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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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darin, den Tatort zu sichten und zu sichern. Die oberste Regel dabei lautete: Sobald der Tod des Opfers eindeutig festgestellt war, durfte nichts am Tatort verändert werden. Knott wusste das genau. Aber er hasste es, untätig herumzustehen. Das widerstrebte ihm zutiefst. Knott wollte herumschnüffeln, wollte das Opfer identifizieren, wollte versuchen, selbst dahinter zu kommen, was passiert war.
    Je mehr Zeit verging, desto stärker juckte es ihn in den Fingern, aktiv zu werden. SeineVorgesetzten wären bestimmt beeindruckt. Aber als Knott zu seinem Partner hinübersah, der sich abmühte, irgendwo das Ende des blau-weißen Absperrbandes zu befestigen, war er froh, nicht allein zu sein. Wie schnell hatte man einen folgenschweren Fehler begangen. Oberste Priorität hatte es jetzt, alle Beweisstücke am Tatort vor äußeren Einflüssen zu bewahren. Knott warf einen Blick zum Himmel und betete, dass es nicht so bald regnen würde. Sie hatten nichts, womit sie die Leiche vor einem Unwetter hätten schützen können.
    Sie hörten, wie sich mit jaulendem Motor ein Auto näherte.
    »Wer kommt denn da?«, fragte Knott.
    »Hoffentlich ist es der Polizeiarzt.«
    Gespannt blickten sie den Hügel hinunter, auf die Stelle, wo der Weg auf der Anhöhe verlief und aus den Büscheln Heidekraut hervortrat. Noch war nichts zu sehen. Aber das Motorengeräusch wurde immer lauter, bis es direkt über ihnen zu sein schien.
    »Mist, verdammter!«, rief Knott und wirbelte herum. Ein schwarzer Mitsubishi-Pick-up befand sich nur noch wenige Meter von ihnen entfernt. Aber der Wagen fuhr bergabwärts, nicht bergauf.

    »Wo kommt der denn her?«
    »Keine Ahnung, aber er wird noch mitten durch die Absperrung fahren, wenn wir ihn nicht aufhalten«, schimpfte Knott.
    »Besser nicht, sonst machen die Hackfleisch aus uns.«
    »Na, dann halt ihn doch auf.«
    Die Polizisten setzten sich in Bewegung und rannten winkend auf den Wagen zu. Der Fahrer hatte das Tempo bereits gedrosselt und holperte langsam über den steinigen Weg, bis er schließlich einen knappen Meter vor dem Luftschacht zum Stehen kam. Er kurbelte das Fenster auf seiner Seite herunter.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Ich fürchte, Sie können hier nicht durchfahren, Sir. Das ist ein Tatort.«
    »Ein was?«
    »Ein Tatort, Sir. Es ist ein Unfall passiert.«
    »Oh.«
    »Also, wenn es Ihnen nichts ausmacht, Sir -«
    »Ist jemand verletzt?«
    »Ja, Sir.«
    »Wer ist es?«
    »Wir wissen es nicht. Aber ich muss Sie bitten, umzudrehen und den Weg, den Sie gekommen sind, wieder zurückzufahren.«
    Der Fahrer beugte sich aus dem Fenster, um sich den Weg näher anzusehen. »Ich könnte mich gerade noch vorbeiquetschen. Der Untergrund ist hier einigermaßen trocken, also müsste ich es mit dem Vierradantrieb schaffen.«
    »Nein, Sir. Fahren Sie bitte zurück.«
    »Das ist aber verdammt umständlich.«
    »Würden Sie mir bitte Ihren Namen nennen, Sir?«
    »Ich heiße Dearden.«
    »Und wo wohnen Sie?«
    »Auf der anderen Seite des Hügels. Shepley Head Lodge.«
    Knott sah fragend seinen Partner an, der die Schultern zuckte. »Dann hätten Sie eigentlich auch die Straße durch Withens nehmen können, Mr Dearden«, sagte er.
    »Schon möglich.«
    »Ich würde meinen, das ist einfacher, als sich hier auf dem engen Weg abzuquälen. Auch weniger schädlich für Ihre Federung und die Reifen.«
    »Vermutlich.«
    »Wo wollen Sie denn hin, Sir?«
    »Nach Glossop.«
    »Glossop? Na, dann ist das aber wirklich ein Umweg. Sie müssen zurück auf die A628 bis zu der Stelle, wo die Straße nach Withens abbiegt.«
    »Schon gut, schon gut. Ich fahre ja schon zurück.«
    Er legte den Rückwärtsgang ein, schaute über die Schulter nach hinten und begann, langsam rückwärts den Berg hinaufzufahren bis zu der Stelle, wo der Weg beim alten Steinbruch breiter wurde.
    Knott warf einen Blick auf die Leiche des jungen Mannes. »Wenn Mr Dearden hier in der Gegend wohnt, hätten wir ihn eigentlich fragen können, ob er den Toten kennt«, sagte er. »Vielleicht hätte er ihn für uns identifizieren können.«
    »Der Kerl war nicht von hier«, erklärte der andere Polizist bestimmt.
    »Bist du sicher?«
    »Das sind sie doch nie. Außerdem...«
    »Was?«
    »Dieser Mr Dearden hat mir nicht gefallen. Wieso muss der hier oben herumkurven, wenn er die Straße nach Withens hätte nehmen können? Das wäre einfacher und schneller gewesen. Das ergibt für mich keinen Sinn.«
    Knott zuckte die Schultern. »Komisch. Aber schreib dir seine

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