Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
erreichten, ging der Präsident auf Sendung.
»Wir alle wissen, was heute Abend geschehen ist«, begann er. »Ein feiges Individuum hat sich vor dem Weißen Haus in die Luft gesprengt und dabei zahllose unschuldige Bürger ermordet und verletzt. Niemand im Weißen Haus selbst kam zu Schaden und bis auf geringfügige Beschädigungen am Außenzaun war die Sicherheit des Gebäudes nie gefährdet.
Wir wissen noch nicht genau, wer für diese abscheuliche Tat verantwortlich ist. Aber seien Sie versichert, Militär, Polizei und Geheimdienste unseres Landes werden diese Frage bald beantworten können. Und wenn sie ihre Arbeit getan haben, werden wir die Verantwortlichen der Gerechtigkeit zuführen.«
»So nennen sie heutzutage Militäraktionen«, knurrte Dox. »Gerechtigkeit. Klingt eben besser als Invasion, Bombardierung und Schlächterei.«
»Pst.«
»Und nun möchte ich auf ein Gerücht zu sprechen kommen«, fuhr der Präsident fort. »Bevor der Terrorist sich in die Luft sprengte, soll er ›
Allahu Akbar‹
geschrien haben, was auf Arabisch ›Gott ist groß‹ bedeutet. Doch dafür gibt es bisher keine Bestätigung und es ist unverantwortlich von den Medien, dieses Gerücht vor seiner Verifizierung zu verbreiten, als würde es sich um eine Tatsache handeln.«
»Gerücht?«, meinte Dox. »Wer hat es denn in die Welt gesetzt? Der Präsident, gerade eben, würde ich sagen!«
»Genau das tut er, entweder bewusst oder weil er dahin gehend beeinflusst wird.«
»Ja, aber wie zum Henker …?«
»Pst. Er spricht weiter.«
»Unsere Aufgabe heute Nacht jedoch«, fuhr der Präsident fort, »ist es, für die Opfer und ihre Familien zu beten. Und den Männern und Frauen unserer bewaffneten Streitkräfte und Geheimdienste zu danken, die während ich hier spreche ihr Leben riskieren, um unsere Heimat und unsere Freiheit zu schützen. Lasst uns auch für sie beten.«
Die Reporter schrien ihre Fragen durcheinander, aber der Sprecher ging wieder auf Sendung und verkündete, dass der Präsident die Pressekonferenz verlassen hätte.
Dox warf mir einen Blick zu, dann sah er wieder geradeaus. »Was zum Henker sollen wir tun?«
»Ich weiß nicht.«
»Es ist mir ernst, John. Ich meine … die Scheiße, in der wir hier stecken, stinkt zum Himmel.«
»Ja.«
»Hör mal, Terroranschläge unter falscher Flagge? Und uns werden sie in die Schuhe geschoben? Verzeih mir, wenn ich wie ein Schwarzseher klinge, aber ich kann nicht klar erkennen, wie wir aus der Sache wieder herauskommen sollen.«
»Du klingst wirklich wie ein Schwarzseher.«
Er lachte leise. »Okay, dann heitere mich auf.«
»Ich arbeite daran.«
»Ganz zu schweigen von …«
»Ich weiß. Wir haben den Weg bereitet.«
Wir hielten erst in Roanoake wieder an. Es war fast Mitternacht und wir fuhren schon seit über acht Stunden. Dox und ich informierten Treven und Larison über den Vorfall vor dem WeißenHaus. Niemand gab einen Kommentar ab, aber ich wusste, dass alle das Gleiche dachten: Wir waren am Arsch.
Wir kauften Fast Food, tankten auf und kamen überein, die Plätze zu tauschen. »Es ist gar nicht so schlimm«, sagte Treven. »Viel kühler als vorhin, und das mit der Luftpolsterfolie war eine gute Idee von Ihrem Freund. Ist ziemlich bequem, wenn man sich drauflegt.«
Dox und ich sprachen über unser Unbehagen, hilflos und blind im Laderaum eingeschlossen zu sein, während Treven und Larison fuhren. Wenn jemand draußen ein Schloss vorhängte, verwandelte der Laster sich in ein Gefängnis. Nicht, dass einer von uns ein Vorhängeschloss dabei oder die Zeit gehabt hätte, eines zu beschaffen, aber dennoch. Letzten Endes spielte es keine Rolle, denn welche Wahl blieb uns schon? Keiner konnte riskieren, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Dox hatte es auf den Punkt gebracht: Es war unmöglich, sich vor dem modernen Überwachungsstaat auf Dauer zu verstecken. Und Larison hatte recht damit, dass der Erste von uns, der sich absetzte, auch der Erste war, der geschnappt wurde. Wenn wir aus der Sache mit heiler Haut herauskommen wollten, blieben wir am besten zusammen, bis wir einen Weg fanden, zurückzuschießen.
Treven und Larison war es egal, was sie aßen, deshalb war ich froh, als Dox am Morgen des zweiten Tages darauf bestand, uns in einem Bioladen in den Außenbezirken von Nashville mit ausreichend Verpflegung zu versorgen, um gemütlich bis zum Pazifik zu kommen. Dann fuhren wir zu einem Wal-Mart und beschafften ein paar Futons und Schlafsäcke für den
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