Die einsamen Toten
Autonummer auf, bevor er verschwunden ist«, sagte er und beobachtete, wie der Mitsubishi auf engstem Raum wendete.
»Wir geben seinen Namen an die Kripo weiter. Wenn die endlich mal kommen.«
»Wen bekommen wir denn, was meinst du?«
»Bestimmt irgendeinen Arsch, der uns erklärt, dass wir alles falsch gemacht haben«, knurrte Police Constable Knott.
Chief Inspector Oliver Kessen war ein Neuzugang bei der Division E. Die wenigen Kripobeamten, die ihn bisher kannten, gewährten ihm noch eine Schonfrist, sich in seinem neuen Job zurechtzufinden.
Sein Vorgänger Chief Inspector Stewart Tailby hatte seine neue Stelle in Ripley angetreten, einen Job im Amt für Körperschaften der Grafschaftsverwaltung. Es war verblüffend, wie oft er noch in der West Street gesehen wurde, wo er wie ein Geist herumirrte und versuchte, seine alten Kollegen in ein Gespräch zu verwickeln. Es war, als könnte er seinen alten Job nicht loslassen, als müsste er noch immer sein Revier markieren. Vielleicht hatte er Angst, man würde ihn vergessen, wenn er für immer weg war. Aber allmählich verlor er doch den Kontakt zu den Vorgängen in der Division E, und immer mehr neue Polizisten, die keine Ahnung hatten, wer er war, taten Dienst in der West Street.
Als Kessen endlich am Tatort vor dem Luftschacht eintraf, war der Polizeiarzt bereits vor Ort und die Maschinerie der Ermittlungen bei einem unnatürlichen Todesfall hatte sich in Gang gesetzt. Police Constable Knott hatte alle Hände voll zu tun, den Zugang zum Tatort zu regeln und die Namen aller, die dort eintrafen, im Protokoll zu erfassen.
»Das Opfer ist männlich, scheint Anfang zwanzig zu sein und hat mehrere schwere Kopfverletzungen erlitten«, erklärte Inspector Paul Hitchens, während Chief Inspector Kessen sich die letzten Meter der Steigung hinaufkämpfte.
Der Weg unterhalb davon füllte sich bereits mit Polizeifahrzeugen. Ihr Weiß und Orange wirkte lächerlich deplatziert vor dem Hintergrund des dunklen, kahlen Torfmoors.
Kessen nickte nur und stellte sich so hin, dass er die Leiche sehen konnte, ohne einen Fuß auf das abgesperrte Gebiet zu setzen. Er trug einen dicken Mantel, in dem er doppelt so breit wirkte und der ihn völlig unförmig erscheinen ließ. Er hatte die Gewohnheit, permanent die Lippen zusammenzukneifen, und lächelte kaum. Und wenn, dann enthüllte er eine Reihe schiefer Zähne, die dringend einen Kieferorthopäden benötigt hätten.
»Der Arzt schließt aus dem Zustand der Leiche, dass der Tod vor über vierundzwanzig Stunden eingetreten ist. Der Pathologe ist angefordert worden, wenn ich recht informiert bin?«
Kessen nickte erneut. Er kramte eine Packung Pfefferminzbonbons aus seiner Manteltasche hervor und steckte sich eines in den Mund. Hitchens bot er keines an.
»Die Spurensicherung ist da. So können sie wenigstens schon anfangen, ihre Fotos und Videos zu machen, bevor der Gerichtsmediziner kommt. Wenn sie uns Mrs Van Doon schicken, geht es schnell. Die Leiche wurde von zwei Feuerwehrleuten aus Glossop entdeckt. Zum Glück waren sie so clever, nicht allzu viel am Tatort herumzupfuschen.«
Der Chief Inspector gab keine Antwort. Sein Unterkiefer bewegte sich hin und her, während er sein Pfefferminzbonbon lutschte. Er fixierte das Gebiet hinter dem Absperrband, wo sich die Spurensicherung gegenseitig auf die Füße stieg.
»Der Leiter des Tatortteams hat einen Laufpfad angelegt, und der Einsatzwagen ist unterwegs«, berichtete Hitchens. »Und eine richtig gute Nachricht haben wir auch. Wir haben kurz unterhalb der A628 in einer Parkbucht einen verlassenen Wagen gefunden. Einen alten VW-Käfer. Falls es sich herausstellt, dass er dem Opfer gehört, hätten wir großes Glück. Dann wäre der Job in achtundvierzig Stunden erledigt.«
Kessen hustete. Hitchens sah ihn erwartungsvoll an, als könnte er tatsächlich etwas sagen. Aber Kessen wischte sich
nur mit einem Taschentuch über den Mund und fing wieder an, auf seinem Bonbon herumzukauen.
»Ich nehme an, Sie wollen sich die Leiche zusammen mit dem Gerichtsmediziner anschauen, ja?«, fragte Hitchens. »Oder wäre es Ihnen lieber, wenn ich Sie später informiere? Vielleicht haben Sie noch etwas anderes zu tun?«
»Ich will, dass der gesamte Tatort kriminaltechnisch gründlich untersucht wird«, sagte Kessen, ohne aufzusehen. »Sagen Sie den Leuten, sie sollen den Tatortradius um drei Meter bergauf und auf der anderen Seite um zwei Meter erweitern. Richtung Osten ist das Farnkraut
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