Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
Sie?«
»Vier Leute. Sie müssen zu Hortons Truppe gehört haben. Irgendwie ist es ihnen gelungen, uns zu folgen, oder sie haben uns bereits erwartet. Sie haben den Kürzeren gezogen. Sie werden sicher bald mehr davon hören.«
Er sagte nichts. Aber sein Blick glitt zum Van. Zu seinen Nichten.
»Ihre Schwester scheint ziemlich clever zu sein«, sagte ich. »Sie hat mir erzählt, dass sie sich die Nummernschilder eines anderen Autos aus einem Vorort ausgeborgt hat. Es muss Zehntausende derartiger Vans in der Umgebung von Washington geben. Sie ist in Sicherheit. Man kann sie nicht aufspüren.«
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und strich sich mit den Fingern durchs Haar. »Mein Gott. Ich wusste nicht … mein Gott.«
Er ging zum Van und schob die Seitentür zu, dann stieg er aufder Beifahrerseite ein. Ich trat zu ihm und er fuhr die Scheibe herunter.
»Danke«, sagte ich. »Ihnen beiden.«
Yuki sah mich an und ich hätte schwören mögen, dass sie beinahe lächelte.
»Ich will gar nichts wissen«, meinte sie kopfschüttelnd. Dann zeigte sie auf Kanezaki und sagte: »Wir sind quitt, Mr. Außenministerium.«
Er nickte grimmig. »Kann man sagen.«
Ich fragte mich, was zum Teufel er für sie getan hatte. Was es auch war, er hatte seinen Schuldschein eingefordert und sie hatte bezahlt.
Hoffentlich nicht zu einem höheren Zinssatz, als sie erwartet hatte.
Kapitel
Achtzehn
Auf dem Weg aus Maryland hinaus mieden wir die Interstates und überquerten an der Point-of-Rocks-Brücke den Potomac in nordwestlicher Richtung, weitab vom Beltway und der Route 95. Dox fuhr, während ich Beifahrer spielte. Die Sonne stand schon tief am Himmel, aber es würde noch eine ganze Weile hell bleiben. Ich sehnte mich nach der Dunkelheit. Jeden Moment erwartete ich, eine ganze Phalanx von Polizeiwagen hinter uns einschwenken zu sehen, mit funkelndem Blaulicht und heulenden Sirenen. Das war natürlich eine absurde Vorstellung, aber das waren die vier Typen im Hilton auch gewesen. Nur über eines war ich mir klar, je weiter wir uns von der Stadt entfernten, desto sicherer würde ich mich fühlen.
Wir ließen das Radio eingeschaltet, um zu hören, ob es etwas Neues über die Schießerei im Hotel gab. Die Berichte waren wirr und unvollständig. Zeugen behaupteten, Schüsse gehört zu haben. Die Polizei hatte das Hotel abgeriegelt und die Cops sagten wenig mehr, als dass sie eine mögliche Schießerei untersuchten. Vielleicht war das Routine, aber es konnte auch sein, dass Horton hinter den Kulissen die Fäden zog und die Leute vor Ort im Namen der »nationalen Sicherheit« unter Druck setzte, um Identität und Auftraggeber der Toten zu verschleiern.
Wir sprachen über die Ereignisse im Hotel und die offensichtliche Lücke in unseren Sicherheitsvorkehrungen. Solange wir sie nicht identifiziert hatten, mussten wir davon ausgehen, dass das Problem weiter bestand. Das unterschwellige Gefühl einer Verwundbarkeit, die uns jederzeit wieder treffen konnte, war schwer erträglich.
»Und du bist sicher, dass euch niemand verfolgt hat?«, fragte ich, während wir dahinfuhren.
»Verdammt, ja«, erwiderte Dox. Wir haben vom Flughafen aus einen gründlichen Gegenaufklärungsgang gemacht. Mehrfacher Taxiwechsel, U-Bahn-Fahrt, du kennst ja die Routine. Niemand hätte uns unbemerkt folgen können.«
Ich unterdrückte das Verlangen, ihm zu sagen, dass er den Flughafen grundsätzlich hätte meiden sollen. Aber ich erkannte darin einen Anfall unproduktiver Besserwisserei. Außerdem, wenn ihnen niemand gefolgt war, war ihnen niemand gefolgt.
»Du hast gesagt, ihr wart auf einer Waffenmesse«, meinte ich. »Wie ist es damit?«
»Danach haben wir dieselbe Abschüttelungsroutine durchgeführt. Ausführlicher GAG. Hundert Prozent sauber.«
»Und was ist mit …«
»Dem Hotel, ja? Ich habe es von einer Tankstelle aus gebucht, in Merryfield in Virginia. Nachdem ich bereits verdammt sicher war, dass wir sauber sind.«
»Also gut, aber was ist mit …«
»Unsere Handys waren die ganze Zeit ausgeschaltet. Larison hat es doppelt kontrolliert. Der Junge ist genauso paranoid wie du.«
Ich überlegte. »Meinst du, er oder Treven könnte Horton den Tipp gegeben haben?«
»Schwer zu sagen. Vielleicht sollten die Killer im Hotel ja nur uns beide umlegen, nicht die zwei anderen. Aber falls ja, hat der Informationsfluss nicht funktioniert, denn Larison und Treven haben sie in Stücke geschossen. Du warst ja dabei.«
Ich nickte frustriert und wütend.
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