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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Aufgespürt zu werden, wenn man meint, alle Spuren verwischt zu haben, ist eines der schlimmsten Gefühle überhaupt.
    »Weißt du, was ich glaube?«, fragte Dox.
    »Sag’s mir.«
    »Ich glaube, wir treten in ein Zeitalter ein, wo Freischaffende wie du und ich ernsthaft über die Vorzüge des Ruhestands nachdenkensollten. Ich meine, es gibt mittlerweile einfach zu viele Methoden, wie der Feind uns aufspüren kann. Videoüberwachung überall, Spionagedrohnen über amerikanischen Städten, die NSA späht die eigenen Bürger aus. Regierung, Internet- und Telekommunikationsgesellschaften arbeiten Hand in Hand, Satelliten und Supercomputer verarbeiten die Daten … Ich denke, wir leben in einer Welt, wo der Große Bruder einen findet, wenn er einen finden will. Und das heißt, man arbeitet entweder für den großen Bruder oder überhaupt nicht.«
    Ich antwortete nicht. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht hatte die Entwicklung einen Punkt erreicht, wo es keinen Platz mehr für Männer wie uns gab. Vielleicht waren wir Relikte, Anachronismen, Zahnrädchen einer großen Maschinerie, die keine Verwendung mehr für uns hatte und uns ausspuckte, um noch sinnloser und unerbittlicher denn je funktionieren zu können.
    Kurz vor Culpeper dämmerte es endlich und wir hielten zum Tanken an und um auf die Toilette zu gehen. Treven und Larison waren schweißgebadet, aber sie erklärten sich bereit, noch eine Weile hinten zu verbringen, weil sie schon daran gewöhnt waren. Ich fasste die Radionachrichten für sie zusammen, aber viel gab es da nicht zu erzählen. Wir diskutierten kurz, wer einkaufen sollte. Treven hatte grüne Augen, Larison strahlte diese Aura von Gefahr aus und ich war Asiate. Außerdem wirkten Treven und Larison, als kämen sie geradewegs aus dem Dampfbad. Damit blieb Dox als der Unauffälligste von uns Vieren übrig. Er kaufte einen Straßenatlas, einen Haufen Wasserflaschen und ein paar Müsliriegel und dann rollten wir wieder los in die langsam kühler werdende Nacht.
    Wir fuhren eine Weile nach Süden, ohne dass im Radio etwas anderes kam als Lokalnachrichten und Verkehrsmeldungen. Dann wurde die gelangweilte Stimme des Ansagers plötzlich eindringlich.
    »Soeben erreicht uns eine Eilmeldung«, sagte er. »Es gibt Berichteüber einen Anschlag auf das Weiße Haus. Ein Selbstmordattentat.«
    »Allmächtiger Gott«, meinte Dox und drehte die Lautstärke hoch.
    Der Sprecher sagte: »Polizei und Rettungskräfte treffen nach und nach am Schauplatz ein. Es gibt Berichte über Schwerverletzte. Nach unseren Informationen hat bisher niemand die Verantwortung für den Anschlag übernommen. Es ist unklar, ob sich der Präsident gegenwärtig im Weißen Haus aufhält oder nicht.«
    »Was zum Teufel redet der da?«, fragte ich. »Das Weiße Haus ist eine Festung. Ein Selbstmordanschlag? Das ergibt überhaupt keinen Sinn.«
    »Vielleicht wieder ein Flugzeug?«
    »Das hätten sie gesagt.«
    Er warf mir mit grimmiger Miene einen Seitenblick zu, dann sah er wieder auf die Straße. »Egal, was es ist: sieht so aus, als hätten wir den Weg dafür bereitet. Verdammt. Gottverdammt noch mal. Sollen wir anhalten und Larison und Treven Bescheid sagen?«
    »Nein, fahr weiter. Das Ereignis hätte stattfinden sollen, während wir noch in der Stadt waren, begreifst du? Jetzt ist sie vollständig abgeriegelt. Ich möchte wetten, dass bereits Einheiten der Nationalgarde den Verkehr auf dem Beltway und überall sonst stoppen. Je weiter wir von dem weg sind, was jetzt in Washington geschieht, desto besser.«
    Ich versuchte mir einzureden, dass es nicht unsere Schuld war. Aber Dox’ Worte ließen mir keine Ruhe.
    Egal, was es ist: sieht so aus, als hätten wir den Weg dafür bereitet.
    Wir fuhren weiter und sperrten die Ohren auf. Aber es kam nichts Neues, nur Variationen des bereits Gesagten, in einem Tonfall, der zwischen Hysterie und Ekstase schwankte. Erst ganz allmählich kristallisierten sich die Tatsachen heraus. Es hattesich nicht um einen Anschlag auf das Weiße Haus direkt gehandelt, sondern auf einen der Wachposten davor. Es gab viele zivile Opfer und ein Stück des eisernen Zauns, der das Gelände schützte, war zerstört worden. Anscheinend ging es dem Präsidenten gut. Er befand sich im Weißen Haus und würde um neun Uhr eine Rede an die Nation halten.
    »Hauptsendezeit«, kommentierte Dox angewidert. »Hübscher Zufall.«
    In Buckingham, Virginia, verließen wir die Route 15 und bogen nach Westen ab. Kurz, bevor wir Appomattox

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