen Klienten gar nichts mehr annehme. Aber ich hab’s satt, mit den Turbanträgern Hase und Igel zu spielen. Ich meine, was hat es für einen Sinn, auf Feuerwehrmann zu machen, wenn die Leute, für die man arbeitet, das Zündelnnicht lassen können? Eigentlich sollte ich ja froh sein – der große Weltkrieg gegen den bösen Terror verschafft unsereinem ein hübsches Einkommen. Zum Teufel, wahrscheinlich habe ich die Midlife-Crisis. Vielleicht sollte ich mir einen Sportwagen anschaffen.« Er trank einen kräftigen Schluck von seinem Bombay Sapphire Gin, dann meinte er: »Was ist mit dir und Delilah? Wie kommt ihr zurecht?«
    Ich nippte an einem 2007er Emilio’s Terrace aus dem Napa Valley, den ich ausgerechnet in Bangkok entdeckt hatte. Es war ein Cabernet, noch ziemlich jung, aber bereits von angenehmer Fülle. Mit einem Anflug von Traurigkeit fragte ich mich, wie er wohl schmecken würde, wenn er in etwa zehn Jahren seinen Höhepunkt erreicht hatte. Ich betrachtete die dunkle Flüssigkeit im Glas und sagte: »Gar nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es bedeutet, dass ich sie in Paris zurückgelassen habe. Ich lebe wieder in Tokio.«
    »In Tokio?«, fragte er und massierte sich das Genick. »Ich dachte, du bist verliebt in Paris. Verflixt, ich dachte, du liebst Delilah?«
    Ich seufzte. »Sie wollte den Mossad nicht verlassen. Ich weiß nicht, wie oft ich ihr gesagt habe, dass es mich wahnsinnig macht, wenn sie weiter in der Branche bleibt, während ich auszusteigen versuche. Am Ende … Ich habe ihr ein Ultimatum gestellt.«
    »Nach deinem derzeitigen Wohnort kann ich mir vorstellen, wie das ausgegangen ist.«
    Ich trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. »Es ist wahrscheinlich am besten so.«
    »Also, ich weiß nicht. Dachte, das zwischen euch beiden wäre etwas Besonderes, ehrlich.«
    Ich nickte. Wir drei hatten eine Menge zusammen erlebt: Erst als Gegenspieler im Fadenkreuz, dann, als der Mossad mich anheuerte, um einen abtrünnigen israelischen Bombenbauer namensManheim Lavi auszuschalten, im selben Team. Am Ende hatten wir uns gegenseitig aus Gründen den Rücken gedeckt, die nichts mit nationalen Interessen, aber alles mit persönlicher Freundschaft zu tun gehabt hatten. Ich wusste, dass da zwischen mir und Delilah etwas ebenso Ungewöhnliches wie Kostbares aufgeblüht war.
    »Denkst du noch an sie?«, fragte er.
    Ich wandte den Blick ab.

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