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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sinnlos, Erpressung als Drohung zu präsentieren: Damit verletzt man nur unnötig das Ego der Zielperson und erzeugt eine der Sache nicht dienliche Widerspenstigkeit. Stattdessen verschleiertman die Drohung, als ginge sie von jemand anderem aus, ja, als stünde man selbst auf der Seite der Zielperson. Vielleicht hatte Larison deshalb Spannungen zwischen Horton und ihm selbst und Treven angedeutet. So konnte ich mir einreden, dass ich eigentlich gar kein Problem mit diesen beiden hatte, sondern mit Horton. Wenn Larison skrupellos genug war, und das spürte ich, hatte er vielleicht sogar die beiden Riesenkerle zu genau diesem Zweck geopfert.
    »Hören Sie«, meinte Larison. »Niemand kann heutzutage noch richtig untertauchen. Jeder ist auffindbar. So ist das moderne Leben. Sie wollen totale Sicherheit? Dann müssen Sie sich vollständig ausklinken. Von der Bildfläche verschwinden, sich in die Einsamkeit zurückziehen, ohne Kontakt zur Welt. Aber wenn Sie Städte mögen und Judo und Jazz und Cafés und Kultur, wie es in Ihrer Akte heißt, dann haben Sie keine Chance, jemandem wie Hort auf Dauer zu entgehen. Sie können höchstens dafür sorgen, dass man die Suche nach Ihnen aufgibt.«
    »Und wie stellt man das an?«, fragte ich beiläufig.
    Er trank noch einen Schluck Kaffee. »Man wartet auf die richtige Gelegenheit.«
    »Oder man führt sie herbei«, schlug ich vor.
    Er nickte. »Oder das. Und ich sage Ihnen noch etwas. Falls Sie beschließen, Horts Angebot anzunehmen, was immer es sein mag: Lassen Sie ihn zahlen. Eine Menge. Er kann es sich leisten.«
    Er klang zornig, als er das sagte, sogar verbittert, und wenn mir zuvor die Unstimmigkeiten zwischen ihm und Horton entgangen wären, jetzt lagen sie offen zutage. Was immer Horton vorhatte, es musste äußerst wichtig für ihn sein, um sich die Feindschaft von jemandem zuzuziehen, der derart gefährlich wirkte wie Larison.
    Danach wurde nichts mehr gesprochen. Larison wusste, wann es Zeit war, den Mund zu halten und es dem potenziellenInteressenten zu überlassen, das Geschäft mit sich selbst abzuschließen. Und Treven war klug genug, dem Beispiel des älteren Mannes zu folgen.
    Schweigend nippten wir an unseren Kaffeetassen. Entweder ich hatte gerade eine imponierende Theateraufführung mit zwei toten Statisten erlebt oder sie sagten weitgehend die Wahrheit. Horton wollte mir und Dox ein Angebot machen, wahrscheinlich eines, dem wir nicht widerstehen konnten. Treven und Larison hatte er bereits angeheuert, aber sie schienen nicht besonders glücklich darüber zu sein und suchten nach Allianzen oder einem Weg, auszusteigen. Doch sie waren clever genug, ihre Karten nicht gleich aufzudecken. Was eventuelle Kopien meines abendlichen Privatvideos anging, konnte ich mir nicht sicher sein. Und das war im Moment eigentlich auch nicht nötig.
    Zum dritten Mal an diesem Abend sah ich keinen Vorteil darin, abzuwarten. Ich trank meinen Kaffee aus und nahm die Videogeräte vom Tisch.
    »Wie kontaktiere ich Horton?«, fragte ich.

Kapitel
Sechs
    Später am Abend, in den endlosen, verschlungenen Tiefen des U-Bahn-Komplexes von Shinjuku, wo die zahlreichen Ebenen und wimmelnden Menschenmassen es beinahe unmöglich machen, Signale zu verfolgen und jemanden aufzuspüren, sah ich mir das Video an. Die Aufnahmen waren körnig und verwackelt, aber mit der richtigen Bildverbesserung konnten sie der Staatsanwaltschaft vernichtendes Beweismaterial gegen mich liefern, sollte es je dazu kommen. Ich zerstörte die Festplatten von allen Geräten und warf sie weg. Die Handys waren nutzlos – die einzigen angezeigten Nummern waren die des jeweils anderen. Ich warf sie ebenfalls weg. Dann suchte ich mir ein Internetcafé und googelte Larison, Treven und Horton. Für Larison und Treven gab es keinen einzigen Treffer. Horton wurde beiläufig in ein paar Nachrichtenartikeln erwähnt und verfügte über einen Wikipedia-Eintrag, der lediglich aus einem kurzen Abriss seiner herausragenden militärischen Laufbahn und der Anmerkung bestand, dass er geschieden war und keine Kinder hatte. Schließlich tätigte ich drei Anrufe, jeden von einem anderen Münztelefon aus.
    Zunächst die Nummer, die Larison mir gegeben hatte. Ein tiefer Bariton mit Mississippi-Delta-Einschlag, an den ich mich aus Afghanistan erinnerte, inzwischen etwas älter und gesetzter, meldete sich: »Ist das derjenige, von dem ich zu hören gehofft hatte?«
    Ich erwiderte: »Ich weiß nicht. Gibt es noch jemand anderen?«
    Er lachte.

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