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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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niedergetrampelt, das muss ebenfalls untersucht werden. Außerdem will ich Bodenproben von drei Stellen, die ich auf der Karte markieren werde. Und veranlassen Sie, dass alle Fahrzeuge fünfzig Meter weiter zurücksetzen. Außer dem Gerichtsmediziner und den Leuten von der Spurensicherung kommt niemand hier herauf. Und halten Sie um Gottes willen diese Person mit der Videokamera von diesem steinernen Ding da fern, was immer das ist. Er hinterlässt ja überall seine Spuren.«
    »Das ist ein Luftschacht«, erklärte Hitchens.
    »Ich bin in meinem Wagen. Lassen Sie es mich wissen, wenn der Gerichtsmediziner so weit ist.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Möchten Sie ein Pfefferminzbonbon, Inspector?«
    Hitchens nahm ein Bonbon aus der Packung, die ihm hingehalten wurde, und hielt es zwischen den Fingern, während er Kessen nachsah, der zu seinem Wagen hinunterging. Dann drehte er sich um und machte sich auf die Suche nach dem Leiter des Tatortteams.
     
    Der Geruch einer Leiche war unverwechselbar. Reif, süß und intim. Ben Cooper konnte ihn sofort in der Nähe des Luftschachts ausmachen, als er dort eintraf. Es war, als wäre eine obszöne tropische Pflanze plötzlich inmitten des Torfmoors erblüht
und würde ihren giftigen Duft mit dem Wind über Hunderte von Metern verteilen.
    Bis Cooper endlich den Pulk der Polizeifahrzeuge hinter sich gebracht hatte, bewegte sich hinter dem Absperrband bereits eine kleine Gruppe weißer Gestalten in Schutzanzügen in Richtung Leiche. Sie waren kaum voneinander zu unterscheiden, aber eine davon musste die Pathologin Juliana Van Doon sein, die anderen beiden der Leiter des Tatortteams und der Einsatzleiter. Die steife, gedrungene Gestalt mit dem schlecht sitzenden Anzug war bestimmt Chief Inspector Oliver Kessen, der vermutlich den Einsatz leitete. Das Eintreffen der drei Beamten wurde von einem Beamten der Spurensicherung auf Video festgehalten.
    Cooper gesellte sich zu den Polizisten, die etwas abseits vom Tatort standen. Inspector Hitchens telefonierte von seinem Handy aus. Vielleicht versuchte er, weitere Hilfskräfte für eine Durchsuchung oder einen zusätzlichen Kriminaltechniker aufzutreiben. Unter den Beamten befand sich auch ein Sergeant, den Cooper kannte, aber von Diane Fry war nichts zu sehen.
    Es war ein milder Tag, und eine leichte Brise wehte über das Moor, aber aus der Öffnung des Luftschachts stieg Dampf empor wie aus einem Wasserkessel, der eben erst zu kochen aufgehört hatte.
    Einige hundert Meter entfernt im Heidekraut erhob sich ein Kiebitzpaar in die Luft und begann zu kreisen. Ein Brachvogel keckerte, aber es war unmöglich, den Vogel vor dem Hintergrund des Moors zu lokalisieren. Sein trillernder Gesang perlte wie Wasser über die Hänge der umliegenden Berge.
    Der Luftschacht war mindestens dreieinhalb Meter hoch und fünf Meter breit, viel zu hoch, um ohne Leiter einen Blick hineinwerfen zu können. Bei seinem Wiederaufbau hatte man alle möglichen Baumaterialien verwendet, darunter auch die ursprünglichen Quader aus Sandstein, schwarz vom Ruß der
Dampflokomotiven, die unten im Tal vorbeigefahren waren. Zwischen diesen Quadern hatte man kleinere, nicht verrußte Steine eingefügt, deren goldene und rote Farbnuancen sich mit dem Schwarz zu einem groben Patchworkmuster vereinten. Von der Ferne sah der Luftschacht aus, als trüge er ein Tarnmuster, das ihn harmonisch mit dem Berg dahinter verschmelzen ließ. Eigentlich machte er einen soliden Eindruck, aber auf der dem Wind zugewandten Seite begann der Mörtel bereits zu bröckeln. Der Maurer, der hier am Werk gewesen war, hatte nicht viel von seinem Handwerk verstanden.
    Zu einer Zwangspause verurteilt, da er nichts anderes tun konnte, außer zu warten, wandte sich Cooper von dem Luftschacht ab und machte ein paar Schritte ins Torfmoor hinein. Vor seinen Füßen flatterte eine Schnepfe auf, die auf einem morastigen Flecken genistet hatte, in der Hoffnung, nicht aufzufallen. Und er hatte sie tatsächlich nicht bemerkt.
    Ringsum sah Cooper sich von Hügeln umgeben, die von feuchtem, schwarzem Moor überzogen waren. Dazwischen klafften schmale Täler. An manchen Stellen war der Torf bis auf den felsigen Untergrund verwittert, der Berg quasi bis auf den Knochen abgenagt.
    Cooper versuchte, sich zu orientieren und herauszufinden, in welcher Talsohle das Dorf Withens lag. Er identifizierte es schließlich anhand der Bäume und eines kurzen Stückes der Straße, die über einer Anhöhe verschwand. Es war dieser

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